So sieht ein Angebot aus, das sich »an den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen«orientiert: Der auf ein Jahr befristete Vertrag mit einer »branchenüblichen« Probezeit von sechs Monaten läuft über 40 Wochenstunden und wird mit 1.800 Euro brutto entlohnt.
Das sind 30 Prozent unter dem bisherigen Honorar. Mit Tagessätzen von 80 bis 100 Euro kratzen die DuMont-Legehennen aber schon jetzt am Existenzminium. Kein Vergleich zu einem Erste-Liga-Gehalt, was Redakteure mit Tarifschutz erwarten dürfen: 5 000 Euro brutto.
Das genehmigen sich übrigens die glücklichen Alpha-Journalisten bei DuMont. Die Pauschalisten des Verlags werden jetzt bloß auf eine andere Verliererstraße verschoben. Als Leiharbeiter sind sie dann bei einer Tochterfirma ausgelagert, machen aber die gleiche Arbeit wie bisher im Verlag.
DuMont-Pauschalisten: Lieber gleich schwarz putzen gehen?
Diese zum 1. Januar gegründete Firma Rheinland Media24 ist nicht tarifgebunden. Sie kann im Krisenfall schnell versenkt werden und mit ihr alle Leiharbeiter. Eine Funktionärin des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV) bezeichnete die Praktiken von DuMont als beispiellos: Kein anderer Verlag hatte so konsequent auf Pauschalisten gesetzt.
Genauso »konsequent« setzt man dort jetzt wohl auf journalistische Leiharbeiter, die wie Festangestellte arbeiten. Es wird also nur ein fragwürdiges Sparmodell gegen ein anderes ausgetauscht.
Einige der Pauschalisten und Bald-Leiharbeiter haben sich den neuen Sklaventarif bereits in einen Stundenlohn umgerechnet: 11,25 Euro brutto. Die dauerstreikenden Lagerarbeiter des umstrittenen Versandriesen Amazon verdienen nicht viel weniger. Und ja: Putzfrauen bei der Frankfurter FairCare bekommen tatsächlich 12,95 Euro die Stunde. Allerdings arbeitet nur jede Sechzehnte überhaupt legal.
Das Kölner Weihnachtsgeschenk: Wer nicht unterschreibt, sitzt auf der Straße
Bei DuMont regiert deshalb inzwischen der Galgenhumor. Eine Pauschalistin sagt: »Meine Putzfrau verdient mehr.« Sie berichtet auch: »Man hat uns gesagt, es gebe hier keinen Verhandlungsspielraum, denn der Verlag habe kein Geld, um mehr zu bezahlen. Wer den Vertrag nicht unterschreibt, wird ganz klar ab Januar nicht mehr weiter beschäftigt.«
Der Verlag, der 2014 einen Gewinn von fünf Millionen Euro einfuhr, macht hier ein Weihnachtsgeschenk, mit dem er sich selbst beschenkt: Es laufen bisher nur mündliche Gespräche, Vertragsunterlagen hat noch niemand erhalten – wohl um Absprachen der Gehaltsopfer untereinander zu verhindern.
Die Pauschalisten fühlen sich »bedrängt«. Eine Mitarbeiterin sagt: »Ich habe mündlich erstmal zugesagt. Bis zum 1. Januar finde ich sicher keinen neuen Job und bin auf diesen angewiesen.« Auch das werden die anderen Verlage gerade sehr wohl registrieren, die auch keine »rechtssichere« Grundlage für ihre eigenen Pauschalisten suchen. Der Journalistensatz des Jahres 2016 dürfte also lauten: Liebling, unsere Putzfrau verdient mehr als ich.
Quelle: Kopp-online vom 22.12.2015
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