Großbritannien – Cameron will Flüchtlinge direkt von Syriens Grenzen holen

Lange hatte sich der britische Premier dagegen gesträubt, weitere Flüchtlinge ins Land zu lassen. Unter dem Eindruck schockierender Bilder bewegt er sich nun. Andere EU-Staaten sollen aber nicht entlastet werden.

04.09.2015

© Reuters Premierminister David Cameron ist zögerlich damit, Großbritannien für Flüchtlinge zu öffnen

Die britische Regierung ist offenbar bereit, einige tausend weitere Flüchtlinge aus Syrien ins Land zu lassen. Nachdem am Donnerstag Bilder eines auf der Flucht im Mittelmeer ertrunkenen syrischen Jungen für Entsetzen gesorgt hatten, geht Premierminister David Cameron zumindest teilweise auf Kritiker ein. Opposition, Kirchenvertreter, Hilfsorganisationen und auch Abgeordnete aus Camerons Tory-Partei fordern angesichts der Flüchtlingskrise, dass ihr Land sich nicht abschottet.

„Als Vater haben die Bilder des toten Jungen mich sehr bewegt“, sagte Cameron am Donnerstag in einem Fernsehinterview. „Großbritannien ist eine moralische Nation, die stets ihre moralischen Verpflichtungen erfüllt. Wir nehmen Tausende auf, und wir werden weiterhin Tausende aufnehmen.“ Zugleich ist dies offenbar ein Signal, dass die Zahl deutlich unter der Forderung von Oppositionspolitikern bleiben wird, mindestens Zehntausend weitere Flüchtlinge ins Land zu lassen.

Flüchtlinge sollen direkt aus Syrien kommen

Die Neuaufnahmen werden wohl nicht aus anderen EU-Ländern auf die Insel kommen, berichten britische Medien unter Berufung auf ungenannte Quellen. Damit sollten Menschen davon abgehalten werden, die riskante Reise nach Europa zu unternehmen.

Vielmehr werden sie aus Flüchtlingscamps nahe der syrischen Grenze stammen, wo Millionen ausharren. Die Aufnahme werde in Zusammenarbeit mit dem Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen laufen, berichtet die Zeitung „Guardian“. Über dieses Programm habe Großbritannien bislang lediglich 200 Syrer aufgenommen, insgesamt seien es seit Ausbruch des Bürgerkriegs 2011 knapp 5000 gewesen.

Camerons Regierung wehrt sich gegen feste Quoten, um die Flüchtlingsströme auf die verschiedenen EU-Mitgliedsstaaten zu verteilen. Viele Flüchtlinge versuchen derzeit, die britischen Inseln durch den Kanaltunnel vom französischen Calais aus zu erreichen.

Quelle: Franfurter Allgemeine Zeitung vom 04.09.2015

Dieser Beitrag wurde unter Aktuell, Geschichte, Kultur, Nachrichten, Politik, Soziales, StaSeVe Aktuell, Völkerrecht, Wirtschaft, Wissenschaft abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.
0 0 votes
Article Rating
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments