Heute in der BILD-Zeitung: Arabisch für Anfänger

09.09.2015
Markus Mähler

Herzlich willkommen in Deutschland: Für Flüchtlinge in Berlin und Brandenburg gibt es Springers Boulevardzeitung heute kostenlos und auf Arabisch. Bereits gestern prognostizierte ZDF-Nachrichtenchef Elmar Theveßen, dass die angestammten »Biodeutschen« zur Minderheit im eigenen Land werden. Lohnt sich in dieser Zukunft eigentlich noch Journalismus auf Deutsch? Springer ist aber nicht der einzige Medienkonzern, der sich auf Arabisch an die neuen Zielgruppen im Land herantastet.

Wie sieht unsere Zukunft aus? Auf jeden Fall multikulturell, glaubt ZDF-Nachrichtenchef Elmar Theveßen und gab gestern Abend beim Lanz-Talk (Minute 16:08) eine drastische Prognose ab: »Daran werden wir uns gewöhnen. In unseren großen Städten in Deutschland werden wir nicht mehr eine Gruppe haben, die die Mehrheit stellt, sondern nur noch Minderheiten.«

Theveßen sprach von einer neuen Minderheit im Land, die er »Biodeutsche« nennt. Dass diese angestammte Ex-Mehrheit und die vielen zugewanderten Minderheiten einmal fest zusammenwachsen werden – daran glaubt der ZDF-Nachrichtenchef offenbar selbst nicht so ganz.

Er wurde schwammig und bekam erkennbar Angst vor seiner eigenen Prognose: »Wir müssen organisieren, wie diese Minderheiten […] miteinander leben. Ich glaube, das ist machbar.«

Welche Sprache sprechen die deutschen Medien in Zukunft?

Der Mann ist nicht irgendwer, sondern Alpha-Journalist. Sein Wort hat großes Gewicht beim öffentlich-rechtlichen ZDF, wo der politische Einfluss von CDU und CSU besonders stark ist. Das macht den Mainzer Lerchenberg zum informellen Haus-und-Hof-Sender der Großen Koalition. Theveßen bestimmt den journalistischen Kurs im Haus und damit auch, wie das Fernsehen uns die Welt erklärt. Welche Nachrichten wir sehen und vor allem: welche Seite davon.

Theveßens Prognose stellt aber auch die deutschen Medien vor eine riesige Herausforderung: Welche Sprache spricht das Land in dieser Multikulti-Minderheiten-Zukunft? Wie geht eine Branche damit um, die von der Sprache lebt? Werden Journalisten die Menschen im Land überhaupt noch auf Deutsch erreichen oder entsteht ein Sprachen-Babylon in Mitteleuropa? Wo jede Minderheit im eigenen Schneckenhaus wohnt und das öffentliche Wir-Gefühl zerfällt.


Die Bild auf Arabisch: Ein Geschenk an die Flüchtlinge

Wie schnell die deutschen Medien auf die neue Lage reagieren, zeigt wieder mal der Branchen-Vorreiter Springer – und das besonders drastisch: Die Bild gibt es am Mittwoch in Berlin und Brandenburg auf Arabisch, um den »Flüchtlingen das Ankommen in Berlin zu erleichtern«. Der Berlin-Ratgeber für Flüchtlinge wird auf der Titelseite noch in Deutsch angekündigt, doch auf den vier Extra-Seiten wird allein Arabisch gesprochen. Diese Bild-Ausgabe verteilt Springer übrigens kostenlos in den Flüchtlingsheimen und Erst-Registrierungsstellen.

Die deutschen Leser müssen die Bild ganz normal bezahlen. »Schenken Sie diese B.Z. nach dem Lesen einem Flüchtling«, schreibt B.Z.-Chefredakteur Peter Huth und rührt auch im Netz auf Twitter die Werbetrommel: »Sharing old school! Tomorrow’s BZ with a four-page-supplement with service for refugees in Arabic. #refugeeswelcome.«

Keine Angst vor dem »Bevölkerungs-Zuwachs von anderswo«

Moment, warum auf einmal B.Z.? Diese Zeitung ist Springers lokales Boulevard-Anhängsel und wird dort zusammen mit der Bild im Berliner Axel-Springer-Hochhaus produziert. Also: B.Z. = Bild. Am Kiosk sind es noch zwei Zeitungen, die jetzt aber gemeinsam eine arabische Beilage rausbringen. Auch die Bild-Berlin-Brandenburg-Chefin Miriam Krekel wünscht sich: »Machen Sie den Flüchtlingen ein Geschenk«, »Eine Beilage, die Flüchtlingen hilft, in Berlin anzukommen! Natürlich in arabischer Sprache«.


Dazu passt irgendwie auch der Twitter-Post von Krekel direkt darunter: »#Brandenburg verliert laut Statistik-Amt bis 2060 ein Viertel seiner Einwohner. Wer hat da Angst vor Bevölkerungs-Zuwachs von anderswo?«

Diese kleine Meldung hat große Sprengkraft: Mittlerweile ist das Wort »Bevölkerungsaustausch« zwar verbrannt, aber Krekel bastelt sich hier einen politisch korrekten Ersatz-Terminus: »Bevölkerungs-Zuwachs von anderswo«. Der Springer-Konzern verteilt die Arabisch-für-Anfänger-Bild zwar kostenlos an Flüchtlinge – wirtschaftlich ist das aber nicht umsonst gewesen. Der Konzern fährt eine Kampagne für Flüchtlinge und jetzt auch eine Marketingkampagne bei Flüchtlingen.


Nicht nur Springer sucht die neuen Zielgruppen

Die sind gerade erst in den Berliner Turnhallen angekommen – übernachten wohl bald im Velodrom – und kennen bereits Deutschlands große Zeitungsmarke mit den vier Buchstaben. Deutschlands drittgrößter Medienkonzern lässt hier nichts anbrennen und bindet die neueste Zielgruppe bereits fest an sich. Ganz neu ist die Idee aber nicht: In der Bild wird längst auch auf Türkisch getextet. Diese Zielgruppe ist laut einer Migranten-Studie »mit Abstand am schlechtesten integriert«. Trotzdem – oder gerade deshalb – will sich Springer die Deutsch-Türken mit allen Mitteln erschließen.

Erst Türkisch, jetzt Arabisch in der Bild. Damit kann die Prognose von Elmar Theveßen zur selbsterfüllenden Prophezeiung werden: Ein Land der vielen Minderheiten, das sich nichts mehr zu sagen hat, weil jeder eine andere Sprache spricht.

Springer ist mit dieser Strategie der Anpassung übrigens nicht allein. Auch Qualitätszeitungen wie die Zeit haben es schon getan: Bereits im Juni nahm sich das Leitmedium »mehr Zeit für Flüchtlinge« und veröffentlichte sein Beilagen-Magazin auf Arabisch. Das Heftchen war aber immerhin zweisprachig, die Deutschen durften dort noch mitlesen.

Quelle: Kopp-online vom 09.09.2015

 

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Dave.
Dave.
8 Jahre zuvor

Ich finds super das der Verlag, der nur die reine Wahrheit verbreitet, sich für die „noch“ Minderheiten einsetzt. – Ironie aus
Das Fass schwappt langsam über, Sozialleistungen – naja ok sind ja nette Deutsche, Forderungen/Erpressungen eingehen weil ein paar Leute die auf der „Flucht“ sind zB Hungerstreiken weil 1 warme Mahlzeit nicht „Menschenwürdig“ ist – schon ein Trauerspiel. Jetzt die „Integration“ via Bild, weitere TV-Berichte die verfälscht gesendet werden und noch ein paar Gutmenschenmoralpredigen und vorbei ist unser letzter Freiraum, Deutsch leben – Deutsch reden – Deutsch denken, weil Alles dich eh zu einem absoluten Rassisten und ehrlosen Abschaum macht. Und das nur weil man denkt das man sich ganz klar die Gefahr ins Landesinnere reinzieht. Vor der Grenze Ungarns wird dann Einer auf die neuen Flüchtlinge(Uns) runterlächeln so nach dem Motto “ ich habs Euch ja gesagt“ Schönen Abend noch. #AsylmissbrauchistkeinMenschenrecht