Jérôme Boateng – nicht nur ein GAU für Gauland

30.05.2016
Peter Bartels

Man muss diesen Alexander Gauland nicht mögen – er ist Christ, aber nur, weil seine Familie schon immer evangelisch war. Er ist in der AfD – aber nur, weil die CDU ihm irgendwann zu links geworden war. Neuerdings soll er sogar was gegen Frauke Petry haben – Gott weiß, was. Seit dem Wochenende wurde und wird dieser ältere Herr in seinem feinen, englischen Zwirn am Nasenring durch die Mainstream-Arena gezerrt, als hätte er auf jenen Knopf gedrückt, den eigentlich nur Leute wie amerikanische oder russische Präsidenten drücken dürfen; nur die haben das Recht auf Weltuntergang. Gaulands GAU: Er soll einen deutschen Fußballnationalspieler beleidigt haben. Nicht irgendeinen – nein. Boateng heißt der Mann. Und Boateng ist Schwarzer …

 

 

Wumm! Was ist dagegen Hiroshima, Nagasaki, Tschernobyl? Ein trauriger Luftzug der Geschichte. Zumal – ausgerechnet – an diesem Wochenende auch noch das deutsche Multikulti-Aushängeschild, die Fußball-Nationalmannschaft, um Ruhm und Ehre gegen die Slowakei kämpfen musste und dabei sang- und klanglos mit 1:3 buchstäblich baden ging. Nochmal – ausgerechnet: gegen diese Multikulti-Verweigerer, die zwar in der deutschen EU sind, aber da offenbar nur für das Wohl ihrer Nation kämpfen …

Was hat diesen Gauland-GAU ausgelöst? Ein gewisser Markus Wehner, seines Zeichens Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin. Er hatte ein sogenanntes »Hintergrundgespräch« mit dem stellvertretenden AfD-Vorsitzenden Gauland. Solche »Off The Records«-Talks galten früher als neutrale Zone, in der Politiker endlich mal »alles« sagen konnten, weil die Journalisten »nichts« darüber zu schreiben versprochen hatten. Ein ganz früher ungeschriebenes, aber ehernes Gesetz.

Seit Bundespräsident Wulffs legendärem »Hintergrundgespräch« mit Bild-Totengräber Kai Diekmann und Co. über seinen Finanz-Onkel in Sachen Hausfinanzierung hätte eigentlich auch jeder »Gauland« in diesem unseren Lande ahnen dürfen, was die einst in Stein gemeißelte Regel des Journalismus im Zweifel wert ist – nichts. Journalisten sind halt auch nur Menschen. Erst recht, wenn es um eine »gerechte Sache« geht. Beim Totengräber ging es um mögliche Machenschaften eines (später freigesprochenen) Staatsoberhauptes. Bei Gauland um einen penetrant renitenten Kritiker von Merkels Migranten-Mantra.

Und da es hier eben nur darum ging und geht, zu verteidigen, was der Mainstream seit Jahr und Tag den Deutschen vorschwärmt (»Wir kriegen Menschen geschenkt!«), gilt nur noch: die Wahrheit, nichts als die Wahrheit! Und da dürfen (müssen?!) nicht nur an sich überflüssige Massenblätter wie Bild, sondern auch richtige Retter und wahre Wächter der Demokratie wie die FAZ mal fünfe gerade rücken.

Und das hat nichts, gar nichts, mit der einstürzenden Auflage, der dramatischen Leserflucht des früher konservativen Blattes zu tun. Und natürlich bekam die Zeitung auch sofort Flankenschutz von allen Seiten. Es passte halt alles: der Feind, der Verstoß, die Political Correctness. Ein GAU – für Gauland. Aber auch für den Mainstream…

Bild Online ließ sofort den SPD-Vorsitzenden (»Vizekanzler«) Gabriel von der Kette: »Viele … nennen das fremdenfeindlich. Boateng ist aber kein Fremder, sondern Deutscher. Das zeigt, Gauland ist nicht nur gegen Fremde, sondern auch gegen das Gute an Deutschland: Modernität, Weltoffenheit und Liberalität. Gaulands AfD ist auch deutschlandfeindlich.«

Dass er damit bei seinen Rest-Sozis (19,5 Prozent) Eulen nach Athen trägt, kommt dem Sozi-Molly nicht in den Sinn. Der BamS-Quotenfrau Marion Horn schon gar nicht, die sofort ihren Politik-Chef Roman Eichinger ans Schreibklavier beorderte: »Wer noch immer glaubt, die AfD sei eine Alternative für Deutschland, sollte ihrem Parteivize Gauland zuhören … Das ist dumm, beleidigend und rassistisch …Wenn unsere Nationalelf (mit Boateng) … bald bei der EM in Frankreich Tore schießt, sollte die AfD ihre Deutschland-Fahnen im Schrank lassen. Für Deutschland kann diese Truppe nicht sein.« Wie Bild und BamS offensichtlich nicht für ihre Leser, die beide Blätter zu Millionen vertrieben.

Und dann natürlich der Spiegel, das früher links-liberale (heute nur noch linke) »Sturmgewehr der Demokratie«. Der Spiegel ahnt offenbar immerhin, dass selbst einer wie Gauland nicht so dämlich gewesen sein kann, so einen saudämlichen Satz, wenngleich in geschütztem Raum, zu sagen. Aber zuzutrauen ist so einem natürlich alles … Und so leitet SPON den Kommentar von Sebastian Fischer entsprechend zynisch ein: »Erst beleidigt Gauland den Nationalspieler Boateng, dann will er es nicht so gemeint und nicht gesagt haben … Es ist ein bösartiger, ein perfider, ein irrer Satz.« Schließlich zerlegt der Spiegel das angebliche Gauland-Zitat und will damit doch nur die eigene, aufklärerische Absicht selbstgefällig rechtfertigen: BÖSARTIG, weil »rassistisches Klischee«: »Der Fußballnationalspieler wird zum Lakaien herab gestuft, zum Diener weißer Herrn.«

Dann twitterte Gaulands Partei-Konkurrentin Frauke Petry – ganz ohne politischen Arg, versteht sich, generös: »Jérôme Boateng ist ein Klasse-Fußballer und zu Recht Teil der deutschen Nationalmannschaft …« Natürlich darf das Maas-Männchen, der Justizminister, nicht fehlen: »Wer so redet, entlarvt sich selbst – und das nicht nur als schlechter Nachbar.« Und die unvermeidliche Ex-Weinkönigin der CDU, Julia Klöckner, auch nicht: »Lieber Boateng als Gauland als Nachbarn. Typisch AfD: beleidigen, provozieren – später relativieren.« Schließlich, einen Tag später, also heute, die mächtigste Frau der Welt, Angela Merkel: »Ein niederträchtiger Satz!«

Ach ja, der »Rassist« Gauland hat dann doch noch nachgelegt: »Ich habe in dem vertraulichen Hintergrundgespräch die Einstellung mancher Menschen beschrieben, aber mich an keiner Stelle über Herrn Boateng geäußert, dessen gelungene Integration und christliches Glaubensbekenntnis mir aus Berichten über ihn bekannt sind.« Und: »Ich habe nie, wie die FAS insinuiert, Herrn Boateng beleidigt. Ich kenne ihn nicht und käme daher auch nicht auf die Idee, ihn als Persönlichkeit abzuwerten«, zitierte die FAZ ihn einen Tag später. Natürlich auch hier überhaupt nicht, um das Schwestern-Blatt FAS sicherheitshalber zu rechtfertigen. Tut‘s dann aber doch, indem sie die FAS-Verwandte zitiert:

»Die Äußerung stammt aus einem Gespräch, das Herr Gauland mit den Berliner Korrespondenten … Eckart Lohse und Markus Wehner … in Potsdam geführt hat. Beide Kollegen haben die Passagen aufgezeichnet, ihre Aufzeichnungen stimmen überein. Wie in früheren Gesprächen auch, bestand Herr Gauland nicht auf einer Autorisierung von Zitaten. Herr Gauland stufte nur den Teil des Gespräches … über AfD-Führungspolitiker als ›Hintergrund‹ ein und bat, daraus nicht zu zitieren. Daran hat sich die FAS gehalten.«

Und dann feiert der gute deutsche Journalismus eine Sternsekunde, zitiert die FAZ die Bild-Zeitung. Laut der hat AfD-Chefin Frauke Petry angeblich auf »Erinnerungslücken ihres Stellvertreters hingewiesen« (Originalton FAZ) und gesagt: »Herr Gauland kann sich nicht erinnern, ob er diese Äußerungen getätigt hat …«

Was sagt uns das alles? Gauland hat die wahre Fratze der AfD gezeigt: Rassisten! Endlich konnten die Meinungs-Mogule des Mainstreams so einen mal auf frischer Tat erwischen …nachweisen, dass die Leser zu Unrecht in Scharen weglaufen … belegen, wie das »Pack« dieser rassistischen Nazis von den wahren Demokraten CDU und SPD weggelogen wird …

»Vertrauliche Presse-Runde«? Not lehrt Beten. Außerdem: Zwei unbescholtene Zeugen gegen einen zwielichtigen Politiker. Debil, jedenfalls vergesslich, ist dieser Tatterich auch noch. Wie gelassen und versöhnlich klingt da, was der in Berlin geborene Jérôme Boateng (Papa Ghanaer, Mama Deutsche) nach dem peinlich verplanschten Länderspiel sagte: »Ich bin froh, Deutscher zu sein, ich bin stolz, sonst wäre ich auch nicht hier in der Mannschaft. Ich glaube, ich bin gut integriert, und mehr muss ich auch nicht dazu sagen.«

Nein, nur singen. Beim nächsten Länderspiel, die deutsche Nationalhymne, Jérôme! Dann weiß im Zweifel auch der letzte Gauland, dass Du Deutscher bist …

Quelle: Kopp-online vom 30.05.2016

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