In Nizza hat ein mutmaßlicher Attentäter mit einem Lkw zahlreiche Menschen überfahren, mindestens 80 starben. Frankreichs Präsident spricht von einem „terroristischen Charakter“ der Tat – und verlängert den Ausnahmezustand im Land.
Das ist passiert:
- Im südfranzösischen Nizza ist ein Mann in einem Lkw in eine Menschenmenge gerast, über zwei Kilometer hinweg überfuhr er Passanten. Laut Innenministerium starben mindestens 80 Menschen, zahlreiche weitere wurden demnach verletzt.
- Präsident Hollande sprach einem„terroristischen Charakter“ der Tat. Er verlängerte den Ausnahmezustand in Frankreich um drei Monate.
- Der mutmaßliche Attentäter wurde erschossen. Die Hintergründe sind noch unklar, die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft ermittelt.
- Die Tat ereignete sich an der Promenade des Anglais: Dort hatten sich am Donnerstagabend zahlreiche Menschen versammelt, um den französischen Nationalfeiertag zu feiern.
+++ Update: 77 Tote und über 100 Verletzte +++
+++ Waffen & Granaten in LKW gefunden – Bürgermeister +++
+++ Hollande beruft Krisengipfel ein +++
+++ Mann hat aus dem Wagen in die Menge geschossen +++
Nach einem Feuerwerk zum französischen Nationalfeiertag ist in der Küstenstadt Nizza ein Lkw in eine Menschenmenge gerast. 77 Menschen wurden dabei getötet, sagte Präsident François Hollande in der Nacht zu Freitag, der Innenminister erhöhte die Zahl wenig später auf 80. Der Fahrer des Lastwagens sei getötet worden, sagte Hollande. Es gebe keine Hinweise auf Komplizen. Der „terroristische Charakter“ des Angriffs könne nicht geleugnet werden.
Hollande kündigte an, den seit November 2015 geltenden Ausnahmezustand im Land um drei weitere Monate zu verlängern – nur wenige Stunden vor der Attacke hatte er noch vom Ende des Ausnahmezustandes gesprochen. Nun sagte er: „Wir müssen alles tun, um die Geißel des Terrorismus zu bekämpfen.“
Ganz Frankreich sei vom islamistischen Terrorismus bedroht, sagte Hollande. Deswegen sollten zusätzlich Soldaten und Reserven bei den Sicherheitskräften mobilisiert werden. Zudem kündigte der Präsident eine Verstärkung der französischen Aktivitäten im Irak und in Syrien an. Dort fliegt Frankreich als Teil der internationalen Koalition Angriffe gegen Stellungen der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS).
„Schlimmste Tragödie in der Geschichte Nizzas“
Der mutmaßliche Attentäter habe gegen 23 Uhr über eine Strecke von rund zwei Kilometern eine Spur der Verwüstung hinterlassen, hatte zuvor Staatsanwalt Jean-Michel Prêtre berichtet. Innenminister Bernard Cazeneuve sagte, zahlreiche Menschen seien verletzt worden, insgesamt 18 schwer. Die Polizei habe „in einer sehr gefährlichen Situation einen Terroristen ausschalten können“.
Es gibt noch keine offiziell bestätigten Angaben über den Hintergrund des mutmaßlichen Attentäters oder sein Motiv. Die Pariser Anti-Terror-Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen – es gehe um terroristische Morde und Bildung einer terroristischen Vereinigung, teilte die Behörde mit.
Der Präsident der Region Provences-Alpes-Côte d’Azur, Christian Estrosi,schrieb bei Twitter von der „schlimmsten Tragödie in der Geschichte Nizzas“ (Reaktionen von Politikern weltweit lesen Sie hier). Seinen Angaben zufolge war der Lastwagen mit Waffen und Sprengstoff beladen. Nähere Angaben dazu machte Estrosi nicht. Aus Ermittlerkreisen hieß es dann am Freitagmorgen, es seien eine nicht funktionsfähige Granate und Waffenattrappen entdeckt worden.
Massenpanik an der Strandpromenade
In sozialen Netzwerken verbreiten Nutzer zahlreiche Fotos und Videos vom Unglücksort, die teils extrem drastische Szenen zeigen. Auf der berühmten Promenade des Anglais am Strand von Nizza hatten sich zum Zeitpunkt des Vorfalls zahlreiche Menschen versammelt, um den französischen Nationalfeiertag zu feiern. Nach der Attacke brach eine Massenpanik aus.
Die Behörden riefen die Einwohner der Stadt dazu auf, ihre Häuser „aus Sicherheitsgründen“ nicht zu verlassen. Präsident Hollande hatte seinen Besuch in der Stadt Avignon abgebrochen und war direkt ins Krisenzentrum des Élysée-Palasts gereist. Er wird eigenen Angaben zufolge am Freitag in Nizza sein „um die Stadt zu unterstützen“.
Wieder Frankreich
Am Nationalfeiertag wird jedes Jahr der Erstürmung des Pariser Bastille-Gefängnisses am 14. Juli 1789 gedacht, die als Beginn der Französischen Revolution gilt. In diesem Jahr fanden die Feierlichkeiten im Land unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen statt. Für die traditionelle Militärparade auf den Champs-Élysées in Paris waren rund 11.500 Sicherheitskräfte im Einsatz.
Notrufnummer für Angehörige eingerichtet
Die Zentrale für Opferhilfe im französischen Außenministerium richtete inzwischen eine Notrufnummer für Angehörige ein. Die Hotline sei unter der Nummer +33 1431 75 646 zu erreichen, schrieb Ministeriumssprecher Romain Nadal bei Twitter.
Facebook aktivierte in der Nacht zum Freitag seinen Sicherheitscheck: Damit können die Menschen in der Region ihren Freunden in dem sozialen Netzwerk mitteilen, ob sie in Sicherheit sind. Die Funktion war unter anderem bereits nach der Terrorserie von Paris im Einsatz.
„Da sind Menschen voller Blut, wahrscheinlich ist es dort voll von Verwundeten“, wird ein Reporter der Nice Matin Zeitung zitiert. Andere lokale Medien sprechen bereits von einem Terrorakt.
Videos aus Nizza zeigen Menschen, die panisch fliehen:
BREAKING: Panic in #Nice, France after #truck drives into crowd at promenade http://on.rt.com/7iwe
Foto zeigt Verletzte und Trümmer:
BREAKING: Panic in #Nice, France after #truck drives into crowd at promenade http://on.rt.com/7iwe pic.twitter.com/uu0Jthjlfh
PHOTO: Police arrive at site where #truck reportedly crashed into crowd in #Nice http://on.rt.com/7iwe http://twitter.com/MLCeco/status/753698888368943104/photo/1pic.twitter.com/GWBZv7otu9
RT International
At least 80 people have been killed and dozens injured after a truck plowed into a crowd in Nice, France, during Bastille Day celebrations. Weapons and grenades were found in the vehicle following…
rt.com
Das soll der LKW sein:
BREAKING: Panic in #Nice, France after #truck drives into crowd at promenade http://on.rt.com/7iwe pic.twitter.com/uu0Jthjlfh
PHOTO: Reportedly the #truck that drove into crowd in #Nice – unconfirmed http://on.rt.com/7iwe pic.twitter.com/KLUYy3xpOE
Viele verschanzen sich aus Angst in Cafes:
#NICE: People blocked inside nearby cafes after #truck rams into crowd at la promenade pic.twitter.com/l5AdzAblJY http://on.rt.com/7iwe
Nach dem Video wohl viele Kinder vor Ort:
RT-Liveberichterstattung zu Nizza:
Video zeigt Moment, in dem LKW auf Menschenmasse zurast:
Waffen und Granaten in Nizza gefunden:
BREAKING: Weapons & grenades founds in #Nice #truck – mayor http://on.rt.com/7iwj #Nice06 #PrayForNice #France
aar/dpa/Reuters/AFP
Quelle: Spiegel-online und Russia Today (RT) vom 14.07.2016