Multikulti gescheitert, Merkel gescheitert, Europa gescheitert

09.03.2016
Markus Gärtner

Nur wenige Stunden, nachdem Angela Merkel mit ihrem »Es kann nicht sein, dass irgendetwas geschlossen wird«, der Abschlusserklärung des Türkei-Gipfels wenigstens einen symbolischen Stempel aufdrückte, ist die Balkanroute komplett geschlossen. Der »vertagte Durchbruch«, wie Medien von der ARD bis zur taz den Ausgang des Pleite-Gipfels gestern voreilig, naiv und falsch verkauften, erweist sich inzwischen auch für den letzten Beobachter als Scherbenhaufen, noch bevor die letzten gedruckten Zeitungen, die diesen Unsinn berichten, überhaupt gelesen wurden.

Doch das ist nur der geringste Schaden.

Der größte ist: Europa ist zerfallen, noch bevor die trägen und realitätsblinden Hofschranzen in den deutschen Massenmedien es dem Rest ihres flüchtenden Publikums mitteilen, beziehungsweise so klar sagen wollen.

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Slowenien, Serbien und Kroatien haben als letzte ihre Grenzen dichtgemacht. Sie haben die deutsche Bundeskanzlerin auf den Zaun der Geschichte gesetzt, damit sie von dort aus als Randfigur (ohne weiteren Schaden anzurichten) zusehen kann, wie man eine Flüchtlingskrise, auf die Europa bis heute keine Antwort hat, wenigstens behelfsmäßig eindämmt, bevor es in den Zielländern Westeuropas zu Unruhen kommt.

Die tragische Ironie an den Nachrichten, die wir in diesen Stunden und Tagen – und so kurz vor den Landtagswahlen am Sonntag – sehen, ist: Derzeit kann in Europa nur etwas bewegt werden, wenn Brüssel nicht als Bremser mit am Tisch sitzt und wenn Angela Merkel sich nicht auf ganzer Linie  durchsetzen kann.

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Man kann es auch noch anders herum ausdrücken: In Europa tut sich derzeit nur dann etwas, wenn die von Multikulti-Eiferern in die Mottenkiste verfrachteten Nationalstaaten handeln. Das ist genau das, was wir jetzt erleben: Das Platzen des Multikulti-Traums vor unseren Augen, mit der Rückkehr dessen, was Europa einst stark und erfolgreich gemacht hat: nationale Vielfalt, Wettbewerb, ein Mosaik von Traditionen und Ideen.

Kolumbus musste nur zu einem anderen, zum spanischen König gehen, um das Geld für die Entdeckungsreise nach Amerika zu bekommen. Die portugiesische Krone setzte derweil lieber auf die Umsegelung Afrikas.

In einem einheitlichen Europa mit einem derart verschuldeten Machtzentrum hätte der Entdecker vielleicht nur Geld für das Streichen seiner Schiffsplanken aufgetrieben. Mehr nicht. Er hätte den Hafen vielleicht nie verlassen.

Außerdem: Wegen der strengen Zensur in Frankreich publizierten einige Aufklärer einfach in Amsterdam. So entgingen sie dem Gedanken-Diktat.

Andernfalls hätte sich der immense naturwissenschaftliche und technische Fortschritt, der der Aufklärung von Kant, Hume und Voltaire folgte, verzögert oder wäre unterblieben. Kunst, Musik und Literatur hätten sich in diesen und späteren Jahrzehnten weniger dynamisch entwickelt.

Dieser wichtige Sachverhalt über Europas Stärke, die der Vielfalt entspringt, wird dem Betrachter vielleicht nur dann richtig klar, wenn man diesen Kontinent für ein paar Jahre verlässt und ihn von außen beobachtet. Und zwar durch das Brennglas der Perspektive, die in Asien und Amerika herrscht. Dort habe ich 18 Jahre als Korrespondent verbracht.

Die EU hat abgedankt: Schengen ist aufgehoben. Dublin wurde einseitig aufgekündigt, mit Angela Merkel als Frontfrau. Der Euro wird von den aggressiv Geld vermehrenden Zentralbanken ausgehöhlt, und unsere Ersparnisse mit ihm. Er hat sich aus der Perspektive der kreditgebenden Länder und der wirtschaftlich an die Wand gefahrenen südlichen Peripherie als Spaltpilz erwiesen, nicht als der Anker, der monetär zusammenhält, was politisch angeblich so eng zusammengehört.



Mehr noch: Die Schuldenkrise kehrt unter dem Radar bereits zurück, weil Griechenland völlig am Ende ist und auch die Banken von Italien bis in unser Land hinein wackeln.

Sie können in der Welt der Minizinsen der Europäischen Zentralbank keine Gewinne mehr erwirtschaften, es sei denn, sie lassen sich auf immer riskantere spekulative Derivate und andere Geschäfte ein. Was darauf folgt, haben wir ja schon 2008 gesehen.

Außerdem: Die Weltwirtschaft drängt Europa von der Stagnation in den kommenden Monaten in die nächste Rezession ab. Erst dann wird sich zeigen, wie leer die Koffer der Finanzminister sind, wie leer die Köcher der Notenbanken.

Dann wird das Regiment der Strafzinsen mit negativen Vorzeichen verschärft werden. Einige Banken werden diesem Druck nicht standhalten. Und niemand wird sie stützen können. Ob es dann zur offenen Rebellion der Wähler kommt, weiß niemand.

Quelle: Kopp-online vom 09.03.2016

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