Gutachten zum Pflanzenschutz – EU-Verbotspolitik: Das Aus für Kartoffeln und Spargel aus Deutschland

Kartoffeln und Zwiebeln im Markt
Kartoffeln und Zwiebeln im Markt
© stock.adobe.com/George Serban Ein Totalverbot des chemischen Pflanzenschutzes würde das Aus bedeuten für den Anbau von Kartoffeln und Freilandgemüse in diesen Gebieten. Beim Anbau von Weizen, Raps und anderen Marktfrüchten müssten Landwirte auf guten Standorten mit Einkommenseinbußen von 50 Prozent rechnen, zeigt ein Gutachten der FH Soest.

Norbert Lehmann, agrarheute Redakteur
Norbert Lehmann, agrarheute
am Dienstag, 09.05.2023 – 16:26

Ein Totalverbot des chemischen Pflanzenschutzes in Schutzgebieten gefährdet die deutsche Landwirtschaft. Die Bauern werden massive Einkommenseinbußen erleiden. Das zeigt ein Gutachten.

Auf Kartoffeln, Spargel und Zwiebeln aus Deutschland müssen die Verbraucher bald verzichten, wenn die EU-Kommission ihren Vorschlag für ein Totalverbot von chemischem Pflanzenschutz in Schutzgebieten durchsetzt. Das zeigt ein Gutachten von Prof. Friedrich Kerkhof von der Fachhochschule Soest, das heute (9.5.) Abgeordneten des EU-Parlaments in Straßburg vorgestellt wurde. Die Studie wurde im Auftrag des Deutschen Bauernverbandes (DBV) angefertigt.

Für das Gutachten wurden die wirtschaftlichen Folgen des Vorschlags der EU-Kommission für eine Verordnung über den nachhaltigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (SUR) berechnet.

Kerkhof kommt zu dem Schluss, dass die Landwirte auf guten Ackerbaustandorten in Schutzgebieten etwa die Hälfte ihres Einkommens verlieren. Auf schwächeren Standorten wäre Ackerbau mittelfristig nicht mehr wirtschaftlich. Vor allem der Anbau von Kartoffeln und Raps, aber auch von Gemüsesorten wie Spargel und Speisezwiebeln müsste aufgegeben werden.

Gemüseerzeuger werden Qualitätsanforderungen nicht mehr erfüllen können

„Bei einem Verzicht auf den chemischen Pflanzenschutz wird der Anbau von Gemüsearten aufgegeben oder lohnt sich nur bei sehr hohem Preisniveau“, sagte Prof. Kerkhof. Weil ohne Pflanzenschutzmittel die vom Handel geforderten Qualitätskriterien nicht erfüllt werden können, droht den Bauern schnell ein Totalausfall der Ernte.

Statt Freilandgemüse und Eissalat müssten sie Zuckerrüben oder Winterweizen anbauen. Das bedeutete für einen typischen Modellbetrieb mit Gemüsebau Einkommensverluste von 6.900 Euro/ha.

Größte Fraktion im EU-Parlament kritisiert „faktisches Berufsverbot“ für Bauern

Die EU-Kommission hat im Rahmen ihrer Farm-to-Fork-Strategie bekanntlich vorgeschlagen, den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln in der EU bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren. Für Deutschland soll sogar ein höheres Reduktionsziel von 55 Prozent gelten. In Schutzgebieten ist ein Totalverbot für den chemischen Pflanzenschutz geplant.

Die größte Fraktion im Europäischen Parlament, die Europäische Volkspartei (EVP), hat den Verordnungsvorschlag vorige Woche rundweg abgelehnt. Die Kommission soll den SUR-Entwurf zurückziehen, fordert die EVP. Das Pflanzenschutzverbot in sensiblen Gebieten komme einem faktischen Berufsverbot für viele Landwirte gleich.

Auch im EU-Agrarrat ist der Entwurf auf sehr breite Ablehnung gestoßen. Nur die Bundesregierung unterstützt den Ansatz der EU-Kommission.

Ertragseinbußen von 30 Prozent beim Weizen


Blühender Raps
© stock.adobe.com/Grebner Fotografie Im Rapsanbau müssten die Landwirte nach Einschätzung der FH Soest ohne Pflanzenschutzmittel mit einem Ertragseinbruch von 40 Prozent rechnen.

Die Fachhochschule Soest geht in ihrem Gutachten zur SUR-Verordnung davon aus, dass von einem Totalverbot für chemische Pflanzenschutzmittel in Schutzgebieten in Deutschland etwa 31 Prozent der Ackerfläche und 36 Prozent der Obst- und Weinbaufläche betroffen wären.

Die Ertragsverluste würden sich in diesen Gebieten bei Wintergetreide auf 30 Prozent, bei Kartoffeln und Winterraps auf etwa 40 Prozent belaufen. Deutlich geringere Einbußen wären bei Sommergetreide, Körnerleguminosen und Mais zu erwarten.

Auf Grünland müsste mit Ertragsminderungen zwischen 5 und 10 Prozent gerechnet werden. Kerkhof sprach in diesem Zusammenhang von einem „moderaten Ansatz“.

Außerhalb von Gunstregionen wird Ackerbau unwirtschaftlich

Die niedrigeren Erträge bedeuten für die Landwirte auch geringere Einkommen. Auf einem guten Ackerbaustandort beziffert Prof. Kerkhof die Einbußen beim Winterraps auf 427 Euro/ha, beim Winterweizen auf 360 Euro/ha und bei Zuckerrüben auf 345 Euro/ha. Insgesamt resultieren daraus in einem typischen Modellbetrieb Einkommensverluste von 449 Euro/ha.

An einem Ackerbaustandort mit geringem Ertragspotenzial wäre der Ackerbau beim Verzicht auf Pflanzenschutz bei den gegebenen Erzeugerpreisen wirtschaftlich nicht tragfähig.

Milchviehhalter könnten Milchkühe abschaffen müssen

Für Milchviehbetriebe in Grünlandregionen kommt es darauf an, ob sie die zu erwartenden Einbußen in der Grundfutterversorgung innerbetrieblich ausgleichen können. Ist das nicht der Fall, muss der Viehbestand verkleinert werden. Dann drohen Einkommensverluste von 205 bis 305 Euro/ha im Futterbaubetrieb, je nach Intensität des Pflanzenschutzeinsatzes.

Relativ moderat sind die wirtschaftlichen Folgen, wenn der Milchviehbetrieb die Ertragsminderungen im Futterbau kompensieren kann und die Zahl seiner Milchkühe nicht verringern muss.

Kerkhof machte deutlich, dass ein Totalverbot von chemischem Pflanzenschutz auch für betroffene Biobetriebe problematisch wäre. Nur im Falle einer Anpassung des SUR-Entwurfs, die den Einsatz von im Ökolandbau erlaubten Pflanzenschutzmitteln in Schutzgebieten weiterhin zulasse, wäre eine Umstellung konventioneller Betriebe auf Biolandbau eine Lösung. Allerdings sei dann in diesen Regionen mit Marktverwerfungen zu rechnen.

Bauernpräsident Rukwied kritisiert „weltfremde Pläne“ der EU-Kommission

Aus Sicht von DBV-Präsident Joachim Rukwied macht das Gutachten deutlich, dass die EU-Kommission mit ihren „weltfremden Plänen“ nicht nur die Existenz zahlreicher landwirtschaftlicher Betriebe massiv gefährde, sondern auch die sichere Nahrungsmittelversorgung in Europa leichtfertig aufs Spiel setze.

Rukwied forderte intelligente und vor allem umsetzbare Lösungen zur Reduktion des Pflanzenschutzeinsatzes, mit denen die EU ihrer Verantwortung bei der Ernährungssicherung gerecht werden könne. Pauschale Reduktionsziele und Komplettverbote seien der gänzlich falsche Ansatz.

Quelle: agrarheute.com vom 09.05.2023

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Ulrike
Ulrike
11 Monate zuvor

Diese Deppen in Brüssel gehören allesamt zum Teufel gejagt. Die machen unsere Landwirtschaft kaputt und wir müssen das vergiftete Zeugs aus anderen Ländern dann essen. Schämt euch ihr elende Volkszertreter.
Hoffentlich wird das nicht wahr was die wieder vorhaben. Anstatt endlich hier mehr anzubauen kaufen wir lieber das ausländische Zeugs. Pfui Teufel !!!

birgit
birgit
11 Monate zuvor

Die Landwirte sollten mit Milchsäurebakterienkulturen düngen. Der Ertrag steigt und das Unkraut verschwindet nach und nach. Alles ohne Chemie !
Mache ich im Garten schon seit vielen Jahren so.

Ulrike
Ulrike
11 Monate zuvor
Reply to  birgit

Wissen die das überhaupt dass sowas geht ?

Kleiner Grauer
Kleiner Grauer
11 Monate zuvor

Das ist eine RIAS Ente! An beiden Gemüsen hängt eine Nachfolgeindustrie! Bis Ende August kommen solche übernommenen Aprilscherze. Dann geht das betteln für Weihnachten los!

Ulrike
Ulrike
11 Monate zuvor
Reply to  Kleiner Grauer

Vielleicht soll eine Hungersnot erzeugt werden. siehe Deagel-Liste

Ulrike
Ulrike
11 Monate zuvor
Reply to  Ulrike

Hier gibt schon wieder ein Spargelbauer auf. Weiter so ihr Vollpfosten in Brüssel.