Innerlich versteinert, künstliche Calciumquellen erhöhen Herzinfarktrisiko

20.07.2016
Marc A. Sauer

Calciummangel und Osteoporose-Gefahr lassen viele Menschen der westlichen Welt Calciumpräparate schlucken. Aber kann eine gesteigerte Einnahme von Calcium diese Problematik tatsächlich beheben?


Calcium ist der mengenmäßig am stärksten vertretene Mineralstoff des Körpers. Er ist äußerst wichtig für unsere Gesundheit. Gebundenes Calcium liegt fast ausschließlich in Knochen und Zähnen vor. Eine Konzentration von ca. 2,5 mmol/l Calcium muss im Blut permanent gegeben sein, um eine normale Funktion des Körpers zu gewährleisten. Calcium ist unerlässlich für die Blutgerinnung, fördert die Verdauung und ist an der Erregungsleitung von Muskeln und Nerven beteiligt.

Calcium wird aus der Nahrung nur zu ungefähr 30 Prozent resorbiert. Und je mehr Calcium man zuführt umso weniger wird vom Körper aufgenommen. Überschüssiges Calcium wird dann über die Nieren ausgeschieden.


Ein Mangel an Calcium kann verschiedene Auswirkungen haben: Nervenspannung, Schlaflosigkeit, psychische Gereiztheit, Parodontose, Blähungen, Rückenschmerzen und Muskelkrämpfe. Ein gestörter Calcium-Haushalt kann bei Kindern die Ursache von Multipler Sklerose sein. Und natürlich kann sich eine Osteoporose ergeben, ein Calciummangel in den Knochen.

Eigentlich lauter gute Gründe jede Menge Calcium zu sich zu nehmen. Aber Vorsicht!

Eine Meta-Analyse aus den USA und Neuseeland, in der Daten von 15 verschiedenen Studien eingeflossen sind, ergab: Bei einer Einnahme von 500 Milligramm Calcium pro Tag erhöht sich das Risiko für einen Herzinfarkt um bis zu 30 Prozent. Probanden, die mehr als 800 Milligramm Calcium pro Tag schluckten, hatten ein noch höheres Risiko. Auch die Gefahr für Schlaganfälle und die Sterberate stiegen laut dieser Analyse an. Als Ursache vermuten die Forscher, dass hohe Calciumkonzentrationen im Blut zu Ablagerungen an den Gefäßwänden führen und so zu Arteriosklerose, einer Verengung der Blutgefäße. Das wiederum begünstigt dann die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei Patienten mit Nierenschäden ist dieser Mechanismus bereits seit Längerem bekannt.

Es scheint also einen Zusammenhang zu geben zwischen Osteoporose auf der einen Seite und Arteriosklerose auf der anderen Seite. Löst sich vermehrt Calcium aus den Knochen, wird es in den Blutgefäßen und Organen eingelagert, man versteinert sozusagen innerlich. Folgen sind Herzinfarkt und Schlaganfälle.

Was wird gerne vergessen?

Die Forscher fordern, die Rolle von Calciumpräparaten bei der Prävention und Behandlung von Osteoporose zu überdenken. Möglicherweise richten sie mehr Schaden als Nutzen an. Was bei dieser Analyse leider unbeachtet blieb, war die unterschiedliche Reaktion des Körpers auf künstliches und natürliches Calcium. Die Aufnahme von Calcium über Lebensmittel scheint nämlich keinen ungünstigen Einfluss auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu haben, wie verschiedene andere Studien belegen.



Unbesprochen blieb auch eine zeitgleiche Einnahme von Vitamin D3, die das Herzinfarkt Risiko wieder relativiert. Schon länger ist bekannt, dass Vitamin D die Aufnahme von Calcium in den Knochen verbessern kann. Aber auch hier ist Vorsicht geboten. Eine Überdosierung von Vitamin D3 kann auch zu negativen Effekten führen unter anderem zu einer vermehrten Auslösung von Calcium aus den Knochen. Erst durch eine sinnvolle Kombination aus Vitamin D3, Vitamin K2 und Vitamin A ist eine optimale Aufnahme möglich.

Um zu wissen welches Vitamin defizitär ist und wie viel man davon einnehmen sollte, empfiehlt es sich, einen Bluttest machen zu lassen. Für nur ca. 40 Euro ist das bei jedem Arzt möglich. Dann hat man Gewissheit über seinen tatsächlichen Vitaminspiegel und kann gezielt eine Auffüllung der Depots vornehmen.

Calcium ist im Körper nur ein Spieler von vielen

Bei Osteoporose blindlinks mit Calciumtabletten zu substituieren, ist keine Lösung. Um ein gesundes Verhältnis zu erreichen, müssen erst die Ursachen erkannt werden. Wieso die Calciumaufnahme gestört ist und warum der Knochen vermehrt Calcium an das Blut abgibt.

Entscheidend für eine gute Calciumausnutzung ist das Verhältnis von Calcium und Phosphat. Phosphat wird doppelt so gut resorbiert wie Calcium. Wird nun mehr Phosphat als Calcium zugeführt, steigt der Phosphatgehalt des Blutes an. Da der Körper bemüht ist, ein ausgewogenes Calcium-Phosphat-Verhältnis im Blut aufrechtzuerhalten, muss nun Calcium aus den Knochen ausgelöst werden, um das Missverhältnis auszugleichen. Außerdem wird durch ein Übermaß an Phosphat in der Nahrung die Resorption von Calcium vermindert. Phosphathaltige Lebensmittel sind  Wurst und Fleisch, Fertigprodukte und Erfrischungsgetränke wie Cola und andere Limonaden.

Darüber hinaus gilt es, eine sogenannte sekundäre Osteoporose auszuschließen. Darmerkrankungen oder eine erhöhte körpereigene Produktion der Hormone Cortison oder Parathormon könnten die Ursache sein. Auch eine bösartige Erkrankung muss ausgeschlossen werden. Bei Frauen in den Wechseljahren löst der Östrogenmangel einen Abbau der Knochensubstanz aus. Außerdem reduzieren fast alle Medikamente die Aufnahme von Calcium.

Natürliche Calciumquellen aus gesunder Nahrung

Die sogenannte Zivilisationskost trägt maßgeblich dazu bei, unseren Körper auszulaugen. Wenn wir ausschließlich solche Nahrung zu uns nehmen, leeren wir nach und nach unsere Vitamin- und Mineralstoffspeicher. Krankheiten sind dann die Folge.

Hier kann man also ansetzen. Meiden Sie diese Nahrungsmittel und ernähren Sie sich so gesund wie möglich. Von Milch als Calciumquelle ist  eher abzuraten. Unser Organismus übersäuert durch erhöhten Milchkonsum. Der Körper muss dann die Säure mit Calcium aus den Knochen neutralisieren ‒ das Resultat ist Osteoporose.

Gute natürliche Calciumquellen sind Chiasamen, Mohn, Parmesan und Algen. Hier sind vor allem Spirulina und Chlorella zu nennen, die nicht nur Ihren Calciumhaushalt auffrischen sondern auch Magnesium, Kalium, Zink sowie die seltene Gamma-Linolensäure beinhalten.

Bevorzugen Sie also immer eine natürliche Calciumquelle, die Sie über Ihre Nahrung direkt zu sich nehmen. Falls Ihnen das nicht möglich ist, dann benutzen Sie ein Nahrungsergänzungsmittel mit Calcium. Aber achten Sie darauf, dass es nur natürliches Calcium enthält. Und vergessen sie nicht, mit einer ausreichenden Vitaminversorgung eine gute Aufnahme zu ermöglichen.

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Verweise

Quelle: Kopp-online vom 20.07.2016

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