Wir-Kommen-Kultur

04. September 2015
Schlaglicht: „Wir bleiben hier, wir bleiben hier,“ skandierten tausende DDR-Bürger vor 26 Jahren am Dresdner Zwinger. Einer von ihnen Markus Ulbig aus Zinnwald. Wenig später wurde er Büroleiter des Bürgermeisters von Pirna, machte in der CDU Karriere. Er blieb mit Erfolg.

Markus Ulbig (CDU) (Bild: flickr; Foto: Caruso Pinguin, Rechte: CC BY NC 2.0 Lizenz)

Heute ist der 51jährige Sachsens Innenminister. Und wieder rufen Menschen um ihn herum: „Wir bleiben hier.“ Diesmal auf Englisch. Eigentlich wollte Ulbig sich nur ein Bild von einem Flüchtlingsheim in Heidenau machen.

Rund 50 meist stark pigmentierte Damen und Herren krakeelen in einem Land herum, in das sie gekommen sind, um zu bleiben. Und das erste, was sie tun, ist jenen demokratisch gewählten Repräsentanten zu beleidigen, der ihnen mit viel Geld und ellenlanger Geduld zu einem neuen Leben in Wohlstand verhelfen will. Sie buhen ihn aus und schicken ihn weg. So kann es einem gehen, wenn man zu einer Willkommensparty ohne Einladung kommt. Man wird aus dem eigenen Haus gebuht. Was für eine Willkommenskultur?

26 Jahre und zwei Billionen deutsche Euro früher, diesmal an der ungarischen Grenze: Da flüchten Deutsche über einen Stacheldrahtzaun. Sie werden verfolgt zuhause, von deutschen Erichs. Der eine hat alle lieb und sperrt sie ein, der andere kommt immer zu spät und wird vom Leben bestraft. Damals hatten die Flüchtlinge aus dem souveränen deutschen Arbeiter- und Bauernstaat auch zunächst in Turnhallen gelebt und Begrüßungsgeld bekommen. Eine Art Taschengeld. Kein Flüchtling wäre auf die Idee gekommen, einen Politiker auszubuhen oder wegzuschicken. Ulbig kennt diese Willkommenskultur. Er hat sie erlebt. Er hat nie einen weggeschickt oder ausgebuht. Weder Anwohner, noch Flüchtlinge.

Heute kommen Menschen über den ungarischen Zaun aus der anderen Richtung. Viele von ihnen werden nicht verfolgt. Sie wollen trotzdem hier bleiben, bekommen Taschengeld, buhen uns aus und schicken uns weg. Willkommenskultur wird zur Wir-Kommen-Kultur. Ulbig setzt sich – bewacht von Bodyguards – in seinen Dienstwagen und rollt davon. Anwohner blicken ratlos hinterher. So lässt sich Willkommenskultur verabschieden. Wenn alles hier so schlimm ist, warum wollen die Flüchtlinge denn dann hier bleiben? Die Anwohner bleiben auf jeden Fall hier. Und: Reisende soll man nicht aufhalten.

Quelle: blu-news.org vom 04.09.2015

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