Freie und alternative Medien – zu radikal?

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Wenn die alternativen Medien, von denen es ja mittlerweile reichlich gibt – von Blogs angefangen über unabhängige Magazine bis hin zu größeren Verlagen die verbale Keule wortgewaltig schwingen – dann sind die betretenen Pfade durchaus schon fast radikal zu bezeichnen. Und das ist dann der Punkt, an dem Otto Normal abschaltet oder der übliche Trotz herauskommt. Gegenargumente, an die man selbst gar nicht glaubt, werden dann ins Feld geworfen.

Von Marcel Grasnick

Wir freie Autoren haben die gelegentliche Art aus der Bahn zu schlagen. Für den einfachen Bürger soll es durchaus eine Art Weckruf sein, ihn aus dem Alltagstrott und den Umschlingungen der Massenmedien zu entreißen. Es soll im Grunde nicht nur und nicht weniger der Anstoß sein, das eigene und unabhängige Denken wieder anzuschalten. Und ganz ehrlich, viele verstehen nur diese Form des Wachrüttelns. Andere wiederum wollen partout nicht wachgerüttelt werden. Und je heftiger die Argumente durch die Gegend fliegen, desto heftiger die Gegenwehr. Je heftiger die Gegenwehr, desto schlagkräftiger die Argumente, desto tiefer kratzen wir Autoren, desto lauter der Ton. Man kann es durchaus als Streitgespräch betrachten, bei dem keine Seite nachgeben will und auch nicht kann.

Wäre ein weicherer Ton sinnvoller? Ist die Bezeichnung für die USA als Hegemonialmacht zu radikal – obwohl sie stimmt? Ist das Wort Propaganda für unsere Medien angebracht, auch wenn es wiederum stimmt? Ist das Wort Lügenpresse zu hetzerisch oder zu ketzerisch? Ist das Wort USA-Vasall übertrieben? Nein. Es stimmt ja alles.

Dennoch ist die Frage, wie ein Autor es seinen Lesern beibringt, durchaus von entscheidender Bedeutung. Zu weich und man landet schnell in der Weicheier-Schiene, wird mit den etablierten Medien gleichgesetzt, von denen man sich doch abheben will. Zu hart und man bringt entweder die Leser gegen sich auf oder fordert die bereits erwähnte Trotz-Reaktion herauf. Und trotzdem ist der Goldene Mittelweg zwar angenehm und sicher, aber sicherlich nicht gut. Der einfachste Weg war noch nie der Beste. Man läuft dabei zu schnell Gefahr, vom eigentlichen Ziel abzukommen.

Sicherlich ist die Möglichkeit der Fragestellung ein Mittel, um das angestrebte Ziel „Nachdenken des Lesers über das Thema“ durchaus sicher zu erreichen, denn hier muss der Leser selbst auf die Antwort kommen. Diese muss nicht unbedingt mit der Meinung des Schreibenden übereinstimmen – doch das ist in dem Fall auch gar nicht beabsichtigt. Sapere aude. Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. Aber ganz sicher ist es der falsche Weg, in ungestümer BILD-Manier mit der Tür ins Haus zu stürmen – obwohl, bei den BILD-lesenden Schafen funktioniert es ja.

Sind die freien Medien wirklich zu radikal?

Die freien Medien haben in der Tat einen entscheidenden Vorteil: Wirtschaftliche Unabhängigkeit. Keine Redaktion, die entscheidet, welches Thema aufgegriffen werden darf, kein Aufsichtsrat, der eingreifen kann – ja nicht einmal personelle Konsequenzen wir in der Wirtschaft der Leitmedien sind so in ihrer gravierenden Form zu befürchten. Jeder Autor kann arbeiten, wann und wie er möchte. Genügend Möglichkeiten gibt es, den Text unter die Leser zu bringen. Und viele freie Autoren betreiben dies als Hobby, als nebenberufliche Alternative und sind nur sich selbst, ihrem Gewissen und den Lesern verpflichtet. Jedoch in keiner Art einer übergeordneten Instanz. Und genau das ist, was den grossen Medien fehlt für eine ausgewogene, für eine neutrale Berichterstattung.

Gewiss, gerade dadurch ergibt sich der Anschein einer Radikalisierung des geschriebenen Wortes. Dennoch ist es ein frei geschriebenes Wort, unabhängig und kann dadurch auch so behandelt werden. Und wenn der Ton auch mal lauter wird, hat es nicht nur durchaus seine Berechtigung, sondern auch seine Bewandnis. Eine Sache, die sich die in Lohn und Gnade stehenden Journalisten einmal zu Herzen nehmen sollten.

Quelle: contra-magazin.com vom 01.09.2015

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