- 12.06.2016 21:16 Uhr
- Update: 12.06.2016, 22:52 Uhr
Nach dem Massaker von Orlando herrscht weltweit Entsetzen. US-Prominente fordern schärfere Waffengesetze. Donald Trump nutzt die Situation, um gegen die Konkurrenz zu wettern. Die Reaktionen.
Washington/Berlin/Moskau – Das Massaker von Orlando war nach Angaben von US-Präsident Barack Obama ein „Akt des Terrorismus und ein Akt des Hasses“. Das FBI ermittle in alle Richtungen, es gebe noch zu wenige Anhaltspunkte, um Genaueres zu sagen. Obama sagte am Sonntag im Weißen Haus, es sei das schlimmste Verbrechen eines einzelnen Schützen in der Geschichte der USA gewesen. Es mache einmal mehr klar, wie leicht man in den USA an verheerende Waffen komme. Der sichtbar erschütterte Präsident sprach den Opfern und Hinterbliebenen sein tief empfundenes Beileid aus. Er ordnete an, die Flaggen auf dem Weißen Haus und auf allen öffentlichen Gebäuden auf halbmast zu setzen. Es war das etwa 20. Statement Obamas zu einem der so genannten „shootings“ in seiner Amtszeit. Fragen waren nach dem Statement nicht zugelassen.
Das FBI hatte zuvor von Hinweisen darauf gesprochen, dass der Täter mit dem IS sympathisiert habe. Die Bundespolizei hielt aber auch ein Hassverbrechen gegen Homosexuelle für möglich. Der Angreifer hatte am Sonntagmorgen (Ortszeit) in dem Club „Pulse“ um sich geschossen und Geiseln genommen. Stunden später wurde er von der Polizei getötet.
Der Vater des mutmaßlichen Attentäters hat Hass auf Schwule als mögliches Motiv genannt, religiöse Beweggründe aber ausgeschlossen. „Dies hatte nichts mit Religion zu tun“, sagte Mir Seddique am Sonntag dem Nachrichtensender CBS News. Sein Sohn, Omar Seddique Mateen, sei kürzlich über eine Paar Männer aufgebracht gewesen, die sich vor seiner Frau und seinem Sohn geküsst hätten. „Wir wussten von nichts, wir sind ebenso schockiert wie das ganze Land“, sagte Seddique, der im Namen der ganzen Familie für die Geschehnisse um Entschuldigung bat.
Donald Trump, Präsidentschaftsbewerber der Republikaner, fordert angesichts der Tat den Rücktritt von Präsident Barack Obama. Zudem sollte Hillary Clinton aus dem Rennen um die Präsidentschaft aussteigen, wenn ihr die Worte „radikaler Islam“ nicht über die Lippen kämen.
Der Bürgermeister von Orlando, Buddy Dyer, hatte nach dem Massaker den Notstand in der Stadt ausgerufen. Er habe den Gouverneur von Florida gebeten, dies für den gesamten Staat zu tun, sagte Dyer am Sonntag vor Journalisten. Diese Ausnahmeregelung sollen die Ermittlungen erleichtern, an denen sowohl örtliche als auch Bundesbehörden beteiligt sind. Ein islamischer Gemeindeführer hat die Medien und Öffentlichkeit derweil vor voreiligen Rückschlüssen gewarnt. Er reagierte auf Mutmaßungen, dass radikaler Islamismus bei der Bluttat eine Rolle gespielt haben könnte. Dies sei keine Zeit für Sensationsgeschichten, sagte der Leiter der Leiter der Islamischen Gesellschaft von Zentralflorida, Muhammad Musri, am Sonntag in Orlando. „Es ist ein schrecklicher Vorfall, wir trauern, unsere Herzen sind gebrochen.“ Nun müsse abgewartet werden, was die polizeilichen Ermittlungen an Fakten zutage förderten.
Papst Franziskus hat nach dem Angriff die „mörderische Torheit und den sinnlosen Hass“ des Täters verurteilt. Das Kirchenoberhaupt habe die Nachricht von der Tat mit Grauen aufgenommen, sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi am Sonntag. Der Papst bete für die Familien der Opfer und Verletzten. Der russische Präsident Wladimir Putin sprach von einem „barbarischen Verbrechen“. Russland teile Schmerz und Trauer, betonte der Kremlchef in einem in Moskau veröffentlichten Telegramm an seinen US-Kollegen Barack Obama. Er hoffe auf eine schnelle Genesung der Verwundeten.
Quelle: Handelsblatt-online vom 12.06.2016