Überschwemmungen in Japan: Radioaktives Wasser aus Fukushima gelangte erneut in den Pazifik -Mehr als 200 Menschen von Fluten umschlossen

In den Fluten: Japan im Ausnahmezustand
REUTERS

An manchen Orten in Japan regnete es die letzten zwei Tage so viel, wie in Berlin im ganzen letzten Jahr. Der Wetterdienst gab eine „Sonderwarnung“ heraus. Aus dem Atomkraftwerk in Fukushima gelangt erneut radioaktiv verseuchtes Wasser ins Meer.

Rund 200 Einwohner sind im Nordosten Japans noch in den Fluten gefangen, die durch den Taifun Etau ausgelöst wurden. In der Kleinstadt Josu trat der Fluss Kinugawa mit aller Macht über seine Ufer. Einige Menschen mussten mit Hubschraubern gerettet werden.

Auf Live-Bildern des Senders NHK war zu sehen, wie sich plötzlich eine riesige Schlammwelle aus dem Kinugawa ihren Weg durch einen Teil von Josu bahnte und Häuser, Autos und Strommasten mit sich fortriss. Szenen, die an den verheerenden Tsunami von 2011 erinnern.

Den gesamten Nachmittag über bargen Militärhubschrauber eingeschlossene Einwohner aus ihren überfluteten Häusern. Auch ein Mann, der sich im tosenden Wasser verzweifelt an einen Betonpfosten klammerte, wurde in letzter Minute gerettet.

Bis zum Abend konnten Polizei, Feuerwehr und Soldaten mindestens 260 Menschen aus der rund 60 Kilometer von Tokio entfernten Kleinstadt bergen, wie die Agentur Jiji-Press berichtete. Mehrere Menschen werden immer noch vermisst.

Sonderwarnung für mehrere Provinzen

Die 65.000 Einwohner zählende Stadt liegt in der Präfektur Ibaraki. Für die gesamte Präfektur gab der staatliche Wetterdienst eine „Sonderwarnung“ aus – eine Alarmstufe, die nur selten erreicht wird. Auch für die Provinz Tochigi galt Sonderalarm. Die Behörden in Ibaraki wiesen 20.000 Menschen an, sich in Sicherheit zu bringen. In Tochigi mussten 90.000 Menschen ihre Häuser verlassen, weiteren 116.000 wurde geraten, sich vorsorglich in Sicherheit zu bringen. Auch die Hauptstadt Tokio war von den Unwettern betroffen.

„Die Niederschläge haben ein bislang unerreichtes Ausmaß erreicht“, sagte der Meteorologe Takuya Deshimaru bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz. Ministerpräsident Shinzo Abe versicherte, seine Regierung tue alles, um das Schlimmste zu verhindern. Höchste Priorität habe die Rettung von Menschenleben.

Etau zog unterdessen weiter zum Japanischen Meer, die schweren Regenfälle hielten aber zunächst weiter an. Im havarierten Atomkraftwerk Fukushima wurden die Entwässerungspumpen überschwemmt, nach Angaben des Betreibers Tepco gelangte dadurch erneut radioaktiv verseuchtes Wasser ins Meer.

kry/AFP

Quelle: Spiegel-online vom 11.09.2015

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