Wer schoss MH17 ab? Der Abschlussbericht, der nichts abschließt

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Die Absturzstelle von Flug MH17 war für internationale Ermittler lange nicht zugänglich. Die Absturzstelle von Flug MH17 war für internationale Ermittler lange nicht zugänglich.(Foto: picture alliance / dpa)
Dienstag, 13. Oktober 2015

 

Von Issio Ehrich

15 Monate nach dem Abschuss von MH17 veröffentlichen Luftfahrt-Experten ihren finalen Bericht. Das Papier wird Antworten auf eine Reihe offener Fragen liefern – aber nicht auf alle.

Warum flog die Malaysia Airlines Maschine MH17 über das ostukrainische Kampfgebiet? Wieso stürzte das Flugzeug ab? Wie lange mussten die Passagiere leiden? Und warum mussten ihre Angehörigen tagelang darauf warten, über den Tod ihrer Liebsten informiert zu werden?

Der Abschlussbericht des niederländischen Sicherheitsrats (Dutch Safety Board) zur MH-17-Tragödie, der am Dienstagmittag veröffentlicht wird, liefert Antworten auf etliche offene Fragen. Die entscheidende bleibt allerdings unbeantwortet: Das Safety Board wird, wie schon bei früheren Berichten, keine Schuldzuweisungen machen – obwohl die Beweislage mittlerweile sehr klar ist.

Abgeschossen von einem Buk-Flugabwehrsystem

Am 17. Juli 2014 um 13.20 Uhr flog MH17 in der Nähe von Dnipropetrowsk über der Ostukraine. Flughöhe: rund 10.000 Meter. Das Flugzeug mit 298 Menschen an Bord zerbrach in der Luft, weil viele schnell fliegende Objekte den Rumpf der Maschine in der Luft durchsiebten. So hieß es bereits im Zwischenbericht des Safety Board. Einen technischen Defekt, einen Pilotenfehler oder Terroranschlag schlossen die Experten aus.


Mittlerweile gilt als sicher, dass MH17 von einer Buk-Flugabwehr-Rakete abgeschossen wurde. Obwohl Russland zunächst behauptete, ein ukrainischer Kampfjet hätte die Passagiermaschine vom Himmel geholt, pflichtet mittlerweile auch Moskau dieser Darstellung bei. Strittig ist lediglich, ob der Abschuss vom Gebiet der Separatisten oder der ukrainischen Streitkräfte aus kam.

Nachdem bereits das Recherchenetzwerk Bellingcat durch die Analyse von Satellitenbildern, Fotos und Einträgen in sozialen Netzwerken Separatistengebiet als Abschussort der Buk-Rakete ausmachte, dürfte auch das Safety Board in diesem Punkt nachziehen. Nur Schlüsse und Konsequenzen, was die Täter betrifft, wird es nicht daraus ziehen. Bestimmung des Safety Board ist, Untersuchungen zur Flugsicherung durchzuführen. Eine strafrechtliche Aufarbeitung ist nicht die Aufgabe der Institution.

Russland blockiert ein Tribunal

Ein internationales Ermittlerteam arbeitet an einer strafrechtlichen Analyse. Mit Ergebnissen wird Ende 2015, spätestens Anfang 2016 gerechnet. Diese Ermittlungen dürften endlich auch offiziell die Frage beantworten, wer MH17 abgeschossen hat. Nachdem Moskau im UN-Sicherheitsrat verhinderte, dass ein internationales Tribunal für den Fall MH17 eingesetzt wird, ist aber fraglich, ob die Verantwortlichen je zur Rechenschaft gezogen werden. Die Niederlande und auch andere Länder, die durch den Abschuss von MH17 viele Opfer zu beklagen haben, wollen ein Tribunal installieren. Konkrete Informationen dazu sind allerdings rar. Wohl auch, weil ein juristischer Alleingang in diesem Fall eben auch einen politischen Alleingang darstellt. Moskaus Reaktion – ungewiss.

Das Dutch Safety Board kann den Angehörigen der Opfer mit seinem finalen Bericht deshalb bestenfalls in einem Punkt einen Abschluss mit der Tragödie erleichtern: Wenn es feststellen sollte, dass die Passagiere der Maschine nicht lange leiden mussten. Eine Theorie dazu besagt: Nachdem die Buk-Rakete das Flugzeug zerschmetterte, waren die Passagiere einem derart rapiden Druckabfall ausgesetzt, dass sie sofort das Bewusstsein verloren.

Der Abschlussbericht der Niederländer könnte es den Angehörigen allerdings auch erschweren, die Tragödie zu erarbeiten und dazu führen, dass sie noch heftiger darauf drängen, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Die Druckabfall-Theorie schließt nicht aus, dass Passagiere in niedrigerer Höhe wieder zu Bewusstsein gekommen sein könnten. An den Überresten eines Passagiers aus Australien fanden Ermittler einer Sauerstoffmaske.
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Quelle: N-TV vom 13.10.2015

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