Soziale Netzwerke – Fotos verraten russische Bodentruppen in Syrien


auxmoney.com - bevor ich zur Bank gehe!

09.11.15

Offiziell schickt Moskau nur Kriegsflugzeuge nach Syrien. Internet-Aktivisten präsentieren nun Fotos, die russische Soldaten im Bodeneinsatz zeigen. Ist das die Vorbereitung einer größeren Offensive?

Von Julia Smirnova

 Ein Screenshot aus einem Video des russischen Verteidigungsministeriums zeigt die Bombardierung eines angeblichen Quartiers des Islamischen Staates

Foto: AFP Ein Screenshot aus einem Video des russischen Verteidigungsministeriums zeigt die Bombardierung eines angeblichen Quartiers des Islamischen Staates


Wer in Russland den Fernseher einschaltet, der sieht einen sauberen Krieg. Die Militäroperation in Syrien wird hier vor allem als Reihe von präzisen Luftschlägen präsentiert – hochtechnologisch und ohne große Risiken für die eigenen Soldaten. Der Einsatz von russischen Bodentruppen in Syrien sei ausgeschlossen, sagte der russische Präsident Wladimir Putin noch im Oktober. Gezeigt wird in den russischen Medien dazu passend oft der Flugplatz Hmeimim in der syrischen Provinz Latakia, auf dem die russischen Kräfte stationiert sind. Doch jetzt tauchten Bilder auf, die russische Soldaten auch an anderen Orten in Syrien zeigen – in Homs, Hama und Aleppo.


Russische Internetaktivisten, die sich Conflict Intelligence Team nennen, haben die Bilder gefunden und analysiert . Die Gruppe arbeitet nach dem Vorbild des Rechercheteams Bellingcat und wertet Informationen aus offenen Quellen aus, zum Beispiel soziale Netzwerke oder Satellitenbilder. „Wir sehen im Moment, dass die russische Militärpräsenz ausgeweitet wird und Truppen in die Kampfzonen verlegt werden“, sagt einer der Aktivisten, Ruslan Lewijew.

Eine Fundquelle sind Fotos von Soldaten, die sie selbst in sozialen Netzwerken veröffentlichen – so war es Aktivisten zuvor schon gelungen, russische Truppenbewegungen in der Ostukraine zu verfolgen. Im Falle Syriens postete nun etwa Wladimir Boldyrew, Nutzer des russischen sozialen Netzwerkes Vkontakte, am 20. Oktober ein Bild von vier Soldaten. Ärmellose Kleidung und Sandalen, die einer der Soldaten trägt, lassen vermuten, dass es sich nicht um ein Manöver in Russland handelt, wo es bereits kalt ist. Am selben Tag postete derselbe Nutzer ein Bild von Soldaten, die an einem Tisch sitzen. Der ist gedeckt mit Pilaw und russischem Mineralwasser. Der Geotag unter dem Bild heißt: Hama, Syrien, die Autobahn M5.

Momentan sind die Bilder von Boldyrews Seite gelöscht, sie bleiben aber im Archiv gespeichert. Andere Bilder und Informationen von Boldyrews Seite ließen die russischen Blogger darauf schließen, dass er in der 810. Brigade der Marineinfanterie dient, die auf der Krim stationiert ist. Die gleichen Blogger vom Conflict Intelligence Team stellten bereits Anfang September fest, dass die ganze Einheit nach Syrien verlegt wurde.


Russische Militärlaster in Syrien?

Die ukrainische Seite InformNapalm fand ebenfalls ein Profil eines russischen Soldaten, der Bilder aus Syrien auf seiner Profilseite bei Vkontakte postete . Auch hier lautete der Geotag: Hama. Der Soldat wurde als Armeeangehöriger der russischen 74. Schützenbrigade identifiziert. Seine Bilder zeigen Militärlaster, ein gepanzertes Fahrzeug und eine zerstörte oder auseinandergebaute Haubitze.

Bereits Ende Oktober war berichtet worden, dass Russland seine Spezialeinheiten offenbar aus der Ostukraine nach Syrien verlegt . Die Blogger fanden nun zusätzliche Beweise dafür. Der Instagram-Account eines Mannes, der sich Ilja Gorelych nennt, zeigt zahlreiche Bilder aus Syrien. Am 23. Oktober postete er etwa ein Bild, auf dem er mit einem Maschinengewehr in der Hand posiert. „Aleppo, Syrien“ lautet der Geotag. Am Tag danach postete Gorelych ein Bild von vier bewaffneten Männern in Tarnuniform, aufgenommen in der Stadt Homs. Das nächste Bild zeigt Gorelych mit seinen Kameraden vor dem Flughafen Basil al-Assad in Latakia. Seine Bilder versieht er mit mehreren Tags. Darunter ist „Speznas GRU“ – die Bezeichnung von Spezialeinheiten des russischen Militärgeheimdienstes.


Unter manchen Bildern vermerkt er sogar die Abkürzung, die für eine ganz bestimmte Einheit steht: die 16. Sondereinheit des GRU, stationiert in der Stadt Tambow in Zentralrussland. Vor rund zwei Jahren postete Gorelych das Wappen dieser Einheit und schrieb darunter, dass er stolz darauf sei, hier zweieinhalb Jahre gedient zu haben. Die Rechercheure vom Conflict Intelligence Team vermuten, dass der Elitesoldat entweder weiter in der gleichen Einheit diente oder inoffiziell als „Freiwilliger“ eingesetzt wurde. Vor einem Jahr postete er im gleichen Instagram-Account Bilder aus der Ostukraine. Genau wie die Bilder aus der Ukraine markierte er auch die aus Syrien mit den Tags #Rebellen und #Separatisten. Auch andere Soldaten aus seiner Einheit waren in der Ukraine im Einsatz, mehrere kamen dabei ums Leben.

 

Besatzungsrecht-Amazon

Die Bilder geben keine genaue Antwort auf die Frage, wie viele russische Militärangehörige außerhalb der Militärbasis in Latakia derzeit im Einsatz sind und wie ihre Aufgaben genau aussehen. „Wir vermuten, dass die Soldaten, die nicht zu den Sondereinheiten gehören, die syrische Armee vor allem mit Artillerie unterstützen“, sagt Ruslan Lewijew vom Conflict Intelligence Team.

Die GRU-Elitesoldaten sind dagegen mit Aufklärung beauftragt. „In der Ukraine haben wir immer gesehen, dass dort, wo Speznas GRU auftauchte, später eine Bodenoffensive begann, wie bei der Einkesselung der ukrainischen Armee in Debalzewo oder Illowajsk“, sagt Lewijew. „Wir vermuten, dass auch in Syrien die Sondereinheiten vorgeschickt werden, um eine Bodenoffensive vorzubereiten.“ Seine Gruppe beobachte, wie russische Transportflieger die Technik nach Hama transportieren würden, und gehe davon aus, dass Hama zu einem zweiten Stützpunkt der russischen Streitkräfte ausgebaut werden könnte.


Diese Entwicklungen steigern in jedem Fall das Risiko dafür, dass russische Soldaten in Syrien ums Leben kommen und verletzt werden könnten. Offiziell wurde bis jetzt der Tod von einem russischen Flugzeugtechniker auf dem Flughafen in Latakia bestätigt. Laut dem Verteidigungsministerium hat er Selbstmord begangen, doch seine Verwandten äußerten Zweifel daran, nachdem sie seinen Körper gesehen haben. Laut Umfragen sieht ein Großteil der Russen eine mögliche Bodenoffensive in Syrien immer noch negativ. Die Stimmung könnte aber kippen, wenn es sich herausstellt, dass ein Terroranschlag tatsächlich die Ursache des Absturzes der russischen Passagiermaschine am Sinai war. So könnte Putin einen erweiterten Einsatz in Syrien unter Umständen besser begründen.

Kredit für Selbständige

Quelle: Welt-online vom 09.11.2015

Dieser Beitrag wurde unter Aktuell, Geschichte, Kultur, Nachrichten, Politik, Soziales, StaSeVe Aktuell, Völkerrecht, Wirtschaft, Wissenschaft abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.
0 0 votes
Article Rating
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
2 Comments
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
trackback

[…] Staseve Aktuell – Arbeitsgemeinschaft Staatlicher Selbstverwaltungen […]

Knochen
Knochen
8 Jahre zuvor

Denk den Bodeneinsatz wir die Hisbollah , die Irakische Armee und Assads Truppen übernehmen… Russland ehrlich die Ausbildung, Logistik, Planung, Luftüberwachung……..