Geleaktes Memo: Riad soll von den Anschlägen am Ostersonntag in Sri Lanka gewußt haben

 

 

Geleaktes Memo: Riad soll von den Anschlägen am Ostersonntag in Sri Lanka gewußt haben

Laut Berichten ist ein Memo des saudischen Außenministers an den Botschafter in Sri Lanka im Vorfeld der Anschläge vom 21. April in Sri Lanka aufgetaucht. Neben anderen Verbindungen zwischen der Golfmonarchie und den Attentaten hatte Riad demnach möglicherweise Kenntnisse über die Pläne.

Nach der Angriffsserie auf mehrere christliche Kirchen, Hotels und in einer Wohngegend am Ostersonntag in Sri Lanka, bei denen mehr als 250 Menschen getötet und über 500 verletzt wurden, teilte der sri-lankische Regierungschef Ranil Wickremesinghe noch am gleichen Tag mit, dass die Sicherheitsbehörden auch mögliche Verbindungen ins Ausland nicht ausschließen und dem weiter nachgehen würde.

Tage nach dem Anschlag fanden Polizisten eine Flagge des sogenannten Islamischen Staates. Der Militärgeheimdienst bestätigte, dass der mutmaßliche Drahtzieher der Anschläge, Mohammed Zahran Hashim, Anführer einer islamistischen Gruppierung ist, die der Terrororganisation IS nahesteht. In einem IS-Video habe er sieben weitere Extremisten bei ihrem Treuegelübde für den IS und dessen Anführer Baghdadi angeleitet. Sri-lankische Behörden deckten zudem Verbindungen von Zahran Hashim nach Saudi-Arabien auf, welche zusätzlich zu aktuellen Berichten über ein verdächtiges diplomatisches Memo auf die Golfmonarchie verweisen.

Am vergangenen Wochenende verhafteten sri-lankische Behörden einen saudi-arabischen Wissenschaftler, Mohammed Alijar, 60 Jahre alt, wegen dessen angeblichen Verbindungen zu Zahran Hashim und möglicher Beteiligung an den Anschlägen.

Alijar ist der Gründer des Centre for Islamic Guidance, das über eine Moschee, eine Religionsschule und eine Bibliothek in Zahrans Heimatstadt Kattankudy verfügt, einer muslimisch dominierten Stadt am Ostufer Sri Lankas, wie Reuters berichtete. Alijar war demnach in die Ausbildung der für die Ostersonntags-Anschläge verantwortlichen Selbstmordattentäter involviert. Zudem soll er laut der von der sri-lankischen Polizei veröffentlichten Erklärung für Zahran Finanztransaktionen getätigt haben.

Reuters beruft sich weiterhin auf die Aussagen lokaler Muslime, die Zahran kannten und dessen Radikalisierung durch ultra-konservative Texte des Salafi-Wahhabismus schildern, die er in der Bibliothek des Centre for Islamic Guidance aufgegriffen hat. Demnach hatte es derartige Ansichten noch im Jahr 2016 nicht in Sri Lanka gegeben.

Obwohl Sri-Lanka bisher nicht das Ziel radikalislamistischer Anschläge war, scheint somit der Einfluss des salafistisch-wahhabitischen Islam auf die Muslime der Insel stärker zu sein als bisher bekannt.

Zahran Hashim gründete jedoch bereits früher eine konservative Gruppe namens „Darul Athar“ und später um das Jahr 2014 die Hard Line National Thowheed Jamath (NTJ), welche von den Behörden für die Anschläge verantwortlich gemacht wurde.

Salafistische Interpretationen des Islam, die mit dem aus Saudi-Arabien stammenden Wahhabismus verbunden ist, wurde oft als Ideologie radikaler Islamisten kritisiert.

Alijar habe das Zentrum bereits kurz nach seinem Abschluss an der Imam Muhammad ibn Saud Islamischen Universität in Riad im Jahr 1990 gegründet. Finanziert wurde das Zentrum teilweise aus saudischen und kuwaitischen Quellen. Der South China Morning Post zufolge gehörten zu den Gebern auch ehemalige Kommilitonen Alijars aus Riad.

Berichten zufolge ist zudem ein saudi-arabisches diplomatisches Memo aufgetaucht, welches der libanesischen Online-Zeitung Alahed News vorliegt und aus dem hervorgeht, dass die Regierung Saudi-Arabiens Vorkenntnisse der Osteranschläge hatte. Das Memo trägt das Siegel Saudi-Arabiens, entspricht dem Format anderer saudischer diplomatischer Memos, ist mit zwei Wasserzeichen versehen und mit „dringend“ und „streng geheim“ beschrieben. Datiert ist es auf den 11. August 1440 des islamischen Kalenders (Hedschra), das dem 17. April 2019 im gregorianischen Kalender entspricht. Angeschrieben wird der saudische Botschafter in Sri Lanka, Abdul Nasser bin Hussein al-Harethi, vom saudischen Außenminister, Ibrahim bin Abdul Aziz al-Assaf.

Drei Anweisungen werden auf Arabisch mit höchster Dringlichkeit vermittelt (hier aus der englischen Übersetzung von Alahed ins Deutsche übersetzt):

Erstens: Sie sollten alle Dokumente, Computerdaten und die letzte Korrespondenz mit in- und ausländischen Mitgliedern und Gruppen löschen und dem Botschaftspersonal eine Ausgangssperre auferlegen, es sei denn, es ist eine Reise erforderlich;

Zweitens: Sie sollten alle, die mit dem Königreich Saudi-Arabien zu tun haben – einschließlich Berater, Sicherheitskräfte und Geheimdienste während der drei kommenden Tage, insbesondere am christlichen Ostertag – informieren, um deren Anwesenheit an öffentlichen und überfüllten Orten, nämlich Kirchen, zu vermeiden;

Drittens: Sie sollten regelmäßig schriftliche Nachrichten über die sri-lankischen Behörden und ihre Standpunkte an dieses Ministerium senden.

Aufgrund verschiedener Berichte darüber, dass die koordinierte Anschlagsserie detailliert geplant worden sein muss, da sichere Häuser, ein gutes Netzwerk von Planern und Betreuern, Fachwissen über den Bombenbau und erhebliche finanzielle Mittel notwendig waren, lassen Alijars Verbindungen zu wohlhabenden saudischen Quellen den Schluss zu, dass er als Verbindungsglied fungiert haben könnte zwischen Geldgebern aus der Golfmonarchie und den Attentätern in Sri Lanka.

Laut BBC schien es den sri-lankischen Behörden nach den Anschlägen zunächst schwer erklärbar, dass Hashims NTJ die notwendigen Mittel hatte, eine solche Aktion durchzuführen.

Hashims Schwester habe kurz vor dem Anschlag die hohe Summe von zwei Millionen sri-lankischen Rupien (rund 12.000 US-Dollar), möglicherweise ausländischen Geldes von Zahran erhalten.

Dass private saudische Spendengelder den IS und andere Terrorgruppen finanzieren, ist seit Langem bekannt. Auch durch veröffentlichte E-Mails des US-Außenministeriums ist bekannt geworden, dass die US-Regierung seit Jahren weiß, dass Saudi-Arabien und Katar zu den wichtigsten Finanziers der Terrorgruppe Islamischer Staat und anderen gehören.

Auf Anfrage erhielt Reuters vom Kommunikationsbüro der saudischen Regierung mit Bitte um Stellungnahme keine Antwort.

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birgit
birgit
4 Jahre zuvor

Schmeißt alle Musels von der Insel und sofort kehrt wieder Ruhe ein !

Kleiner Grauer
Kleiner Grauer
4 Jahre zuvor

Die Palme ist stark an das deutsche Afrikakorps angepasst…