Prima Klima in Schnellroda — ALICE WEIDEL BESUCHT GÖTZ KUBITSCHEK

Von RICHARD RATGEB | Der Besuch von Alice Weidel im sachsen-anhaltinischen Dörfchen Schnellroda am 20. September 2019 war mit Spannung erwartet worden. Denn die promovierte Volkswirtin und Fraktionsvorsitzende im Bundestag trat dort bei ihrem Auftritt im Festsaal der Dorfgastwirtschaft nicht nur vor ein ungewohnt junges Publikum, sondern begegnete in Schnellroda auch Götz Kubitschek, seit vielen Jahren Vordenker, Verleger und Mobilisator der deutschen Neuen Rechten. Weidel war der Einladung Kubitscheks gefolgt, am Eröffnungstag der 20. Sommerakademie des Instituts für Staatpolitik eine Rede zum Thema „Politik in Berlin“ zu halten.

Als die bekannteste AfD-Politikerin mit erheblicher Verspätung am frühen Abend endlich am Veranstaltungsort eintraf, hatten zahlreiche Vertreter der Medien schon lange auf diesen Moment gewartet, bekamen Weidel aber kaum zu Gesicht und auch keinen Kommentar von ihr. In Begleitung von Mitarbeitern und streng um sich schauenden Personenschützern betrat sie den bäuerlich geschmückten Saal mit der Wandchronik einer tausendjährigen Dorfgeschichte. Es war leicht zu erkennen, wie sie zuerst noch damit fremdelte, nun im gar nicht mehr so heimlichen geistigen Zentrum der Neuen Rechten zu sein. Denn Kubitschek wohnt mit seiner zahlreichen Familie gleich um die Ecke auf dem inzwischen schon legendären, wenngleich wenig prunkvollen Rittergut Schnellroda, auf dem sich auch sein Verlag Antaios befindet.

Fast ausnahmslos jüngere Generation im Publikum

Die Gesichter, in die Weidel vom Rednerpult aus blickte, gehörten fast ausnahmslos der jüngeren Generation an. Männer waren in der klaren Mehrzahl, doch waren genug junge Frauen im Publikum, um die wachsende Zahl der Sympathisanten der Neuen Rechten nicht nur im maskulinen Bereich zu verorten. Und es waren intelligente, wache, kritische Gesichter, die sich erwartungsvoll auf die wie immer sehr gepflegt, stets etwas kühl wirkende Politikerin richteten. Dabei hatte Alice Weidel einen harten Tag in Berlin hinter sich, wo sie noch die Ergebnisse des sogenannten „Klimagipfels“ analysieren und kommentieren musste.

Ihre Rede vor der Sommerakademie in Schnellroda hatte Weidel gut vorbereitet. Sie wollte die Gelegenheit, wie sie sagte, keinesfalls damit vertun, irgendwelche Anekdoten aus der politischen Blase der Hauptstadt zu erzählen. Gleich zu Anfang machte sie deutlich, mit allen Strömungen in der AfD in Kontakt kommen zu wollen. Denn auch wenn die von Kubitschek repräsentierte geistige Neue Rechte keine innerparteiliche Strömung ist, übt sie doch großen Einfluss auf viele Politiker und Mitglieder der stärksten Oppositionskraft im Bundestag aus.

Die Nähe Kubitscheks zu Weidels Mitfraktionsvorsitzenden Alexander Gauland, aber auch zu Björn Höcke sowie dem in Schnellroda anwesenden brandenburgischen Wahlsieger Andreas Kalbitz ist kein Geheimnis. Doch gerade der Thüringer AfD-Vorsitzende gehört bekanntlich nicht zu Weidels liebsten Parteifreunden. In dem mit rund 200 Akademieteilnehmern vollbesetzten Saal waren jedoch gewiss nicht wenige Höcke-Anhänger.

Fand die richtigen Worte – Alice Weidel bei ihrer Rede in Schnellroda.

Weidel missbilligt ZDF-Interview mit Höcke

Weidel hatte wohl diese im Blick, als sie die streng parlamentarische Ausrichtung der AfD im Bundestag klarlegte, eine eindrucksvolle Bilanz der bislang zweijährigen Arbeit dort präsentierte und betonte: “Krawallschlagen führt zu nichts“. Allerdings machte die Fraktionsvorsitzende auch deutlich, wie sehr die AfD im Bundestag benachteiligt und diffamiert wird. In diesem Teil der Rede war zu spüren, wie sehr die hochintelligente Bildungsbürgerin das dumpfe Niedrigniveau der politischen Gegner und Feinde in Berlin verachtet. Daran jedoch, behauptete sie nicht ganz überzeugend, habe sie sich inzwischen ebenso gewöhnt wie an die Missachtung durch die Medien.

Sehr nachdrücklich missbilligte Weidel die provokative Machart des ZDF-Interviews mit Höcke, das dieser vor einigen Tagen schließlich abgebrochen hatte. Solche Solidarität mit dem Intimfeind kam in Schnellroda gut an. Eher irritierend war für viele Zuhörer Weidels Distanzierung von Straßenaktionen wie zum Beispiel der Demonstration in Chemnitz, an der auch ranghohe AfD-Politiker teilgenommen hatten. Die Gefahr von ungebetenen Teilnehmern aus dem extremistischen Bereich sei zu groß, gab Weidel zu bedenken. Diese recht grundsätzlich zu verstehende Absage an außerparlamentarische Aktivitäten und Aktionsformen wurde in der anschließenden leider viel zu kurzen Diskussion mit dem Publikum erstaunlicher Weise selbst von Kubitschek nicht problematisiert.

Das Buch von Alice Weidel „Widerworte: Gedanken über Deutschland“ fand reissenden Absatz.

Spätestens nach der ersten Hälfte ihrer knapp einstündigen Rede hatte Weidel wohl gespürt, vor einem ihr durchaus wohlgesinnten Publikum jüngerer Rechten ganz ohne Springerstiefel und Chaplin-Bärtchen zu stehen. Das machte ihren Vortrag immer lockerer, sie wich jetzt auch manchmal vom Redemanuskript ab. Als sie auf das Konzert von Herbert Grönemeyer in Wien und dessen hetzerischen Äußerungen dort zu sprechen kam, bekannte Weidel, dessen Lieder immer schon „Scheiße“ gefunden zu haben. Das blieb allerdings die einzige kleine Rohheit in einer Rede, die Formulierungsperlen wie den Ausdruck „moralische Überdüngung“ im Hinblick auf die offizielle deutsche Politik aufwies.

Weidel/Kubitschek – Beginn einer langen Freundschaft?

Aufrichtig entsetzt zeigte sich die Politikerin von den Klima-Kundgebungen des Tages, nach ihrer Auffassung auch Ergebnis „kumulierter Dummheit“. Sie habe, erzählte Weidel, sechs Jahre in der Volksrepublik China gelebt, aber sich nie vorstellen können, mit einer solchen Massenhysterie in Deutschland konfrontiert zu werden wie am 20. September in Berlin und anderswo. Sie warnte deshalb eindringlich vor einem „Faschismus von links“. Das hätte den vom Institut für Staatspolitik bei dieser Veranstaltung nicht zugelassenen Lückenmedien bestimmt weniger gefallen.

Die AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel fühlte sich sichtlich wohl in Schnellroda (hinten l. Hausherr Götz Kubitschek).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Diese Lückenmedien wären jedoch an der überraschend präzisen Antwort Weidels auf die Frage eines Veranstaltungsteilnehmers sehr interessiert gewesen: Ja, sie werde demnächst für den Bundesvorstand der AfD kandidieren; nein, sie werde sich nicht als Bundessprecherin der Partei bewerben. Nach der heftig beklatschten Rede stand eine lange Reihe junger Frauen und Männer geduldig an, um sich von der Politikerin deren Buch „Widerworte“ persönlich signieren zu lassen.

Für Alice Weidel war der Auftritt in Schnellroda ebenso ein Erfolg wie für Götz Kubitschek und das Institut für Staatspolitik. Vielleicht war es sogar der Beginn einer langen, bislang eher unerwarteten Freundschaft. In der Politik, insbesondere in dem „gärigen Haufen“ AfD, sollte aber niemand dessen so ganz sicher sein. In Schnellroda war es Nacht geworden, die kleine Antifa-Truppe mit dem Lautsprecherwagen aus Leipzig war längst abgezogen, die vom vergeblichen Warten frustrierten Medienvertreter ebenso. Wer sich von den Besuchern später auf den Weg in die Unterkünfte im Umkreis des Dorfes machte, konnte sich noch an dem wundervoll klaren Sternenhimmel über „Dunkeldeutschland“ erfreuen.

Quelle: pi-news.net vom 22.09.2019 


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