Trumps Triumph über Cruz: Der Knockout

Von Veit Medick, Washington

Republikaner Donald Trump

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Nach Donald Trumps Sieg in Indiana überlässt Ted Cruz dem Milliardär die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner. Die Partei steht vor einer historischen Zäsur, der Kampf um Amerika hat begonnen.

Es ist, auf den ersten Blick, alles wie immer. Ein Dienstagabend, die Lobby des Trump Towers in New York, der Kandidat hält eine Siegesrede. „Es ist ein unglaublicher Tag“, ruft Donald Trump: „Das ist ein Riesen-Sieg.“ Die Frau links, die Tochter rechts. Ein Auftritt, wie man ihn gut kennt aus den letzten Wochen.

Und doch ist nach diesem Wahlabend vieles anders. Im Trump Tower. Bei den Republikanern. Ja, in ganz Amerika.

Der Milliardär gewinnt Indiana und weil er das wieder in einer so furiosen Art und Weise tat, gibt sein ärgster Rivale Ted Cruz noch am Abend auf. Trump wird Präsidentschaftskandidat der Republikaner, man kann das jetzt schreiben, obwohl ihm zur absoluten Mehrheit der Delegierten noch ein paar Stimmen fehlen. Aber die wird er in den kommenden Wochen holen, das ist überhaupt keine Frage. Es ist ja niemand mehr da, der sie ihm streitig machen kann. Außer John Kasich.

Ja, genau. John wer?

„Wir waren 17 Egos in diesem Rennen“, ruft Trump in Richtung seiner Fans. „Jetzt gibt es noch ein Ego. Oder ist da noch wer?“ Lacher, Klatscher, Jubel. Er weiß, die Schlacht, diese erste Schlacht, ist jetzt vorbei.

Mag sein, dass mancher eine Kandidatur von Donald Trump zuletzt schon erwartet hatte. Sein Durchmarsch in New York, sein Triumph in Pennsylvania, der Einbruch von Cruz – das alles deutete schon darauf hin, dass der 69-Jährige auf die Nominierung zusteuert. Aber man sollte die jetzige Entwicklung jenseits der jüngsten Ergebnisse sehen.

Geschick, Witz, Demagogie, Hass

Mitte 2015 war Donald Trump eine Lachnummer, ein obskurer Seiteneinsteiger, einer der die Rolltreppe in die goldene Lobby seines Towers in New York herunterfuhr, um seine Kandidatur zu verkünden und um gleich mal ein paar Mexikaner zu verunglimpfen. Einer wie er? Null Chance. Und dann eroberte er innerhalb von nur neun Monaten die Republikaner und vernichtete seine Gegner. Er machte das mit einer Mischung aus Geschick, Witz, Demagogie und Hass. Nun soll dieser Mann, der noch nie auch nur ansatzweise ein politisches Amt inne hatte, den überhaupt erst die Wut auf die Politik dorthin gespült hat, wo er jetzt ist, die „Grand Old Party“ im Kampf um das Weiße Haus repräsentieren. Es ist, so abgedroschen das auch klingen mag, eine Sensation.

Die Sache mit der Kandidatur ist jetzt geklärt, aber so vieles ist eben noch unklar, das ist das Besondere an diesem Wahlkampf und an Trumps Kandidatur. Früher, da wusste man ungefähr was kommt, wenn erst mal der Spitzenmann feststeht. Ein Jubelparteitag. Eine geschlossene Partei. Ein harter Wahlkampf. Und dann eben Sieg oder Niederlage. Wie das so ist in der Demokratie. Alles ganz ordentlich.

Aber jetzt? Jubelparteitag? Geschlossene Partei? Kaum vorstellbar. Der Vorwahlkampf hat offengelegt, wie verfeindet die Republikaner untereinander sind. Trump hat die Basis zur Revolution gerufen, er hat die alte Garde erniedrigt und der Partei seinen Kurs aufgedrückt. Ted Cruz erwähnte Trump in seiner Abschiedsrede mit keinem Wort. Keine Kritik. Kein Glückwunsch. Es ist nur eines von etlichen Zeichen dafür, wie schwer es vielen in der Partei fällt, die Situation zu akzeptieren.

Kampf um die Zukunft der Republikaner

Sie haben im Wahlkampf ja auch ein wenig ihre Seele verloren. Welchen Charakter wollen die Republikaner künftig haben? Den von Abraham Lincoln und Theodore Roosevelt, die die Nation und ihre Werte verteidigten, sich aber von einem Anstand leiten ließen, der die „GOP“ eine sehr, sehr lange Zeit in der Mitte Amerikas verankerte? Oder den von Trump, der die Wut auf Washington anfacht und seine Partei gerne wieder zu einem nationalistischen Bollwerk machen würde? Das ist ziemlich offen und viele im Establishment sind so verunsichert, dass sie hoffen, dieser Frage ausweichen zu können, wenn sie sich nur schnellstmöglich hinter Trump versammeln. Aber sie wird kommen. Egal, wie der Parteitag im Juli verläuft. Und egal, wie das Rennen im November ausgeht.

Und Trump? Was macht der? Wie tritt er künftig auf? Präsidialer, um seine Basis zu verbreitern? Oder unverändert rücksichtslos, um seine Kernwähler bei der Stange zu halten? Auch unklar. Am Abend, kurz nach dem Triumph in Indiana, tritt er etwas freundlicher als sonst, das fällt auf. Er lobt zum Beispiel Ted Cruz. „Ein harter Gegner“, sagt er. „Er hat eine fabelhafte Zukunft vor sich.“ Das sind nette Worte, aber man muss wissen, dass Trump noch ein paar Stunden zuvor einen Schmutzartikel in einer Supermarkt-Illustrierten zitierte und Cruz‘ Vater in die Nähe des Attentäters von John F. Kennedy rückte. Es geht alles ziemlich schnell bei Trump. Seine Richtungswechsel. Seine Schlussfolgerungen. Aber eben auch sein Aufstieg. Das macht ihn so unberechenbar.

Übrigens auch für Hillary Clinton. Deren Lager unterschätzt den Fernsehstar schon lange nicht mehr. Sein schillerndes Bündnis aus weißen Arbeitern, Erzkonservativen und Evangelikalen flößt den Strategen bei den Demokraten Respekt ein.

Überhaupt: Clinton. Eines ist doch recht klar in diesen verrückten Tagen. Es wird ein harter Wahlkampf im Herbst. Ein bisschen wie früher. Nur eben noch härter. Wer Clintons Laufbahn beobachtet hat, weiß, dass sie Wahlkampf nicht nur als Wettstreit um die klügsten politischen Ideen versteht. Sie kann auch schmutzig. Clinton werde, so ist aus ihrer Kampagne zu hören, „brutale Angriffe auf den Charakter von Donald Trump“ fahren.

Willkommen im Kampf um Amerika.

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Quelle: Spiegel-online vom 04.05.2016

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