Russland: Dagestan: Die russische Republik mit den meisten Anschlägen und Dschihadisten-Kämpfern in Syrien

 

Dagestan: Die russische Republik mit den meisten Anschlägen und Dschihadisten-Kämpfern in Syrien

Besatzungsrecht-Amazon

Während nach den Jahren bürgerkriegsähnlicher Unruhen in den späten 1990er und frühen 2000er Jahren die staatlichen Autoritäten weitgehend Ordnung geschaffen hatten und Teile der Republik mittlerweile wieder davon träumen, zum Status als beliebte Touristenregion zurückzukehren, häuften sich in den letzten Monaten wieder dschihadistische Attentate. Die Republik hat mittlerweile Tschetschenien als die Region mit den meisten Toten durch Terroranschläge überholt.

So wurde Anfang April der Imam der Östlichen Moschee von Chasawjurt, Muhammad Nabi Magomedov, verhaftet und sitzt bis heute in Untersuchungshaft. In einem Antiterrorzentrum, in das er nach seiner Festnahme verbracht worden sein soll, soll er zudem misshandelt worden sein, behaupten Anhänger des Geistlichen.

Zuvor war es in der gleichen Stadt bereits im Februar zu Auseinandersetzungen zwischen Moscheebesuchern und der Staatsmacht gekommen, nachdem Behörden die kleinere Nördliche Moschee mit der Begründung geschlossen hatten, diese sei zu einem Rekrutierungszentrum der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) geworden. Einige Angehörige der dortigen salafistisch ausgerichteten Gemeinde räumten ein, dass es tatsächlich Personen gegeben habe, die innerhalb der Moscheegemeinde als Rekrutierer in Erscheinung getreten seien.

Allerdings habe es für großen Unmut innerhalb der Gemeinde gesorgt, dass als Reaktion darauf, statt die Verdächtigen zu verhaften, gleich die gesamte Moschee geschlossen wurde. Für Magomedov war die Situation eine willkommene Gelegenheit, binnen kurzer Zeit bis zu 5.000 Menschen zu einem Protestmarsch für den Erhalt der Moschee zu mobilisieren, der die Behörden am Ende auch zum Einlenken bewegte.

Magomedov war seither – wie eine Vielzahl von Persönlichkeiten im Umfeld salafistisch ausgerichteter Gemeinden der Region – fortan jedoch staatlich als „Gefährder“ registriert, was schwerwiegende Konsequenzen nach sich zieht. Diese reichen von zwangsweiser Blutabnahme, Speichelproben und sogar 30-Sekunden-Stimmensamples über eingeschränkte Reisefreiheit, Information des Arbeitgebers und willkürliche Festnahmen, sobald irgendetwas passiert ist. Dazu werden in solchen Fällen immer wieder bei Familiengehörigen, etwa jüngeren Geschwistern, „zufällig“ Drogen gefunden oder ähnliche vermeintliche oder tatsächliche strafbare Handlungen ausgemacht, um den Druck zu erhöhen.

Der Internationale Strafgerichtshof-Werbung

 Direktbestellen klick aufs Bild

Die Republik hat den früheren Unruheherd Tschetschenien als die Region mit den meisten Toten durch Terroranschläge überholt.

War der Islam in Dagestan eigentlich über eine längere Zeit hinweg sufistisch geprägt, hatten vor allem Einflüsse aus Saudi-Arabien und Katar, die sich verführbarer junger Menschen in abgelegenen Dörfern angenommen hatten, dafür gesorgt, dass der Wahhabismus in den islamischen Gemeinden immer mehr an Boden gewann.

Erst war es das von Al-Qaida gesteuerte „Kaukasus-Emirat“, das den vom Ausland unterstützten terroristischen Aufstand in Tschetschenien vorantrieb und versuchte, diesen auch in Dagestan zu entfachen, das sich als Anlaufstelle für Extremisten präsentierte.

Mittlerweile hat der „Islamische Staat“, dem immer mehr lokale salafistische Führer die Treue schwören, dem Projekt der 1990er und 2000er den Rang abgelaufen und es soll ihm bislang gelungen sein, zwischen 900 und 3.000 Jugendliche aus Dagestan für den „Dschihad-Tourismus“ nach Syrien zu begeistern.

Der russische Staat nimmt entsprechend die salafistischen Moscheen ins Visier und legt in seinen Operationen gegen mutmaßliche Gefährder an Härte zu. Magomedov hatte vor dieser Strategie gewarnt und gegenüber dem Magazin „Foreign Policy“ (FP) in einem Interview geäußert, dass die pauschale Repression gegen salafistische Gemeinden zwar junge Menschen von diesen wegbewege – jedoch hin in die Reihen gewalttätiger und terroristischer Gruppen. Schikanen würden diese Entwicklung verschärfen. „Es sind Männer, und wenn sie täglich herumgeschubst werden, kommen sie auf dumme Ideen“, so Magomedov zu FP.

Die russische Regierung betrachtet jedoch bereits die salafistischen Moscheen als „Inkubatoren des Terrors“. In manchen Gemeinden wie der letzten übriggebliebenen Salafi-Moschee in Machatschkala soll bis zur Hälfte der Besucher als Hochrisikofaktoren auf der Gefährderliste stehen.

Der als rechte Hand von Magomedov geltende Murad Dibirov beklagt, dass die nicht-terroristischen Salafistengemeinden nun zwischen zwei Stühlen säßen: Auf der einen Seite haben sie beim kleinsten Anzeichen von Radikalismus massive Repressionen vonseiten des Staates zu befürchten. Treten sie zu moderat auf, werden sie zur Zielscheibe der Agitation religiöser Extremisten.

Mittlerweile predigen Imame, die zuvor über den Vorrang der Scharia gegenüber dem staatlichen Rechtssystem gesprochen hatten, lieber über Themen wie Körperhygiene und Bekleidung.

Ein Problem bleiben abgelegene und nicht selten von den russischen Sicherheitskräften abgeriegelte Dörfer wie Gimry, mit eigenem Scharia-Rechtssystem und teilweise jahrzehntelanger Tradition im bewaffneten Aufstand, aus denen nicht selten Dutzende Syrienkämpfer hervorgingen und in denen die Hälfte der Anhängerschaft auf der Gefährderliste steht. Derzeit sollen etwa 50 der 2.000 Einwohner der Gemeinde in Syrien kämpfen. Gimry, nur durch einen Tunnel von der Straße her erreichbar, ist seit 2007 von außen abgeriegelt. In die Gemeinde selbst gehen russische Sicherheitskräfte nur selten.


In Novosasetli hatten Einpeitscher und Finanziers aus den Golfstaaten versucht, eine ähnliche abgeschlossene Enklave zu formen, von der aus Anschläge auf Sicherheitskräfte organisiert wurden. Diese reagierten 2014 mit einem massiven Gegenschlag und töteten den Anführer der Dschihadisten und dessen Freundin. Seither hat man im Dorf die eigene Einstellung zum Staat und den Dschihadisten überdacht und die Dorfältesten warfen die Extremisten hinaus. Novosasetli bleibt dennoch ein potenzieller Unruheherd.

Quelle: Russia Today (RT) vom 06.06.2016


         Pusteblumen Wiese
              Frauen T-Shirt
                 Spreadshirt

Dieser Beitrag wurde unter Aktuell, Geschichte, Kultur, Nachrichten, Politik, Soziales, StaSeVe Aktuell, Völkerrecht, Wirtschaft, Wissenschaft abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.
0 0 votes
Article Rating
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments