BUNDESWEHR-INTERVIEW – In nur 90 Sekunden wird der „Aufbruch“ der Linken zur Bruchlandung

Redakteurin Innenpolitik
Susanne Hennig-Wellsow auf dem Parteitag am Wochenende: Gleich einer der ersten Auftritte der neuen Parteichefin wurde dann zum Fiasko
Susanne Hennig-Wellsow auf dem Parteitag am Wochenende: Gleich einer der ersten Auftritte der neuen Parteichefin wird dann zum Fiasko
Quelle: Getty Images

Die neue Linke-Chefin blamiert sich in einem Interview, weil sie Kampfeinsätze der Bundeswehr beenden will – aber nicht sagen kann, welche sie meint. Das ist eine bemerkenswerte Selbstentlarvung, die zeigt: Die Linke ist nicht bereit für Regierungsverantwortung.

Für Politiker gibt es Auftritte, die peinlich sind und weiter nichts. Im für den Politiker besten Fall leidet der Bürger sogar sympathisierend mit. Und dann gibt es peinliche Auftritte, die großen Schaden anrichten und das Zeug haben, politische Karrieren vorzeitig zu beenden, weil sie das Vertrauen der eigenen Leute, Wähler und potenzieller politischer Partner erschüttern.

Der Videoauftritt der frisch gebackenen Linke-Chefin Susanne Hennig-Wellsow am Donnerstag bei dem Journalisten Tilo Jung fällt in die zweite Kategorie. Er zeigt eine erschreckend ahnungslose Politikerin.

„Habe nicht alle im Blick“

Sie sei nicht offen für Kampfeinsätze der Bundeswehr, erklärt Susanne Hennig-Wellsow in einem Zusammenschnitt des Interviews. „Welche Kampfeinsätze würdest du denn beenden?“, fragt Interviewer Jung. Hennig-Wellsow: „Da muss ich ehrlich sagen, die habe ich nicht alle im Blick.“ Ob sie „eine Idee“ habe, wie viele Kampfeinsätze der Bundeswehr denn liefen? Nein. Ob sie ein Beispiel für einen Kampfeinsatz, den sie beenden wolle, nennen könne, fragt Jung wie ein Lehrer, der hofft, der Schüler möge noch irgendetwas Schlaues sagen, damit er keine Fünf verteilen muss. Antwort: Afghanistan. Ein weiteres? Kurzes Hin und Her, aber kein weiterer Kampfeinsatz. „Das war‘s?“, fragt Jung. Es gebe „todsicher“ noch mehr, sagt Hennig-Wellsow.

In nur 90 Sekunden hat die 43-Jährige aus dem (in ihr personifizierten) erhofften Aufbruch für die Linkspartei eine Bruchlandung gemacht. Politiker müssen nicht immer alles wissen, aber sie müssen eigene Inhalte und Forderungen kennen – sowie deren Begründungen. Sonst offenbaren sie, was eine Forderung wirklich ist: eine leere, ideologische Phrase. Ganz offenbar hat Hennig-Wellsow noch nie hinterfragt, was ein Kampfeinsatz ihrer Meinung nach ist und warum sie die stoppen will.

Das ist – gelinde gesagt – überraschend. Auslandseinsätze sind das Streitthema in der Linkspartei und wären ein entscheidender inhaltlicher Knackpunkt, sollte es jemals zu Sondierungen mit SPD und Grünen kommen. Dass dies noch unwahrscheinlicher wird, dafür dürfte die Parteichefin mit ihrem Auftritt gesorgt haben. Das ist gut so.

Denn wer bei den einfachsten Fragen zu eigenen Kernthemen derart ahnungslos agiert, gehört nicht in eine Bundesregierung. Wer Verantwortung tragen will, hat auch die Verantwortung, sich zu informieren. Ohne Wissen ist es unmöglich, verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen. Selbst Wählern, die sich bisher von sozialistischen Fantasien und Teilbeobachtung der Partei durch den Verfassungsschutz nicht haben abschrecken lassen, muss das zu denken geben.

Genauso wie SPD und Grünen. Zwar hat auch schon Grünen-Chef Robert Habeck peinliche Wissenslücken beim Thema Bafin offenbart – aber im Gegensatz zur Außenpolitik bei der Linkspartei bestimmen Fragen der Finanzaufsicht bei ihm nicht ganze Parteitage.

Der Auftritt ist deswegen auch intern für die neue Parteichefin ein Fiasko. Diejenigen, die in der „Friedenspolitik“ das wichtigste Thema der Linken sehen, haben sowieso schon befürchtet, dass die Position Hennig-Wellsows beim Thema Bundeswehr für ihren Geschmack zu weich sein könnte. Ihr Misstrauen hat sich nun bestätigt: Wie kann die Parteichefin im Fall der Fälle mit Grünen und SPD eine Position verhandeln, ohne parteiidentifizierende Ideale aufzugeben, wenn sie die gar nicht kennt?

Aber egal, Hauptsache dagegen – zumindest liest sich so Hennig-Wellsows Spontanreaktion auf den Clip: „Es gibt nur eine richtige Antwort auf die Frage, wie viele Kampfeinsätze der Bundeswehr es geben sollte: null. Egal wie viele es gibt. Punkt. Kann übrigens jeder googeln, wie viele es wo sind derzeit“, twitterte Hennig-Wellsow in der Nacht. Hätte sie das mal gemacht.

Quelle: Welt-online vom 05.03.2021

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Ulrike
Ulrike
3 Jahre zuvor

Ich hab einen Lachkrampf bekommen als ich die Rede dieser Trulla gesehen hab.

Kleiner Grauer
Kleiner Grauer
3 Jahre zuvor

Ich freue mich das ersis es in die Hit hundert geschafft hat. Diesers schafft es ein Notstromaggregat anzuschieben.