Europa – Finnland: Spendenaktion gegen „Putins Trolle“

 

Finnland: Spendenaktion gegen "Putins Trolle"

Die finnische Journalistin Jessikka Aro, bekannt aus Rundfunk und Presse, wirbt im Internet um finanzielle Unterstützung, damit sie „Putins Trollen“ den Garaus machen kann. In Finnland können nicht alle ihre Obsession nachvollziehen, doch daran stört sich die Journalistin nicht. Anfeindungen können nur von „Putins Trollen“ kommen.

Indiegogo bietet Menschen mit Ideen eine Plattform, um ihre Projekte gefördert zu bekommen. Jeder kann mitmachen und um Unterstützung werben.  So auch eine Dame namens Jessikka Aro aus Finnland, die über das Portal ein Buchprojekt und mehr finanziert haben möchte.

Dabei soll es um das „Trollimperium Putins“ gehen. Bekannt wurde Jessikka Aro durch ihre Troll-Publikationen. Wie aber erkennt man einen Troll? Bekannt aus skandinavischen Volkslegenden tarnen sich Trolle gerne als Menschen. Laut Aro stecken hinter den russischen Trollen Einzelpersonen, die dafür bezahlt werden, falsche Profile im Netz zu kreieren und Fehlinformationen zu verbreiten.

Dadurch würde die öffentliche Meinung in Finnland im Sinne Putins geformt. Sie selbst nennt sich eine „investigative Journalistin“ und arbeitet für den finnischen Staatsfunk YLE.

Ihre These von der russischen Propagandamaschinerie stützt sich auf ein Gebäude im historischen Teil von St. Petersburg, genannt „Olgino“. Im Jahr 2014 wurde der Ausdruck „Trolls from Olgino“ im Internet geformt. Dieser war der gleichnamige Titel eines Buzz-Feed-Artikels, in dem es um russische Propaganda ging.

Bald wurde die mysteriöse Macht, die von diesem so wenig imposant aussehenden Gebäude ausgehen soll, zu einem viel diskutierten Thema in allen NATO-Staaten und denen, die es werden wollen. Auch Aro begann ihre eigenen Nachforschungen.

Den Ort habe sie selbst besucht. Es sei ein sehr mysteriöses Gebäude ohne ein Schild an der Tür, die Mitarbeiter würden nicht über ihre Aktivitäten sprechen und in Schichten arbeiten. Es gäbe auch eine „scheinbare Nachrichtenagentur“ in dem Haus, diese sei aber nur Show.

Dass die Netzwelt kein Pardon kennt, sollte sie schnell zu spüren bekommen. Ihr Publikum monierte offensichtliche Ungereimtheiten und fehlende Belege. Es brach ein regelrechter „Shit-Storm“ über die investigative Journalistin herein. Ihre Untersuchungen machten Aro zur „Persona non grata“.

Doch sie selbst sah in der Kritik nur eine Bestätigung ihrer These der Existenz der russischen Trolle. Sie versteht sich als Opfer Russlands und versucht, als solches Sympathien zu sammeln.

Ihre investigativen Ausführungen führten sogar zu einem Protest vor den Toren des finnischen Nachrichtensenders. Natürlich konnten die Demonstranten nur pro-russische Trollsoldaten sein. Doch Aro zeigte sich kampfbereit und gab auf einer Preisverleihung bei MTV-Finnland bekannt, sie ließe sich nicht durch die Trolle abschrecken.

Auf die Frage eines Journalisten, wie man einen Troll erkennen könne, antwortet sie:

„Es ist sehr schwierig einen Troll zu erkennen. Aber man kann durch die Inhalte der Nachrichten Schlüsse auf die Existenz von Trollen ziehen. Wenn sich die Kommentare ähneln und es pro Russland ist, dann handelt es sich wahrscheinlich um Trolle. “

Man könne aber laut Aro auch schnell selbst zum Troll mutieren, indem man sich von der Troll-Propaganda vereinnahmen lässt.

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Kritik gab es, anders als in Deutschland, auch aus den eigenen Reihen. Ein finnischer Parlamentsabgeordneter bezeichnete sie als „eine Schande für den Sender und die Zunft.“ Doch heute folgt ihr selbst die schwedische NATO via Twitter. Hier ein Tweet von ihr:

„Hackeraktivitäten werden so lange stattfinden, bis der letzte russische Soldat die Ukraine verlassen hat.“

Es finden sich auf ihrem Account aber auch rührende Beiträge mit entsprechenden Videos, wie „finnisches Mädchen mit Down-Syndrom träumt davon, Model zu werden“ oder aber „Füchse, die vor der Nachrichtenzentrale spielen“.

Das Geld für die Buchkampagne soll unter anderem ihren Forschungsreisen und der Software für ihre persönliche Datensicherheit dienen. Später ist die Entwicklung einer App für eine Augmented Reality Version, d.h. eine „erweiterte Realität“, in der reale Bilder oder Videos mit computergenerierten Zusatzinformationen versehen werden, geplant. Wie eine solche AR aussehen wird, erfahren wir leider nicht.

Für Unterstützer gibt es ab 12 Dollar bereits einen Putin-Troll-Aufkleber für den Laptop. Hiermit könne man zeigen, dass russische Trolle keine Chance haben. Leider sind die Offerten bei größeren Summen nicht sehr kreativ. Und so gibt es für 1.200 Dollar nicht etwa einen lebenden, russischen Troll, lediglich die Live-Präsentation der Autorin und mehrere Ausgaben des fertigen Buches werden geboten.

Dies ist weniger als ein russischer Troll pro Monat laut The Guardian im Trollimperium erhalten soll. Aufgabe der Trolle ist es, aus dem patriotischen, russischen Wikipedia Fotos und Texte auszuwählen und hieraus Netzneuigkeiten zu kreieren, behauptete die Zeitung. Englischsprachige Trolle hingegen erhalten ein höheres Gehalt.

Im letzten Jahr fühlte sich auch das britische Traditionsblatt von Trollen verfolgt, als die Kommentare in den Beiträgen über die Ukraine nicht Guardian-Konform waren. Ein Verlag für Jessikka Aros Buch ist noch nicht gefunden. Auch sucht sie händeringend nach russischen Whistleblowern.

Quelle: Russia Today (RT) vom 14.07.2016

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