Flüchtlinge – Zwischen Deutschland und Dänemark rollen wieder Züge

Der Verkehr wird sich laut dänischer Bahn am Donnerstag normalisieren. Die Flüchtlinge haben die gestoppten Züge mittlerweile verlassen und werden nicht mehr überwacht.

Flüchtlinge: Zwischen Dänemark und Deutschland rollen wieder Züge

Am Donnerstag sollen wieder Züge zwischen Deutschland und Dänemark rollen.  |  © Benjamin Nolte/dpa

Nach der Unterbrechung des Zugverkehrs von und nach Deutschland rechnet die dänische Bahngesellschaft DSB für Donnerstag mit einer Normalisierung des grenzüberschreitenden Zugverkehrs. Die Züge durch die Grenzstadt Padborg würden am Donnerstag wieder normal verkehren, teilte das Unternehmen mit. Die Fährverbindung zwischen beiden Ländern bleibe für Züge aber wegen Polizeieinsätzen an den Grenzen geschlossen.

Am Morgen verließ ein erster Zug mit etwa 50 Flüchtlingen Flensburg in Richtung Dänemark. Die meisten von ihnen waren zuvor mit einer Regionalbahn aus Neumünster angekommen. Danach hielten sich noch rund 100 Flüchtlinge in dem Gebäude auf. Sie hatten die Nacht auf dem Bahnhof verbracht. Flensburger hatten sie mit Decken, Essen und Kleidung versorgt.

Wegen des Flüchtlingsandrangs hatte Dänemark den Zugverkehr von und nach Deutschland am Mittwoch gestoppt. In Rødby saßen in zwei Zügen rund 340 Flüchtlinge stundenlang fest. In der Nacht zum Donnerstag willigten etwa 100 von ihnen ein, in Dänemark zu bleiben und sich dort registrieren zu lassen. Die übrigen durften schließlich unbehelligt von der Polizei aussteigen.


„Wo sie hin sind, weiß ich nicht“, sagte John Andersen von der dänischen Polizei der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau. Wahrscheinlich seien sie von Privatautos aufgelesen worden oder hätten ein Taxi genommen. „Wir überwachen sie nicht mehr“, sagte Andersen und fügte hinzu, die Polizei habe die Züge nicht mit Gewalt räumen wollen.

Unterdessen teilte die dänische Polizei außerdem mit, sie könnte Flüchtlinge nicht dauerhaft von der Weiterreise nach Schweden abhalten. „Wir haben laut dem Ausländergesetz Befugnis, Menschen dreimal 24 Stunden zurückzuhalten“, sagte Reichspolizeichef Jens Henrik Højbjerg bei einer Pressekonferenz. „Es ist klar, dass wenn die Zeit, in der wir die Menschen zurückhalten können, abläuft, wir nicht verhindern können, dass sie in ein anderes Land reisen.“

Seit Sonntag waren rund 3.000 Flüchtlinge mit Zügen in Padborg nahe Flensburg und mit Fähren in Rødby auf der dänischen Insel Lolland angekommen. Die meisten wollen weiter nach Schweden reisen, um sich dort als Asylbewerber registrieren zu lassen.


Kritik aus Schleswig-Holstein

Der schleswig-holsteinische SPD-Chef Ralf Stegner hatte die dänischen Regierung kritisiert. „Die Aussetzung der Reisefreiheit durch die rechtsliberale dänische Regierung ist mehr als besorgniserregend“, sagte Stegner. Das Schengen-Abkommen sei ein wichtiges Merkmal des freiheitlichen, geeinten Europas: „Gerade bei den gegenwärtigen großen Herausforderungen brauchen wir gemeinsame europäische Lösungen, keine nationalen Alleingänge.“

Zahlreiche Flüchtlinge sind am späten Mittwochabend vom Bahnhof in Flensburg in Erstaufnahmeeinrichtungen in Schleswig-Holstein gebracht worden. Die meisten der etwa 100 bis 150 Menschen wurden mit Bussen nach Boostedt (Kreis Segeberg) gefahren, wie ein Behördensprecher in Kiel erklärte. Die Flüchtlinge waren im Laufe des Abends mit Regionalzügen nach Flensburg gekommen und konnten wegen des eingestellten Zugverkehrs nicht weiter Richtung Dänemark reisen.


Quelle: Zeit-online vom 10.09.2015

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