Dresden: Fahrer lässt Muslima mit Niqab nicht in den Bus – Trotz Fahrschein

Eine verschleierte Frau in Wien (Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)
Eine verschleierte Frau in Wien
Foto: APA/ROLAND SCHLAGER
16.03.2017, 05:48

Kaum ein Thema wird in Europa derzeit so heiß diskutiert wie die Verschleierung muslimischer Frauen. So hatte der Europäische Gerichtshof erst am Dienstag geurteilt, dass Arbeitgeber muslimische Kopftücher am Arbeitsplatz verbieten dürfen . Vielerorts klagen verschleierte Muslima über unangenehme Vorkommnisse in der Öffentlichkeit, manche fühlen sich mittlerweile gar zum Verbrecher oder Terroristen abgestempelt. So dürften sich wohl auch drei verschleierte Frauen in Dresden gefühlt haben, als ihnen ein Busfahrer die Mitfahrt verweigerte trotz gültigem Fahrschein.

Der Fall, der sich am vergangenen Samstag in Dresden ereignet hatte, war von einer jungen Studentin aus Frankfurt öffentlich gemacht geworden. Die 28- Jährige wollte am Hauptbahnhof in einen Bus des Regionalverkehrs Dresden (RVD) einsteigen, als sie Zeugin des rassistischen Vorfalls wurde, wie sie im Interview mit der „Sächsischen Zeitung“ sagte.

Demnach stand der Bus zwar abfahrbereit an der Haltestelle, fuhr aber nicht los. Der Grund waren drei muslimische Frauen, die vor dem Bus standen. Zwei Muslima trugen laut Angaben der Studentin Kopftücher, von der dritten Frau waren nur die Augen zu sehen, sie trug den Niqab genannten Gesichtsschleier. „Der Busfahrer hat die drei einfach nicht einsteigen lassen“, erzählte die 28- Jährige der „SZ“ und ergänzte: „Immer wieder haben sie gesagt, dass sie ein Ticket haben.“

D: Fahrer lässt Muslima mit Niqab nicht in den Bus (Bild: FRED DUFOUR/AFP/picturedesk.com (Symbolbild))
Foto: FRED DUFOUR/AFP/picturedesk.com (Symbolbild)

Augenzeugin: „Fremdenfeindliches Klima“

Der Fahrer habe sich aber beharrlich geweigert, die drei Frauen mitzunehmen. Als die Frankfurterin sich dann einmischte, habe sich der Busfahrer damit herausreden wollen, dass er nur Fahrgäste befördern könne, die auch erkennbar seien. Denn falls diese Personen eine Straftat begehen sollten, würde er nicht wissen, wie die Täter aussähen.

Aber das wollte die Studentin nicht gelten lassen. Sie fragte die andere 20 Fahrgäste, ob sie wollen, dass die Frauen mitfahren. Doch helfen wollte kaum einer: „Es war ein fremdenfeindliches Klima“, berichtete die 28- Jährige. Die offensichtliche Gleichgültigkeit habe sie fassungslos gemacht. Einige Fahrgäste hätten sogar mit einem unmissverständlichen Nein geantwortet.

D: Fahrer lässt Muslima mit Niqab nicht in den Bus (Bild: APA/AFP/PHILIPPE HUGUEN)
Foto: APA/AFP/PHILIPPE HUGUEN

Fahrer lässt Muslisma letztlich doch mitfahren

Der Fahrer hatte sich in der Zwischenzeit mit der Zentrale abgesprochen: Er öffnete doch die Tür und ließ die drei Muslima einsteigen. Nachdem der Fall dann in der „Sächsischen Zeitung“ öffentlich wurde, entschuldigte sich ein Sprecher des Regionalverkehrs Dresden bei den Frauen. Im Interview mit den „Dresdener Neuen Nachrichten“ räumte er ein: „Natürlich war das für die Frauen sehr unangenehm. Das tut uns sehr leid.“

Zugleich nahm der Sprecher aber auch den Busfahrer in Schutz. So einen Fall habe es demnach noch nie gegeben, in dem eine Niqab- Trägerin mit einem RVD- Bus fahren wollte. Trotzdem gelte eine Regel: „Jeder kann sich im öffentlichen Raum und in unseren Bussen bewegen, wie er will. Das haben wir dem Fahrer im Nachhinein noch einmal erläutert.“ Fazit des Sprechers: „Der Busfahrer hat nichts Verwerfliches getan.“

D: Fahrer lässt Muslima mit Niqab nicht in den Bus (Bild: AFP)
Foto: AFP

„Warum sollte man die Frau nicht mitnehmen?“

Das sieht In Am Sayad Mahmood anders. Die Vorsitzende im Ausländerrat Dresden trägt selbst Kopftuch in der Öffentlichkeit und berichtet von ähnlichen Fällen, auch solchen, die sie selbst erlebt hat. „Ich bin gegen das Tragen von einem Niqab“, sagte sie im Gespräch mit der „Sächsischen Zeitung“. Trotzdem sei diese Art der Behandlung im Bus diskriminierend, betonte Mahmood. Schon der allgemeine Verdacht, eine verschleierte Frau sei gefährlich, sei Diskriminierung. Ein Sprecher der Dresdner Verkehrsbetriebe sieht das übrigens ähnlich: „Warum sollte man die Frau nicht mitnehmen? Für uns ist das kein Thema.“

Brisanter Zusatz: Es ist nicht das erste Mal, dass die betroffene Buslinie 360 für Aufsehen sorgt. Erst vor zwei Jahren hatten zwei Marokkaner in einem Bus der Linie Jugendliche belästigt und geschlagen. Daraufhin hatten Asylgegner die „Bürgerwehr FTL/360“ gegründet, die in Bussen patrouillierte. Sie ist mittlerweile nicht mehr aktiv.

Quelle: Kronenzeitung vom 16.03.2017

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Ulrike
Ulrike
7 Jahre zuvor

Diese Studentin ist auch gehirnamputiert. Der Busfahrer hätte diese Pinguine nicht mitnehmen sollen. Man will sehen wen man vor sich hat. So gehts nicht. Die sollen in ihr Land gehen wo sie so auftreten können aber nicht bei uns.