Türkische Armee überschreitet syrische Grenze – Russland strebt möglicherweise alawitischen Protostaat an


Die türkische Armee hat am Dienstagmorgen die syrische Grenze überschritten. Das geschah bei der syrischen Grenzortschaft Etmeh in der Provinz Idlib. Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr überquerten türkische Einheiten damit die Grenze, berichtet das Nachrichtenportal Al-Masdar News.

Laut Aktivisten, die vor Ort in der Idlib-Provinz agieren und auf die sich Al-Masdar beruft, habe eine türkische Panzerbrigade die Grenze überquert und sei in die syrische Stadt Etmeh eingesickert. Auf dem Al-Halaqa-Bergen haben sie Stellung bezogen, um mit Arbeiten an der vor Monaten geplanten Mauer entlang der türkisch-syrischen Grenze zu beginnen. Diese soll dem Einsickern von Dschihadisten in die Türkei und deren Grenzübertritt nach Syrien entgegenwirken.

Der genaue Anlass für den Schritt der türkischen Streitkräfte ist bislang nicht vollends geklärt. Es stellt sich die Frage, ob das Vorrücken auf Etmeh lediglich zu Verteidigungszwecken für den Fall eines etwaigen Zwischenfalls erwogen wurde oder ob es sich dabei auch um eine strategische Verschiebung handle.

Anfang dieses Jahres betrat die türkische Armee syrischen Boden in Nordaleppo, als der IS drohte, das Mausoleum des Gründervaters des Osmanischen Reiches, Süleyman Schah, zu zerstören. Das Militär evakuierte den Ort.

Im Zuge der russischen Luftkampagne, die am 30. September von der Küstenprovinz Latakia aus gestartet wurde, hat Ankara wiederholt seinen Unmut darüber geäußert, dass vermutlich auch Rebellen angegriffen wurden, die abseits des selbsternannten „Islamischen Staates“ agieren und auch von der Türkei unterstützt werden, darunter FSA- und Turkmenen-Milizen, aber auch die sogenannte Islamische Front (Ahrar al-Scham).

Dennoch: Fakt ist, dass sich die al-Nusra-Front, welche als syrischer al-Qaida-Ableger gilt, dem Rebellenbündnis Dschaisch il-Fatah anschloss, welches die gesamte Provinz Idlib kontrolliert.

Russische Kampfjets bombardieren zwar auch den IS in Deir Ezzor, die Schläge konzentrieren sich aber schwerpunktmäßig auf die Provinzen Hama, Idlib und Latakia, und zielen – den Ergebnissen zu Boden nach zu urteilen – darauf ab, einen Vormarsch von FSA und Dschaisch il-Fatah auf Kerngebiete der al-Assad-Regierung in den mehrheitlich alawitischen Küstenregionen zu verhindern. Einige Analysten vermuten, dass ein Staatenkonstrukt, basierend auf ebendiesem staatstragenden alawitischen Kern des Landes, entstehen könnte, das von Latakia über Tartus und Hama bis nach Damaskus reicht.

Der Syrien-Experte Fabrice Balanche bezeichnete in seiner Analyse „Latakia ist Assads Achilles-Ferse“ die Konzentration auf jene Regionen als ersten Schritt hin zur Gründung eines Alawistans, welches zwei strategische Ziele erfüllt: 1) Damaskus sichert seine Landverbindung zur libanesischen Hisbollah ab – beide Elemente sichern so ihr Überleben zwischen Israel und feindlich gesinnten Sunniten ab; 2) Damaskus stärkt seinen geostrategischen Wert durch gefestigte die Kontrolle über die Küstenprovinzen, welche Zugang zum Mittelmeer garantieren und (Russland unterhält seine Militärbasis in Tartus).

Einige Militäranalysten glauben daher, dass die Türkei trotz aller Schwierigkeiten plane, in Nordsyrien eine Sicherheitszone einzurichten, um ihre Einflusszonen in den Provinzen Aleppo, Idlib und Latakia zu erhalten.
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Quelle: eurasianews.de vom 14.10.2015

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