Gesellschaft – Essener Feuerwehrmann im Gespräch mit RT: No-Go-Areas, „Nazi“-Rufe und Kameradschaft in der Truppe

 

Essener Feuerwehrmann im Gespräch mit RT: No-Go-Areas, "Nazi"-Rufe und Kameradschaft in der Truppe
#Rainer Süßenbach, langjähriger #Feuerwehrmann in #Essen im #Ruhrgebiet.

Im Gespräch mit RT Deutsch spricht ein erfahrener Feuerwehrmann aus dem Ruhrgebiet über seinen Alltag, über Grenzerfahrungen und über das, was sich im Laufe der Jahre in seiner Tätigkeit verändert hat. Und darüber, ob er den Beruf empfehlen kann.

Rainer Süßenbach war 37 Jahre lang Feuerwehrmann in Essen im Ruhrgebiet. Vor zwei Jahren ging er in Pension. Er ist aber immer noch mehrfach in der Woche als Dozent an der Feuerwehrschule tätig. Im exklusiven RT-Deutsch-Interview spricht Süßenbach über fehlende Anerkennung, über unselbstständige Bürger und #No-Go-Areas im Ruhrgebiet.

Sie sind 37 Jahre lang als Feuerwehrmann tätig gewesen. Können Sie sich noch an Ihren ersten Einsatz erinnern?

Das war 1982. Ich war gerade mit der Ausbildung fertig. Der Einsatz lautete „Person unter Zug“. Es hatte sich jemand in suizidaler Absicht vor einen Zug geworfen. Meine Aufgabe war es, mit dem Strahlrohr den Ort des Geschehens zu reinigen.

Welche Erfahrung hat Sie in all den Jahren am meisten geprägt?

Die Kameradschaft. Die Truppe hält zusammen. Durch die 24-Stunden-Dienste, die zehn Mal im Monat auf einen zukommen, weiß man manchmal besser über seine Kollegen Bescheid als über die eigene Frau.

Wie hat sich der Beruf verändert?

In Umfragen steht der Feuerwehrmann in der Beliebtheit immer ganz weit oben. In der Realität ist das nicht immer so. An Silvester werden Rettungswagen regelmäßig mit Pyrotechnik beschossen. Der Bürger beschwert sich über geparkte Einsatzfahrzeuge, wenn er dadurch selber zugeparkt ist. Da frage ich mich manchmal, was ein Menschenleben wert ist. Die Gesellschaft hat sich verändert.

Was meinen Sie damit?

Das Anspruchsdenken ist sehr hoch geworden. Es gibt Menschen, die haben drei Tage lang Bauchschmerzen, rufen dann aber nachts um 4 Uhr Hilfe. Kleinigkeiten wie Halsschmerzen oder Zahnschmerzen werden dramatisiert. Kleine Spinnen werden für Kakerlaken gehalten. Vielen Bürgern fehlt es am nötigen Engagement, um Dinge selber in die Hand zu nehmen. Und sei es nur, einen Ast von der Straße wegzuräumen. Da wird lieber die Feuerwehr gerufen.

Wie haben sich die Einsätze im Laufe der Jahre verändert?

Die Besatzung auf den Fahrzeugen ist geschrumpft. Früher hatten wir neun Mann Besatzung, heute sind es im Schnitt nur noch vier. Die Ausbildung ist besser geworden, dadurch ist es aber auch schwieriger, neue Leute zu bekommen.

Autos sind heute stabiler. Das macht es nach einem Unfall schwerer, mit der Schere oder dem Spreizer etwas durchzukneifen oder abzutrennen.

Der Brandschutz, der dem Feuerwahreinsatz ja vorbeugen soll, ist besser geworden. Früher sprangen die Fenster bei zu hoher Temperatur heraus. Das ist heute anders.

Wie sieht es aus mit dem Nachwuchs?

Früher wollte man als Feuerwahrmann vor allem helfen und soziales Engagement zeigen. Heute geht es vorrangig darum, einen sicheren Job zu finden.

Nachwuchs zu finden ist schwierig. Zuerst mal muss jeder Bewerber eine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen. Früher waren das überwiegend technische Berufe. Heute nimmt man auch gerne Krankenpfleger oder Sanitäter.

Viele Bewerber fallen aufgrund ihrer schlechten körperlichen Verfassung schon beim Amtsarzt durch. Andere schaffen die Aufnahmeprüfung nicht. Sie müssen zum Beispiel eine 30 Meter hohe Leiter hochklettern. Viele sind aber gar nicht schwindelfrei.

Wie begegnen Ihnen die Menschen im Einsatz, denen Sie helfen wollen?

Das hat sich in der Tat sehr geändert und richtet sich teilweise nach den Bevölkerungsgruppen, mit denen wir zu tun haben. Gerade mit #Muslimen gibt es immer wieder Probleme. Viele verstehen es nicht, dass eine Person vor dem Transport erst transportfähig gemacht werden muss. Besonders problematisch ist es, Frauen zu behandeln, wenn ihre Männer dabei sind. Die wollen nicht, dass die Frauen von uns berührt werden.

Oft stößt man in diesen Kulturkreisen auf größere Gruppen von Männern, die auch die körperliche Auseinandersetzung suchen. Obwohl wir da sind, um Hilfe zu leisten. Man muss aufpassen.

Sie haben 37 Jahre im Ruhrgebiet gearbeitet. Was ist das für ein Gebiet? 

Das Ruhrgebiet hat in seiner Gesamtheit etwa zehn Millionen Einwohner. Städte wie Oberhausen, Duisburg, Mühlheim, Essen oder Gelsenkirchen sind übergreifend und gehen fließend ineinander über. Dazu kommt das hohe Verkehrsaufkommen.

Es gibt einschlägige Gegenden, die man lieber meiden würde. In #Duisburg-Marxloh überwiegt der Anteil von rumänischen Staatsbürgern, die uns nicht gerade freundlich gesonnen sind. Als „Nazi“ beschimpft zu werden, ist leider keine Seltenheit. #Dortmund hat einen hohen Anteil an Rechtsextremen und in Essen-Nord gibt es libanesische Clans. Da gibt es ganze Straßenzüge, in denen an Weihnachten kein einziger Weihnachtsbaum leuchtet.

Allerdings gibt solche No-Go-Areas auch in anderen Großstädten. Da ist das Ruhrgebiet keine Ausnahme.

Gibt es für Feuerwehrleute einen psychologischen Dienst, um besonders schwere Einsätze zu verarbeiten?

Ja, aber noch nicht lange. Wir in Essen haben nach 1995 angefangen, etwas in der Richtung aufzubauen. Das war am Anfang schwierig. Der Feuerwehrmann ist immer der ganz harte Kerl und kennt keinen Schmerz. Es ist aber wichtig, gewisse Eindrücke zu verarbeiten. Das müssen Kollegen erst lernen.

Es sind nicht nur die großen Einsätze, sondern auch die kleinen. Beispiel plötzlicher Kindstod. Welcher junge Kollege hat so was schon mal gesehen?

Brandtote, hier besonders Kinder, können ein Schock sein. Oder auch Schwerstverletzte. So was muss man verarbeiten können.

Im öffentlichen Dienst mangelt es oft an gutem Equipment. Wie sieht es bei der Feuerwehr aus?

Das hängt immer von der Haushaltslage der jeweiligen Stadt ab und ob es vielleicht Zuschüsse vom Bund gibt. Eine Stadt wie Essen hat ein Haushaltssicherungskonzept. Da ist es schwer, Material zu bestellen, weil alles immer wieder neu geprüft wird und ausgeschrieben werden muss. Der billigste Anbieter ist dabei nicht immer der Beste. Sicherheit ist ein sehr teures Produkt und gerade da liegt das Problem. Die Feuerwehr produziert Sicherheit. Sicherheit lässt sich aber nicht messen. Man ist immer abhängig von der Politik.

Können Sie den Job empfehlen?

Der Beruf ist unheimlich vielfältig und das macht ihn aus. Familiär gesehen ist es schwierig, aber ich hätte keinen anderen Beruf ausüben wollen.

Quelle: Russia Today (RT) vom 16.12.2017

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