9. November: Klittern und Fälschen von Geschichte durch Sprachspaltung

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Berlin (ADN). Wenn alljährlich am 9. November die Standard-Gedenkzeremonien zum Fall der Berliner Mauer zelebriert werden, gehört eine Rückschau auf diesen Tag vor 26 Jahren zum Pflichtprogramm.  Meist sind es inzwischen inflationär gezeigte, ausgelutschte Filmaufnahmen. Viel mehr Details sind in dem vergangenen Vierteljahrhundert nicht an die Öffentlichkeit gelangt als die Höhepunkte mit Günter Schabowskis auf der historischen Pressekonferenz gestammelten Sätzen, dem Sturm der Massen auf den Grenzübergang Bornholmer Straße und dem Tanz Verwegener auf der Mauer. 

Bis zum Erbrechen werden diese filmischen Episoden eingespielt, so als gebe es keine anderen Szenen und Dokumente. Natürlich gibt es solche Beweise, jedoch ist das Interesse daran mager bis inexistent. Es wächst sogar der Verdacht, dass wesentliche Informationen vorenthalten werden. Der einmal verbreitete Ablauf des geschichtsträchtigen Tages soll nicht modifiziert werden. Inzwischen ist die Ursprungsversion sogar in Stein gemeißelt. An der berühmten Bornholmer Brücke ist auf einer Bronzetafel zu lesen, dass sich dort die von der Nachrichtenagentur AP um 19.05 Uhr gesendete allererste Meldung über die Maueröffnung unterrichteten Rundfunk- und Fernsehzuschauer zum Sturm auf den “Eisernen Vorhang” sammelten. Dass eine solche Meldung vom Fall der Berliner Mauer bereits sieben Minuten vorher um 18.58 Uhr von der DDR-Nachrichtenagentur ADN publiziert worden ist, wird einfach unterschlagen. So wird Geschichte geklittert und verfälscht. Der Autor der noch vor 19 Uhr verbreiteten ADN-Pressenachricht hat zwar über zweineinhalb Jahrzehnte versucht, die verzerrende Darstellung zu korrigieren. Allerdings wird die Annahme dieser Wahrheit schlicht und ergreifend verweigert.

Oder das Korrekturangebot aus dem Osten ist einfach unverständlich und bis heute nicht kapiert worden, nämlich durch die vom Mauerbau verursachte und noch nicht überwundene Sprachspaltung, über die die Zeitung “Der Tagesspiegel” am Montag ausführlich berichtet. Der Linguist Manfred W. Hellmann habe den sprachlichen Keil schon 1961 vorausgesagt. Die in Beton gegossene Spaltung habe letztlich dazu geführt, dass die Kluft zwischen privater und öffentlicher Sprache im Osten weit größer als im Westen sei. “Schon immer hatte man in der Bundesrepublik dem Regime drüben “Begriffsverdrehungen” und “Moskauderwelsch” vorgeworfen, schreibt die Berliner Tageszeitung. ++ (po/mgn/09.11.15 – 304)
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Quelle: Nachrichtenagentur ADN (SMAD-Lizenz-Nr. 101 v. 10.10.46) vom 09.11.2015

 

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