Fälschungsskandal: Relotius wehrt sich

 

Der "Spiegel"-Reporter Claas Relotius erhielt 2017 den Reemtsma Liberty Award. (Eventpress Golejewski)
Der „Spiegel“-Reporter Claas Relotius erhielt 2017 den Reemtsma Liberty Award. (Eventpress Golejewski)

Der ehemalige „Spiegel“-Reporter Claas Relotius, dessen Fälschungen im Dezember 2018 aufflogen, hat lange geschwiegen. Jetzt geht er mit Hilfe eines Anwalts gegen das Buch „Tausend Zeilen Lüge“ seines früheren Arbeitskollegen Juan Moreno vor. Wie berechtigt sind die Vorwürfe gegen Moreno? Die Schlusssätze von dessen Buch werden bereits auf Twitter diskutiert – im Fokus steht dabei ausgerechnet mangelnde Recherche.

Der Berliner Medienrechtler Christian Schertz , der Relotius vertritt, bestätigte das juristische Vorgehen. Die „Zeit“ hatte zuvor darüber berichtet. Der „Spiegel“-Autor Moreno war Relotius bei dessen Fälschungen von Artikeln auf die Schliche gekommen und berichtet in seinem Buch darüber. Ihm wirft Relotius nun vor, ebenfalls Tatsachen verdreht oder unzulässig arrangiert zu haben. Rechtsanwalt Schertz listet insgesamt 22 Textstellen mit „erheblichen Unwahrheiten und Falschdarstellungen“ auf und fordert von Moreno und dessen Verlag Rowohlt Berlin, diese nicht weiter zu behaupten oder zu verbreiten. Die Unterlassungsforderung soll am Donnerstag bei Gericht vorliegen.

Relotius sagte der „Zeit“: „Ich bin mir meiner eigenen großen Schuld heute sehr bewusst und will durch die Auseinandersetzung mit diesem Buch nicht davon ablenken. Ich stelle mich allem, wofür ich verantwortlich bin, aber ich muss keine unwahren Interpretationen und Falschbehauptungen von Juan Moreno hinnehmen.“ Ohne ihn persönlich zu kennen oder mit Menschen aus seinem näheren Umfeld gesprochen zu haben, konstruiere Moreno eine „Figur“.

Im Dezember 2018 hatte „Der Spiegel“ den Betrugsfall im eigenen Haus zugegeben. Relotius, der mehrfach mit Journalistenpreisen ausgezeichnet worden war, bestätigte anschließend über seinen Anwalt öffentlich, dass er „über mehrere Jahre hinweg vielfach Fakten falsch dargestellt, verfälscht und hinzuerfunden“ habe.

Dabatte bei Twitter über die letzten Sätze des Buches

Diskutiert wird nun die Tatsache, dass sich Relotius nach fast einem Jahr zu Wort meldet. So twitterte der Journalist Daniel Bouhs: „Relotius stellt sich? Er hat bisher alle Interviews abgelehnt. Wenn es darum geht, sich gegen seinen Enthüller zu positionieren, gibt’s plötzlich ein Zitat.“ Doch auch der Inhalt von „Tausend Zeilen Lüge“ schlägt bereits einige Wellen. Daniel Drepper, Chefredakteur von Buzz-Feed Deutschland, blickt auf die Schlussworte des Buches, die offenbar auf Hörensagen gegründet sind und nicht auf Morenos eigener Erfahrung. Drepper bezieht sich auf die Zweifel an der Recherche aus der aktuellen „Zeit“. Laut Buch soll eine Sekretärin des „Spiegel“ Relotius in Hamburg auf dem Fahrrad gesehen haben – obwohl dieser behauptet hatte, sich in einer Klinik in Süddeutschland zur Behandlung zu befinden. Mehrere Zeugen bestreiten allerdings diese Darstellung: Die Sekretärin habe Relotius nicht zweifelsfrei erkannt. Drepper moniert auf Twitter: „Viele der von Relotius bemängelten Dinge scheinen Kleinkram zu sein, aber wenn solche Fehler tatsächlich vorkommen, wenn so schlampig recherchiert und geprüft wurde, ausgerechnet in einem solchen Buch … Das wäre bitter.“ Als Schlussakt eines Buches über Fälschungen und Glaubwürdigkeitsverlust im Journalismus sei dies nicht nachvollziehbar, so Drepper.

Quelle: Deutschlandfunk vom 23.10.2019 


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