Anti-Islam-Bewegung – Pegida trennt sich von Frontfrau Festerling

Krach in der Pegida-Führung – der Verein will seine Frontfrau Tatjana Festerling ausschließen, die Oberbürgermeisterkandidatin der Bewegung in Dresden war.

VON MATTHIAS MEISNER
Pegida-Anführer Lutz Bachmann und Tatjana Festerling bei einer Kundgebung im November vergangenen Jahres in Dresden
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Pegida-Anführer Lutz Bachmann und Tatjana Festerling bei einer Kundgebung im November vergangenen Jahres in Dresden FOTO: ARNO BURGI/DPA

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Es war am Pfingstmontag – Tatjana Festerling, bisher Frontfrau von Pegida, trat unter neuem „Label“ auf. „Festung Europa“ nannte sie ihre Kundgebung am Goldenen Reiter in Dresden. Und einer der Anhänger hielt ein Transparent in die Höhe: „Tatjana gehört zu Pegida und zum Orga“. Als ob das nicht selbstverständlich wäre. War es offenbar aber schon damals nicht.

Denn an der Spitze der Pegida-Organisatoren kam es zum Eklat. Via Facebook verbreitete der niederländische Rechtspopulist Edwin Wagensveld, der mehrfach als Redner bei der fremdenfeindlichen Bewegung aufgetreten ist, dass Festerling aus dem Pegida-Verein ausgeschlossen werden soll. Der Festerling-Vertraute – bekannt als „Ed, der Holländer“ – schrieb: „Erst wird Tatjana am 18. April von der Bühne gejagt und bekommt ein Redeverbot mit den Worten ,Du hast deine Rede nicht eingereicht und wir wollen nicht, dass du über Bilderberg sprichst.’“ Dann habe es die Information gegeben: „Wir haben einen Beschluss gefasst, dich wegen Pegida-Schädigung aus dem Verein auszuschließen.“

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Wagensveld warf den Festerling-Gegnern vor, sie wollten die Frontfrau mit einer „Tirade aus Lügen, Unterstellungen und Verleumdungen“ als „spaltende Selbstdarstellerin“ fertigmachen.

Festerling teilte den Beitrag auf Facebook, stellte ihn auch auf ihre eigene Internetseite, kommentierte ihn aber selbst nicht. Pegida-Mitbegründer Lutz Bachmann bekam dazu auf Facebook Fragen gestellt: „Lutz, was ist dran was Ed schreibt dass Du Pegida spaltest?“ Der antwortete: „So ein Unfug!“ Und fügte hinzu: „Wer spaltet denn und die Frage ist, in wessen Auftrag? Wer öffentlich Schmutzwäsche wäscht, der tut das im Auftrag oder für’s Ego. Wir tun es nicht.“

Tatsächlich ist Festerling schon seit einigen Wochen nicht mehr bei Pegida aufgetreten – Gastrecht genießt sie noch beim etwas radikaleren Leipziger Ableger Legida, wo sie zuletzt am 6. Juni auf der Bühne stand.

Dass es hinter den Kulissen gekracht hat, bestätigte indirekt auch Pegida-Vorstand Siegfried Däbritz, wichtigster Mitstreiter von Bachmann. Er schrieb auf Facebook: „Wir waschen, im Gegensatz zu anderen, keine schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit. Wer sich dem Personenkult um Tatjana anschließen will, kann das gern tun.“ Ironisch fügte er hinzu: „Sie wird alles viel besser machen, da bin ich mir sicher.“ Den Kindergarten spiele er nicht mit, schrieb Däbritz weiter. „Narzissmus ist gefährlich.“

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Viel spricht dafür, dass es um Grundsätzliches geht – und nicht nur darum, ob es richtig war, gegen die Bilderberg- Konferenz in Dresden zu demonstrieren. Festerling, die im vergangenen Jahr in der Landeshauptstadt Oberbürgermeisterkandidatin von Pegida war, tat dies, obwohl Bachmann es nicht wollte. Auf der Pegida-Kundgebung am Montag erklärte Bachmann, dass es „komplett sinnfrei“ sei, mit Pappschildern vor das Dresdner Hotel Taschenberg zu ziehen, während darin Eliten aus Politik und Wirtschaft hinter verschlossenen Türen tagten.

Nach dem Bruch im Pegida-Organisationsteam Anfang 2015, als sich Frontfrau Kathrin Oertel und Mitgründer René Jahn verabschiedeten, gibt es nun die zweite Spaltung in der Führung.

Am Mittwochabend erklärte Pegida auf Facebook, Festerling habe das Orgateam verlassen und solle bei der nächsten Sitzung wegen „vereinsschädigendem Verhalten“ aus dem Pegida-Förderverein ausgeschlossen werden. Sie habe sich nicht an Absprachen gehalten und das Vertrauensverhältnis im Orga-Team gestört. Pegida erklärte: „Wir gehen getrennte Wege, jedoch eint uns alle das gleiche Ziel. Das sollte darüber nicht in Vergessenheit geraten.“

Originalausgabe der Verfassung vom 11. August 1919

Originalausgabe der Verfassung
vom 11. August 1919

 

Originalausgabe der Verfassung                                                                                             vom 11. August 1919

 

Bachmann fügte an, Festerling habe sich der aus seiner Sicht „wichtigen, engeren Zusammenarbeit mit der AfD“ entgegengestellt und diese als Anbiederung kritisiert: „Dies wirft für mich die Frage auf, ob hier patriotische Kräfte vorsätzlich gespalten werden sollen.“

Festerling ging auf die Pegida-Erklärung zunächst nicht direkt ein. Auf ihrer Facebook-Seite kündigte sie für den 4. Juli einen gemeinsamen Auftritt mit Wagensveld bei einer Legida-Kundgebung in Leipzig an.

Quelle: Der Tagesspiegel vom 16.06.2016

 

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