Zu viele Nicht-Deutsche: Erste Kleingartenkolonie führt Migrantenquote ein

01.07.2016
Markus Mähler

In der Berliner Kleingartenkolonie »Frieden« herrscht Krieg um die Parzelle. Der Vereinsvorsitzende Helmut Matthes lehnt seit einem Jahr zwei türkische Familien ab: »Wir haben schon 25 Prozent nicht-deutsche Gärtner. Wird es mehr, gerät das soziale Gefüge auseinander.« Jetzt schlagen die Abgewiesenen bei Medien, Politik und dem Türkischen Bund Berlin-Brandenburg Alarm.


»Setz mir da bloß keinen Türken rein«, so zitiert Helmut Matthes einen seiner aufgebrachten Kleingärtner. Auch der Vereinschef sieht die Kleingartenkolonie »Frieden« in Berlin-Tempelhof am Aufnahmelimit: »Wir haben schon 25 Prozent nicht-deutsche Gärtner. Wird es mehr, gerät das soziale Gefüge auseinander. (…) Die sind nicht integrierbar. Sie nehmen nicht an Veranstaltungen teil, schicken die Kinder nicht zu den Festen.« Also verweigert Matthes seit einem Jahr zwei türkischen Familien eine Parzelle.

Bereits 50 der 204 Parzellen seien von Vereinsmitgliedern mit Migrationshintergrund belegt – und es brodelt an den Gartenzäunen. Der Tempelhofer Bezirksverband der Kleingärtner berichtet: Die Nicht-Deutschen mähen am Sonntag Rasen. Sie beschweren sich über deutsche Nachbarinnen im Bikini oder biertrinkende Väter. Insbesondere die türkischen Familien integrieren sich kaum in das Vereinsleben.

»Das geht nicht«: Jetzt schalten sich Politik und Medien ein

Deshalb führte Matthes in seiner Kleingartenkolonie »Frieden« eine Migrantenquote von 20 Prozent ein. Der Tempelhofer Bezirksverband der Kleingärtner teilte daraufhin den Bewerbern mit, dass sie keine Parzelle bekommen. Die türkischen Familien beschwerten sich beim Türkischen Bund Berlin-Brandenburg (TBB) – und ab da wurde die ganze schmutzige Wäsche öffentlich gewaschen.

Kerstin Kühn vom Antidiskriminierungsnetzwerk des TBB beschwerte sich schriftlich beim Bezirksverband, holte sich aber eine Abfuhr. Deshalb schaltete der TBB Angelika Schöttler (SPD) ein. Die Bezirksbürgermeisterin von Tempelhof-Schöneberg schimpfte vor der Kamera des RBB:

»Das geht nicht. Aufgrund des Gleichbehandlungsgrundsatzes kann es nicht sein, dass man bestimmte Volksgruppen ausschließt. (…) Unser Rechtsamt hat inzwischen einen sehr regen Schriftverkehr mit dem Kleingartenverband. Wir werden aber nicht locker lassen und dranbleiben an der Thematik.«

Mitglieder der Kleingartenkolonie sehen sich zu Unrecht als Rassisten gebrandmarkt

Auch der Türkische Bund Berlin-Brandenburg blieb dran und übt weiter Druck aus. Die abgewiesenen türkischen Familien tingelten mit ihrem Fall durch mehrere Zeitungen. Offenbar versucht der TBB, einen Shitstorm im Internet loszutreten. Auf Twitter schreibt er: »Der Kleingartenverein Frieden e.V. verdient seinen Namen nicht: #Migrantenquote#AntimuslimischerRassismus.«


Jetzt soll die Stadt Berlin mit Kanonen auf Spatzen schießen. Kühn vom Türkischen Bund fordert: »Dem Bezirk müssten hier vom Senat eindeutig mehr Rechte eingeräumt werden, um zu intervenieren.« Er soll in die Pachtverträge für Kleingarten-Parzellen eine Antidiskriminierungsklausel hineinschreiben dürfen.

Die Mitglieder der Kleingartenkolonie sehen sich nun als Rassisten gebrandmarkt. Zu Unrecht, finden sie. Es gibt anonyme Wortmeldungen, dass der Verein »bereits 25 Prozent Nicht-Deutsche als Mitglieder hat, darunter auch Türken. Es gab in der Vergangenheit, wie mal wieder nicht berichtet, Probleme mit Türken in dem Verein. Diese haben an Feiertagen Lärm gemacht, mit der Begründung, es wären ja nicht ihre Feiertage.«

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Eine andere Wortmeldung: »Sind in dem Verein mehrheitlich Nicht-Deutsche drin, kommen keine neuen Deutschen mehr und dann kippt das Ganze. (…) Ich hoffe, durch den Medienaufschrei sind andere auf die leeren Gärten aufmerksam geworden, so das dort schnell wieder jemand einziehen kann, der besser in den Verein passt.«

Viele Leser bewegt der Fall. Sie schreiben in den Kommentarspalten unter den Medienberichten über eigene Erfahrungen: »Ich habe in einer Hobbymannschaft gekickt. Wir haben Menschen aus den Balkanländern aufgenommen. Es wurden immer mehr. Sie haben sich in ihrer Sprache unterhalten, auch nach einer Bitte meinerseits, Deutsch zu sprechen. Das konnten sie übrigens sehr gut. Es hat nicht geholfen. Ich habe dann den Verein verlassen.«

Offenbar lässt dieser Fall die Gräben weiter wachsen. Auf der einen Seite gibt es den politischen Aufschrei, wenn bloß der Eindruck von Diskriminierung entsteht – andererseits schweigt man die täglichen Probleme im multikulturellen Miteinander tot.

Quelle: Kopp-online vom 02.07.2016

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