Demo in Weißenbrunn/Oberfranken: Gutmenschen und Altparteien – Mit Herz und Verstand für Freiheit und Demokratie

Gesellschaft – Vertreter sämtlicher Gesellschaftsschichten gingen in Weißenbrunn für Freiheit und Menschlichkeit sowie gegen Extremismus und Populismus auf die Straße.

Das Motto, unter dem in Weißenbrunn für Menschlichkeit, Respekt und Achtung aufgerufen wurde, war nicht zu übersehen: An der Spitze des Demonstrationszuges, in den sich etwa 150 Personen einreihten, trugen (von links) Bürgermeister Egon Herrmann, Thomas Ahr, Willi Pechtold, Pfarrer Gerald Munzert, Tom Sauer und stellvertretender Landrat Gerhard Wunder das bunte Transparent. Rainer Glissnik
Das Motto, unter dem in Weißenbrunn für Menschlichkeit, Respekt und Achtung aufgerufen wurde, war nicht zu übersehen: An der Spitze des Demonstrationszuges, in den sich etwa 150 Personen einreihten, trugen (von links) Bürgermeister Egon Herrmann, Thomas Ahr, Willi Pechtold, Pfarrer Gerald Munzert, Tom Sauer und stellvertretender Landrat Gerhard Wunder das bunte Transparent. Rainer Glissnik
 

Ob rot, schwarz, gelb oder grün: Ihre politischen Ansichten waren an diesem Tag egal. Was in Weißenbrunn alle einte, war vor allem ein wichtiger Grundgedanke: die Demokratie. Und so zogen am Samstag rund 150 Menschen unter dem Motto „Mit Herz und Verstand für Freiheit und Demokratie“ vom Feuerwehrhaus zum Parkplatz „Paradies“.

Dort fand auch eine Aschlusskundgebung mit Musik und Reden statt. „Ich bin froh, dass wir da sind“, freute sich Organisator Tom Sauer über eine bunte Schar begeisterter Anhänger eines demokratischen Deutschlands. Wie die Polizeiinspektion Kronach mitteilte, verlief die Veranstaltung friedlich und störungsfrei.

#Unzufriedenheit der #Bevölkerung zu lange übersehen

„Wir sind da, weil wir merken, dass sich bei uns etwas verändert im Land“, begrüßte Tom Sauer die Teilnehmer der Demo. „Wir sind da, weil wir gerne für Veränderungen zur Verfügung stehen – aber nicht auf Kosten anderer Menschen, nicht auf Kosten von Minderheiten.“

Die Veranstaltung richtete sich gegen Populismus und Radikalismus von rechts und links. Natürlich rückte die „Alternative für Deutschland“ (AfD) in den Mittelpunkt. „Eine Partei mit rechtsextremen Tendenzen“, meinte Sauer. Diese ist im Europäischen Parlament, im Bundestag und in 14 von 16 Bundesländerparlamenten vertreten. „Schade, sehr schade“, bedauerte Sauer. Es liege an vielen Gründen, dass so eine Partei einen solchen Zulauf aus so vielen Bevölkerungsschichten bekommt.

Das liege eventuell auch daran, dass sich die in den Parlamenten vertretenen Parteien zu sehr mit sich selbst befassen. Zu lange sei eine Unzufriedenheit in der Bevölkerung übersehen worden. Schließlich formierten sich noch „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“. Diese #PEGIDA habe in den letzten Jahren schon enorm viel Schaden in #Deutschland angerichtet. Gemeinsam mit AfD-Funktionären stellte sich PEGIDA auf die Straßen und propagierte: „Wir sind das Volk“.

„Diese Leute sind nicht das Volk“

Doch genau das sprach ihnen Tom Sauer mit Nachdruck ab. „Diese Leute sind nicht das Volk.“ 1989 erfolgte in der damaligen DDR eine friedliche Revolution, getragen von Christen. Diese Menschen zeigten Zivilcourage. Alle in Deutschland sollten dankbar sein, was damals geschah. Später dann spannten die Rechten ihre rechten Flügel weit auf. „Der Respekt ist weg“ so lautete ein Lied, das Tom Sauer in jener Zeit schrieb und jetzt wieder gemeinsam mit Axel Witthauer und Georg Mäusbacher vortrug.

 

Dies zeige sich heute, verwies er auf Brandanschläge sowie Argumente von Gewalt. Diese richte sich vor allem gegen Menschen, die nicht hier geboren sind, aber hier in Deutschland ein Zuhause gefunden haben. „Lassen Sie sich nicht von solchen Leuten antreiben“, appellierte Sauer. „Wir brauchen nicht noch einmal ein Drittes Reich.“

Gedanken eines Miteinanders stärken

In jüngster Zeit sei es offensichtlich kein Problem mehr, dass rechtsgerichtete Parteien gezielt antisemitische Attacken streuen. In sozialen Netzwerken finden sich zuhauf empörende, menschenverachtende Beiträge. Tom Sauer fand es skandalös, was hier im Rahmen eines freiheitlichen Staates gezeigt wird.

Vieles gehöre nicht mehr zu demokratischem und rechtsstaatlichem Denken. Der Verfassungsschutz hätte hier viele Aufgaben.

Wir sollten den Gedanken eines Miteinanders stärken. Sachlich und nicht hetzerisch miteinander diskutieren. Die jetzigen Schuldzuweisungen zwischen Akteuren der CSU in Bayern und Berlin kommen zu spät. „Man hätte früher daran denken müssen, sich vom rechten und auch vom linken Rand fernzuhalten. Egal ob von rechts oder von links: Populisten schaden der Gesundheit der Menschen.“ Die Menschen in Deutschland müssten merken, dass es gut ist, in einer Freiheit zu leben, unterstrich Sauer.

Witthauer widerspricht Gerüchten

Axel Witthauer machte eines klar: Er ist wie vor ein paar Wochen wieder bei einer Demonstration für Demokratie und gegen Hass und Rassismus dabei. Ihm wurden Aussagen zugetragen, er wolle so etwas wie bei der letzten Demonstration nicht mehr wiederholen und bereue dass er damals demonstriert habe. Das sei aber falsch: „Ich habe es nicht bereut, ich stehe hier! Und nicht nur ich, auch meine gesamte Familie.“

Wer in der Demokratie schläft wird in der Diktatur aufwachen, gab er zu bedenken. Demokratie, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Menschenrechte wurde zu etwas Selbstverständlichem. „Wir dachten, dass Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus endgültig der Vergangenheit angehören. „In den letzten Wochen stelle ich zu meinem Erschrecken fest, dass Menschen Dinge sagen über Juden, über Ausländer, über Deutsche, die vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wären. Um diesem Gedankengut zu widersprechen stehe ich hier.“

Heinlein befürchtet das Aus für die Frauenemanzipation;

Demokratie erlaubt allen Bürgerinnen und Bürgern, sich am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen und mitzubestimmen, wie sie leben wollen, bekräftigte Dekanin Dorothea Richter. Demokratie finde sie gut, weil sie auf christlichen Werten aufbaut, die dem christlichen Menschenbild entsprechen. Dass jeder Mensch Geschöpf Gottes ist, unabhängig davon was er leistet oder besitzt. „Demokratie ist manchmal anstrengend, aber sie ist der Mühe wert. Es gibt keine bessere Staatsform.“

„100 Seiten für Bayern“ heißt das Wahlprogramm der AfD, das Barbara Heinlein vor der Versammlung las. Dabei sei ihr klargeworden, dass es mit einer starken AfD keine Frauenemanzipation mehr geben werde. Die AfD sage, es gibt keine Klimaveränderung und will am Atomstrom festhalten. „Mir liegt dagegen am Herzen, Brücken zu bauen und einander kennen zu lernen anstatt Gräben zu bauen.“ Sie verwies auf Veranstaltungen, die Flüchtlinge und Einheimische zusammen bringen.

Frühzeitig auf rechte Entwicklungen aufmerksam machen;

Mit einem ganz besonderen Applaus wurde der Mitwitzer Bürgermeister Hans-Peter Laschka begrüßt. „Ich bin heute wieder mit voller Überzeugung in Weißenbrunn, um die Veranstaltung von Tom Sauer zu unterstützen.“ Nach dem Medienwirbel insbesondere um den Auftritt seines Josef mit dem Brett vor dem Kopf (wir berichteten) habe er sich bestätigt gefühlt, dass die Sache es auf alle Fälle wert war. Damit will er frühzeitig auf rechte Entwicklungen in Deutschland aufmerksam machen. Man sollte den Anfängen wehren, damit diese dunkelste Zeit in der Geschichte Deutschlands nicht noch einmal wahr wird. „Dafür werde ich weiterhin kämpfen“, versprach er.

Wir wollen die Demokratie verteidigen, untermauerte stellvertretender Landrat Gerhard Wunder. Kronach ist bunt, der Landkreis ist bunt, seine Kommunen, Städte und Gemeinden. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, dieser Satz aus dem Grundgesetz sei der Grundsatz für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Versammlungsfreiheit, Pressefreiheit, Religionsfreiheit, Vereinigungsfreiheit, all diese Grundrechte haben die Väter des Grundgesetzes aus den Gräueln des Dritten Reichs heraus festgeschrieben.

Es müsse nachdenklich stimmen wenn die extremen Parteien von rechts und links stärker werden. Die Politik müsse die Sorgen und Gedanken der Menschen ernst nehmen. „Ich rufe sie alle auf, für Demokratie mit Herz und Verstand täglich einzutreten. Wenn wir nicht aufstehen und den Finger heben dann ist es mit der Demokratie vielleicht eines Tages vorbei.“

Mit viel Fingerspitzengefühl;

Freiheit und Demokratie sind eine Pflanze, die man sehr behutsam und mit viel Fingerspitzengefühl hegen muss, meinte Bürgermeister Egon Hermann (Weißenbrunn). Wenn man etwas bewegen will muss man auch bereit sein, für unsere Freiheit und unsere Demokratie einzustehen. Viele Bürger hier und in Europa haben ihr Engagement in den zurückliegenden Jahren zurückgezogen mit dem Argument, ja sowieso nichts ändern zu können. Immer mehr populistische Phrasen drohen unsere Demokratie in den Grundfesten zu erschüttern. Er erwarte von allen, auch von den Populisten, dass diese Lösungsvorschläge einbringen und bereit sind, sich in einer ergebnisoffenen Diskussion um Lösungen bemühen.

„Wir alle sind verantwortlich, in welche Zukunft wir unsere Kinder und Enkel schicken“, war der Grünen-Kreisvorsitzenden Edith Memmel wichtig. „Deswegen ist es wichtig dass wir alle hier sind.“ Bemerkenswert war für sie kürzlich eine Reportage aus einem Schwerpunkt-Kindergarten. Der Reporter fragte ein Kind, wie es das mit den vielen ausländischen Kindern hier empfinde. Das Mädchen sagte: „Was? Ausländische Kinder gibt es hier nicht, hier gibt es nur Kinder.“

Was Schneider besonders wichtig ist

„Wir brauchen diese Demonstrationen, wir brauchen dieses Zusammengehörigkeitsgefühl“, erklärte DGB-Kreisvorsitzender Wolfgang Schmitt. Nur in der Gemeinschaft sei echte Stärke. Demokratie ist möglich, wenn wir wissen welche Werte wir mit ihr anstreben. Wenn wir mutig genug sind, die Widerstände wie zurzeit zu überwinden. Gewerkschaften stehen in vorderster Front, wenn es gilt, gegen Rassismus, Faschismus, Populismus, ewig gestrige Rechte und pseudoalternative Deutschnationale sowie Identitäre aufzustehen.

„Wir sind mitten in unsicheren Zeiten, stellte Betriebsseelsorger Eckhard Joey Schneider fest. Gemeinsamkeit sei etwas ganz Wichtiges. Die Demokratie sei sicherlich etwas Zerbrechliches. „Demokratie verlangt von uns, dass wir auf die Straße gehen, dass wir selbst zu Mahnerinnen und Mahnern werden, dass wir unseren Mund erheben und dort aufmachen, wo die Demokratie gefährdet ist. Dort wo mit Minderheiten schlecht umgegangen wird, wo sich Gnadenlosigkeit und Erbarmungslosigkeit breit machen.“

Schneider zeigte auf ein vom 2016 verstorbenen Bildhauer Heinrich Schreiber geschaffenes T-Shirt. Es zeigt ganz unterschiedliche Menschen, die gemeinsam einen Balken tragen. „Wir merken selber, Demokratie tragen ist manchmal nicht einfach.“ Oben auf den Köpfen der Menschen wachse etwas Grünes. Wenn dann etwas Neues wächst durch das gemeinsame Tragen, dass soll uns Mut machen.

Quelle: infranken.de vom 07.10.2018

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Ulrike
Ulrike
5 Jahre zuvor

Macht weitr so ihr Vollpfosten.Ihr werdet noch euer blaues Wunder erleben.

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