Warschau. Während die übrige Welt (großteils) des Endes des Ersten Weltkrieges vor hundert Jahren gedachte, feierte #Polen ebenfalls – allerdings seine staatliche Wiederauferstehung, die mit dem Ende des Krieges einherging. Mehr als zweihunderttausend Menschen folgten dem Aufruf von Staatspräsident Duda und Regierungschef Morawiecki zu einem „Unabhängigkeitsmarsch“ in der Hauptstadt, teilte das Innenministerium mit.
Im Fernsehen waren die Spitzenpolitiker des Landes vor einem Meer aus Menschen mit weiß-roten polnischen Nationalflaggen zu sehen. Im Vorfeld mokierten sich Liberale und linke Medien darüber, daß die polnische Regierungspartei „Recht und Gerechtigkeit“ (#PiS) damit rechte und nationalistische Gruppen unterstützt habe – der staatliche Marsch wurde nämlich kurzfristig anstelle einer vorübergehend verbotenen rechten Demonstration organisiert. Am Ende demonstrierten alle zusammen – Nationalismus und Vaterlandsliebe ist in Polen ebenso wie in den meisten anderen Ländern der Welt nämlich etwas völlig Normales und gesellschaftlicher Grundkonsens.
Am Pilsudski-Platz in Warschau stellten sich im Rahmen der Feierlichkeiten Duda und Morawiecki an die Spitze einer feierlichen Versammlung, die gemeinsam die Nationalhymne sang. Schon seit Samstagabend hatten außerdem Tausende Menschen an Gottesdiensten und Gedenkveranstaltungen zum Unabhängigkeitsjubiläum im ganzen Land teilgenommen.
Die Wiedererlangung der staatlichen Selbständigkeit Polens vor hundert Jahren war übrigens kein Ruhmesblatt – sie ging auf eine Idee der deutschen Obersten Heeresleitung zurück, die sich von der Wiederherstellung Polens militärische Waffenhilfe erhoffte. Diese Rechnung ging nicht auf. Vielmehr setzten noch während des Krieges allenthalben im späteren polnischen Territorium Übergriffe auf Deutsche und deutsche Dienststellen ein und lieferten so das Vorspiel für die aggressive Minderheitenpolitik Polens in der Zwischenkriegszeit. (mü)
Quelle: zuerst.de vom 12.11.2018