Krieg um Syrien – Konfrontation NATO-Russland rückt näher

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22.01.2016
Peter Orzechowski

Bevor es zu einem Krieg kommt, müssen Allianzen geschmiedet und Truppen in Stellung gebracht werden. Genau das geschieht jetzt im Länderdreieck Türkei-Irak-Syrien. Den Vorbereitungen nach zu urteilen, ist es nicht mehr weit bis zum Ausbruch der Kämpfe. Dann werden sich nicht nur die Türkei und Syrien/Irak gegenüberstehen, sondern die NATO und Russland.

Seit Jahresbeginn spitzt sich die Lage im Nahen Osten mit einer noch nie da gewesenen Dynamik und Geschwindigkeit zu: Die Jerusalem Post berichtete am Mittwoch, dass türkische Soldaten mit mehreren Truppenverbänden in Syrien einmarschiert sein sollen. Zuvor soll die türkische Armee von ihrem Boden aus Kurden-Stellungen in Nordsyrien bombardiert haben, so ARA News.

 


Der Angriff soll sich gegen die Kommandozentrale der Milizen in der Stadt Tel Abyad gerichtet haben. Die Zeitung beruft sich auf Augenzeugen und vermerkt, dass es keinen Widerstand gegen die türkischen Armee-Einheiten durch den IS gegeben haben soll. Die Zeitung argwöhnt, dass dies auf die mögliche Absprache zwischen der Türkei und dem IS hindeuten könnte.

Die türkische Zeitung Hürriyet berichtet, dass der türkische Geheimdienst MIT russische Aktivitäten in Qamischli an der Grenze zur Türkei beobachte. Nach Informationen des MIT wurden russische Soldaten nach Qamischli verlegt. Auch in der Vergangenheit seien immer wieder russische Soldaten und Geheimdienstoffiziere in die Region gekommen. Allerdings beschränkte sich ihr Besuch auf die von der syrischen Regierung kontrollierten Gelände, meint der MIT. Der türkische Minister Nabi Avci hingegen sagte am Donnerstagabend, dass die russischen Soldaten in Nordsyrien sich in den Reihen der YPG/PKK aufhalten und gemeinsam mit den Kurden-Milizen agieren würden, meldetHürriyet.



Alexei Fenenko von der Russischen Akademie der Wissenschaften sagte ebenfalls am Mittwoch in einem Interview mit dem russischen Blog Interpolit, dass die Türkei entschlossen sei, im Norden Syriens eine Sicherheitszone einzurichten.

Alexej Fenenko

Alexei Fenenko (Screenshot)

Deshalb erwartet er eine militärische Eskalation zwischen Russland und der Türkei in Syrien. »Wir müssen das Bewusstsein für die Verteidigung der territorialen Integrität Syriens ins Spiel bringen. Ich denke, dass sich die S-400 Flugabwehrraketensysteme, die Russland als Vorsichtsmaßnahme zum Schutz des syrischen Luftwaffenstützpunkts Hmeymim einsetzt, als nützlich erweisen werden. Eine militärische Konfrontation zwischen Russland und der Türkei ist sehr offensichtlich«, so Fenenko.

Grund für die Zuspitzung der Lage ist der Erfolg der Soldaten der syrischen Armee (SAA) gegen den IS. Die SAA dringt immer weiter in vom IS kontrollierte Gebiete vor und plant eine große Offensive in Richtung der ölreichen Wüste im Osten Syriens.

USA und NATO bringen sich in Stellung

Laut Informationen von Al Jazeera und Foreign Policy soll die US-Armee den Luftwaffenstützpunkt Rmeilan im Nordosten Syriens eingenommen haben. Rmeilan liegt in der Provinz Hasakah, nahe der irakisch-türkischen Grenze.

Ein Sprecher der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDK) sagte gegenüber Al Jazeera, dass US-Verbände Rmeilan übernommen hätten, um die SDK in ihrem Kampf gegen den Islamischen Staat zu unterstützen. Wörtlich sagte Taj Kordish, der Sprecher der SDK, gegenüber Al Jazeera:

»Aufgrund eines Abkommens mit den (kurdischen Volksverteidigungseinheiten) YPG wurde die Kontrolle über den Flughafen den USA übergeben. Ziel dieses Abkommens ist die Absicherung der SDK, indem Waffen und eine Luftwaffenbasis für US-Kampfflugzeuge bereitgestellt werden. Dieser Flughafen wurde bereits über zwei Jahre von den YPG kontrolliert. Dieser strategische Flughafen ist in der Nähe mehrerer Erdöllager – eines der größten in diesem Bereich.«




Die SDK besteht aus verschiedenen Gruppen – zumeist Kurden, aber auch Mitgliedern der »Freien Syrischen Armee (FSA)« und anderen Rebellen, die gegen Assad kämpfen und angeblich gegen den IS. Dazu passend hat die NATO bereits AWACS-Flugzeuge und deutsche Tornado-Aufklärer im türkischen Incirlik stationiert, was– wie ich bereits hier auf Kopp Online berichtete – nichts mit dem angeblichen Kampf gegen den IS zu tun haben kann, da der IS über keinerlei Flugzeuge verfügt.

Der amerikanische Verteidigungsminister Ashton Carter hatte am Mittwoch ein neues Zusammentreffen von mehr als zwei Dutzend Ländern der Anti-IS-Koalition in drei Wochen in Brüssel angekündigt. Dort solle auch über zusätzliche Anstrengungen gesprochen werden. »Wir sind uns einig, dass wir alle mehr machen müssen«, sagte er. Das Treffen dürfte am Rande eines NATO-Verteidigungsministertreffens stattfinden, das für den 10. und 11. Februar angesetzt ist.



Zu dieser Zuspitzung der Lage passt auch, dass sich die Türkei durch den angeblichen IS-Anschlag in Istanbul, dem zehn deutsche Touristen zum Opfer fielen, die Rückendeckung der NATO sicherte – auch darüber hatte ich hier berichtet.

Seitdem haben türkische Kampfflugzeuge nicht nur Luftangriffe in Nordsyrien, sondern auch im Nordirak geflogen – angeblich gegen Stellungen der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Und seitdem ist auch bekannt geworden, dass die Türkei schon vor mehr als einem Jahr eine Luftwaffenbasis ohne Erlaubnis der Zentralregierung in Bagdad gebaut hat. Aufnahmen zeigen, wie der Flughafen von Bamerne mit Baggern und Planierraupen ausgebaut und erneuert wurde. Bamerne liegt unmittelbar an der irakisch-türkischen Grenze, nördlich von Mossul.

Worum geht es im Krieg um Syrien?

In meinem neuen Buch Der direkte Weg in den Dritten Weltkrieg beleuchte ich die Frage, worum es in diesem Ringen um Syrien eigentlich geht, und zitiere Professor Andrej Fursow, Leiter des Zentrums für Russland-Forschung an der Moskauer Geisteswissenschaftlichen Universität und Mitglied der Internationalen Akademie der Wissenschaften in München.

Syrien ist nach Fursow neben dem Iran das Aufmarsch-Gebiet für Zentralasien – jene Region, in der sich nach Brzezinski die Machtverhältnisse in der Welt entscheiden werden. Nur über Syrien und Iran kann Eurasien, also hauptsächlich das geographische Gebiet Russlands, angegriffen werden.



Außerdem sei Syrien das Verbindungsglied zwischen dem schiitischen Iran und den übrigen schiitischen Gruppierungen in der arabischen Welt. Dieser religiösen Richtung des Islam stehen die Sunniten gegenüber, also Saudi-Arabien und die reichen Vereinigten Arabischen Emirate am Golf, unterstützt von den USA. Auch über diese Spannungen hatte ich hier auf Kopp Online bereits berichtet. Fursow: »Ohne die Lösung der syrischen Frage können sich die Briten und Amerikaner nicht an den Iran wagen.«

Syrien ist noch aus einem dritten Grund wichtig, wie Fursow erklärt: »Im südöstlichen Mittelmeerraum sind Erdgasvorkommen festgestellt worden – sowohl auf dem Seegebiet als auch an Land in der syrischen Region Kara.«



Und schließlich gebe es einen letzten Grund für den Syrienkonflikt: Katar. Das arabische Emirat exportiert verflüssigtes Erdgas mithilfe einer Tankerflotte. Bricht das Assad-Regime zusammen, so bekäme Katar die Möglichkeit, den blauen Brennstoff direkt über das syrische Territorium an die Küste des Mittelmeers zu transportieren. Das würde sein Exportvolumen mindestens verdoppeln und gleichzeitig den Export aus dem Iran – es gibt eine Pipeline von Iran nach Syrien – behindern. Fursow: »Das Erstarken Katars auf dem Markt für Erdgas schwächt die Position Russlands.«

Fursow weiter: »Die wirtschaftlichen Interessen Katars fallen mit den geopolitischen Interessen der USA zusammen und mit ihrem Bemühen, Russland maximal zu schwächen. Der Westen will von Russland nur eines: dass es Russland nicht mehr gibt.« Fursow erwartet in dieser Region »den Großen Krieg des 21. Jahrhunderts … die letzte große Jagd der Epoche des Kapitalismus, die leider höchstwahrscheinlich unvermeidbar ist«.

Kopp Verlag


Quelle: Kopp-online vom 22.01.2016

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Warum in Deutschland kein Steuerrecht vorhanden ist                           
Aktuelles Völkerrecht zu Deutschland                                                                                         
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S-30012016    Samstag 30.01.2016  Braunschweig 
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Seminarzeiten jeweils 10.30 Uhr – ca. 18 Uhr

Seminarzeit 10.30 Uhr – ca. 18 Uhr

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seminare@selbstverwaltung-deutschland.de oder Sie melden sich online an: Online-Anmeldung  Formlose Anmeldung unter: seminare@selbstverwaltung-deutschland.de Bitte Seminarnummer und Adressdaten angeben!

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[…] Staseve Aktuell – Arbeitsgemeinschaft Staatlicher Selbstverwaltungen […]

Ulrike
Ulrike
8 Jahre zuvor

Es sollte wirklich mal wieder eine grosse Sintflut kommen damit die Menschen
zur Vernunft kommen. Einfach grauenhaft was machtgeile Staaten anrichten. Und keiner ist vernünftig. Das wird wieder Millionen unschuldiger Menschen das Leben kosten. Es ist einfach nur traurig dass die Menschheit nichts dazugelernt hat.

reiner tiroch
reiner tiroch
8 Jahre zuvor

langsam scheint das Ernst zu werden mit dem 3. Weltkrieg, was? …….da lese ich gerade, dass der Nato-General Breddlove süvvisant sagt, dass die USA gegen Russland bereit sei in Europa zu Kämpfen, und zu Siegen. das haben die sich aber fein ausgedacht, und sie werden sich wundern, dass hier keine Sau Lust auf deren verschissenen Krieg hat, gell?