Trumps Triumph in New Hampshire: Comeback des Hetzers

Aus Manchester, New Hampshire, berichtet Marc Pitzke

Wahlsieg in New Hampshire: Trump feiert mit der Barbie-Family
REUTERS

Iowa? War da was? In New Hampshire holt sich Donald Trump die Vormacht bei den Republikanern zurück. Die Parteispitze macht das nervös – weil die Hoffnung auf eine seriöse Alternative zum Milliardär schwindet.

Sein Gesicht glüht. Noch mehr als sonst. „Wir werden wieder siegen!“, ruft Donald Trump. „Wir werden Amerika wieder großartig machen, vielleicht großartiger als je zuvor!“ Seine Fans finden das so toll, dass sie in ekstatische Sprechchöre ausbrechen: „USA! USA! USA!“

Ein Ballsaal in Manchester, New Hampshire: Hunderte feiern das Comeback des Hetzers. Minuten nachdem die Wahllokale geschlossen haben, steht fest, was sie ohnehin nie bezweifelt haben – Trump ist kein Verlierer, er ist ein Sieger, und ein Sieger… siegt. Die Niederlage von Iowa? Ein Ausrutscher, ein Schluckauf, Schnee von gestern.

35 Prozent, mehr als doppelt so viel wie der nächste Verfolger: Bei den US-Vorwahlen im „Granitstaat“ festigt Trump seine Spitzenstellung unter den Republikanern – und versetzt die Parteispitze, die den Aufstieg des Immobilienmoguls und Reality-Stars mit Unbehagen verfolgt, in Panik. Denn die Hoffnung auf eine seriöse Alternative schwindet.

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„Der Handlungsdruck wird sich nun nur noch steigern“, sagte der republikanische Stratege Kevin Madden dem Magazin „The Hill“ und prophezeite eine lange, teure und selbstzerstörerische Vorwahlsaison.

Die Botschaft ist gespenstisch: Die nationalistischen, fremdenfeindlichen und latent gewaltverherrlichenden Pöbelparolen des Hobbypolitikers Trump sind keine radikalen Randnotizen mehr.

Im Gegenteil: Indem sich auch in diesem sonst so aufgeschlossenen Neuenglandstaat ein breites Publikum für Trumps Tiraden begeistern ließ, adelte es die verbalen Entgleisungen zum neuen, gruseligen Mainstream der US-Politik. „Der Staat New Hampshire“, resümierte der Kommentator Lawrence O’Donnell im Kabelsender MSNBC, „hat den Trumpismus legitimiert.“ Trumpismus: Das ist die Politik der Wut, der Angst, der Ausgrenzung.

Neu an Trumps Rede: gar nichts

Das zeigt sich auch an diesem Wahlabend. Nichts an Trumps Triumphrede ist neu. Von seiner Familie flankiert rasselt er noch einmal alle Themen herunter: China/Japan/Mexiko „schlagen“, Militär stärken, Grenzmauer bauen, Obamacare abschaffen, IS zerstören, das Heroinproblem „beenden“. Letzteres ist ein neues Versprechen, extra für New Hampshire. Denn in dem nördlichen Bundesstaat sind immer mehr Menschen von harten Drogen abhängig.

Trump hat aus den Fehlern von Iowa gelernt, wo er dachte, er könnte mit seiner Boeing 757 einfach ein- und wieder ausschweben. Verärgert von seinem zweiten Platz dort, akzeptierte er in New Hampshire die klassischen Wahlkampfregeln: Die Leute wollen umworben werden. Also senkte er die Stimme, milderte den Ton und hörte auch mal zu.

Es funktionierte. Wähler aller Couleur schlugen sich am Schluss noch auf seine Seite: Konservative, Moderate, Männer, Frauen, Junge, Alte.

Den Republikanern offenbart sich in New Hampshire aber noch ein weiteres Problem. Das dramatische Rennen um den zweiten Platz hinter Trump zeigt ein unverändert schwaches, zersplittertes Feld potentieller Herausforderer.

Am meisten hoffen darf John Kasich. Ohios Ex-Gouverneur – ein moderater Republikaner, mit dem sich auch Demokraten anfreunden können – spielte die Stimme der Vernunft. Nach Iowa, wo er mit 1,9 Prozent gefloppt war, sah er New Hampshire als seine letzte Chance.

„Es wird nie wieder passieren“

Wochenlang tingelte er durch den Staat, präsentierte ernsthafte Ideen, betonte seine Erfahrung als Gouverneur und Kongressabgeordneter – ein krasses Kontrastprogramm zu Trump und seinen Jüngern. 16 Prozent der Stimmen erhielt er am Ende, ein Achtungserfolg, dessen Symbolismus Kasich aber überschätzt: „Das Licht“, sagt er, „hat die Dunkelheit überwunden.“

Ted Cruz, der ebenfalls von der Partei gehasste Sieger von Iowa, landet mit 11,8 Prozent auf dem dritten Platz – obwohl er kaum in New Hampshire investiert hat. Eine gute Ausgangsposition für die nächste Vorwahl in South Carolina, dessen religiöse Basis ihm zupass kommt.

Der große Verlierer heißt Marco Rubio. Nach Iowa hochgejubelt, kommt der Tea-Party-Senator nicht mal auf elf Prozent. Den Grund räumt er selbst ein – sein desaströser Auftritt bei der letzten Debatte. „Das nehme ich auf mich“, sagt er. Und: „Es wird nie wieder passieren.“

In zehn Tagen geht’s weiter – in South Carolina für die Republikaner, in Nevada für die Demokraten. Nichts ist entschieden: „So viel kann noch passieren“, prophezeit Kasich. „Schnallt den Sicherheitsgurt an.“

Quelle: Spiegel-online vom 10.02.2016

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