Russland hat den Vereinten Nationen eine Liste türkischer Unternehmen präsentiert, die laut Moskau die Terrormiliz „Islamischer Staat“ mit Komponenten für den Bau von Sprengkörpern versorgen. Um dies zu untermauern, hat die russische Seite auch detailierte Informationen über die Lieferströme offengelegt.
In einem Brief des russischen UN-Botschafters Witali Tschurkin an den Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki Moon, schrieb der Gesandte, dass die Analyse der chemischen Bestandteile von Sprengstoffen aus vom IS befreiten Gebieten im Irak und Syrien, speziell Tikrit und Kobane, die Verwickelung türkischer Unternehmen indiziert.
Über die in dem Sprengstoff gefundenen Komponenten, schrieb Tschurkin:
Sie zeigen an, dass sie entweder in der Türkei hergestellt wurden oder ohne Wiederausfuhrberechtigung an die Türkei geliefert wurden.
Die Zusammensetzung der improvisierten Sprengvorrichtungen (IEDs) wies die Verwendung von Aluminiumpulver, Ammoniumnitrat, granuliertem Carbamid und Wasserstoffperoxid auf, die von den türkischen Firmen „Gultas Kimya“, „Marikem Kimyevi Ve Endüstriyel Ürünler“, „Diversey Kimya“, „Metkim“ und „EKM Gubre“ hergestellt wurden.
Tschurkin bemerkt speziell ein siebenfaches Exportvolumen von Ammoniumnitrat aus der Türkei nach Syrien. Es wird von Terroristen als Komponente für die Herstellung improvisierter Sprengvorrichtungen verwendet.
Er stellte weiter fest, dass die „Sprengschnüre in Drittländern hergestellt wurden und illegal über die Türkei an IS-Kämpfer weiterverkauft worden sind“. Die von Islamisten benutzten Bomben enthielten auch in den USA hergestellte Mikrocontroller, produziert von Microchip Technology, Transistoren aus der Schweiz von ST Microelectronics und Nokia-Handys des Modells 105 RM-908.
„Diese Tatsachen beweisen, dass die türkischen Behörden ganz bewusst an Daesh-Aktivitäten beteiligt sind, da sie den Zugang zu Komponenten für improvisierte Sprengkörper schaffen, die häufig bei Terrorakten verwendet werden“, sagte der russische Gesandte.
Das türkische Außenministerium hat die Behauptungen Russlands umgehend mit der Aussage „das jüngste Beispiel der russischen Propagandakampagne gegen die Türkei“ zurückgewiesen.
Russland hat die Türkei wiederholt beschuldigt, an laufenden IS-Operationen in Syrien und im Irak beteiligt zu sein und präsentierte auch Beweise dafür. Tschurkins Brief folgt auf eine Studie von Conflict Armament Research (CAR), für die über 20 Monate lang Daten erhoben und ausgewertet wurden. Die Studie ergab, dass mehr als 50 Unternehmen aus 20 Ländern hunderte Komponenten, die von IS-Terroristen verwendet werden um Sprengkörper zu bauen, verkauft oder empfangen haben. Insgesamt wurden dreizehn türkische Firmen ausfindig gemacht, die an der Lieferkette beteiligt sind.
Der 107-seitige Bericht kam zu dem Schluss, dass selbstgemachte Sprengstoffe leicht aus alltäglichen Produkten hergestellt werden können, die tatsächlich keinen Kontrollen oder Ausfuhrlizenzen unterliegen. Letztendlich ist die Versorgung mit diesen Gütern innerhalb der Region im Wesentlichen ungeregelt und nur schwach überwacht. Für weitere wichtige Komponenten wie Zünder und Sprengschnüre sind Ausfuhrlizenzen nötig. Die Komponenten werden aber auch häufig in kommerziellen Bereichen wie Bergbau und Industrie eingesetzt.
Quelle: Russia Today (RT) vom 27.05.2016