Dänemark – Finnland: Debatte über Berichterstattung und Spiel-Fortsetzung nach Eriksens Zusammenbruch

Der dänische Spieler Christian Eriksen wird nach seinem Zusammenbruch beim EM-Spiel gegen Finnland weggetragen und dabei vor Blicken geschützt. (Stuart Franklin/Pool via AP/dpa)
Dänemarks Christian Eriksen wird nach seinem Zusammenbruch beim EM-Spiel gegen Finnland vor Blicken geschützt. (Stuart Franklin/Pool via AP/dpa)

Die früheren Fußball-Weltmeister Christoph Kramer und Per Mertesacker haben die Fortsetzung des Europameisterschaftsspiels zwischen Dänemark und Finnland nach dem Zusammenbruch von Christian Eriksen kritisiert. Aber auch an der Berichterstattung des ZDF selbst und an der Bildregie des Fußballverbands UEFA gibt es Kritik.

Der Fehler liege seiner Meinung nach bei der UEFA, sagte Kramer im ZDF. Der Verband hätte aus seiner Sicht sagen müssen, dass nicht mehr gespielt werde. Ähnlich äußerte sich Mertesacker, der wie Kramer als EM-Experte für das ZDF tätig ist.

ZDF weist Kritik zurück

ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann wies unterdessen Kritik zurück, nicht angemessen über den Zusammenbruch des dänischen Fußball-Stars Christian Eriksen berichtet zu haben. Der Sender sei mit dem tragischen Zwischenfall verantwortungsvoll umgegangen. Béla Réthy habe einfühlsam aus dem Stadion reportiert, die Kollegen im Studio hätten die richtigen Worte gefunden, sagte Fuhrmann der Deutschen Presse-Agentur. Er könne auch keine Kritik an der internationalen Regie der UEFA üben. Als sich das Ausmaß der schweren Verletzung abgezeichnet habe, habe es keine Nah-Einstellungen oder andere unpassende Bilder gegeben.

Zuvor hatte Frank Überall als Bundesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) Kritik geübt. Er finde es unerträglich, dass bei der Live-Übertragung im Fernsehen lange Zeit die Reanimation des Fußballers gezeigt worden sei. Das sei unverantwortlich und widerspreche der journalistischen Ethik, ergänzte Überall. Journalismus dürfe nicht derart voyeuristisch sein. Das ZDF sei in der Pflicht, „diese eklatante Fehlentscheidung aufzuarbeiten“.

„UEFA sollte das Reglement grundsätzlich überdenken“

Auch Deutschlandfunk-Sportredakteur Matthias Friebe kommentiert, die Bildregie der UEFA habe Wiederbelebungsmaßnahmen gezeigt und Eriksens weinende Frau ins Bild genommen. Das sei kaum zu ertragen – noch dazu, wenn man wisse, wie restriktiv die UEFA sonst mit Bildmaterial sei, etwa wenn sogenannte Flitzer das Spielfeld stürmten oder politische Botschaften auf den Rängen gezeigt würden. Befremdlich wirkt aus Friebes Sicht auch die Entscheidung, das Spiel nach der erlösenden Nachricht wieder anzupfeifen. Dies sei in Abstimmung und auf Wunsch beider Mannschaften geschehen, hieß es. „Aber fühlten sich wirklich alle Spieler in der Lage, wieder auf den Platz zu gehen?“, fragt Friebe.

Dänische Spieler bekommen psychologische Hilfe angeboten

Der dänische Fußball-Verband hat seinen Spielern nach dem Zusammenbruch ihres Teamkollegen Eriksen psychologische Hilfe in Aussicht gestellt. Nationaltrainer Kasper Hjulmand sprach von einer traumatischen Erfahrung. Man werde die nächsten Tage damit verbringen, so gut wie möglich daran zu arbeiten. Das für Sonntag geplante Training wurde zunächst verschoben. Auch alle Medienaktivitäten seien gestrichen worden, berichtet die Deutsche Presse-Agentur.

Finnischer Nationalspieler: Fußball so unbedeutend

Der finnische Kapitän Tim Sparv empfand nach eigenen Angaben trotz des 1:0-Erfolgs beim EM-Debüt seiner Mannschaft gegen Dänemark nur sehr gedämpfte Freude. „Was für eine Achterbahn der Gefühle dieser Tag war“, twitterte der 34-Jährige. Man sei in Gedanken bei Christian Eriksen und seinen Angehörigen. Fußball sei so unbedeutend, wenn so etwas passiere. Das Leben sei kostbar, ergänzte Sparv. „Passt auf euch auf.“

Eriksens Zusammenbruch während des Spiels bei der Fußball-EM

Eriksen war beim EM-Spiel zwischen Dänemark und Finnland kurz vor der Halbzeitpause kollabiert, inzwischen ist er laut UEFA und dänischen Verantwortlichen [stabil und wach|https://www.deutschlandfunk.de/fussball-em-daenemarks-spieler-eriksen-in-stabilem-zustand.1939.de.html?drn:news_id=1269136]. Die Partie war nach eineinhalbstündiger Pause fortgesetzt worden.

Quelle: Nachrichtenagentur ADN (SMAD-Lizenz-Nr. 101 v. 10.10.46) vom 13.06.2021

Anmerkung der Redaktion staseve: Nicht die Bilder waren das schlimme, sondern die Reaktion danach, als das ZDF zur Werbung umschaltete!!!

Sie finden staseve auf Telegram unter https://t.me/fruehwaldinformiert

Sie finden staseve auf Gab unter https://gab.com/staseve

Besuchen Sie den Shop durch klicken aufs Bild

 


Dieser Beitrag wurde unter Aktuell, Geschichte, Kultur, Nachrichten, Politik, Soziales, StaSeVe Aktuell, Völkerrecht, Wirtschaft, Wissenschaft abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.
0 0 votes
Article Rating
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
7 Comments
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
Ulrike
Ulrike
2 Jahre zuvor

Haben die verantwortlichen Vollpfosten nicht daran gedacht dass die Spieler unter diesem Schock nicht einfach weiterspielen können? Null Fingerspitzengefühl. Pfui

kairo
kairo
2 Jahre zuvor
Reply to  Ulrike

Es waren die Mannschaften, die das Spiel fortsetzen wollten.

Annette
Annette
2 Jahre zuvor

Werbung bringt Kohle für schwach bezahlte Intendanten; die nagen am Hungertuch und fressen den Kitt aus alten Fentserrahmen.
Seit 3 Monaten sitzt Georg Thiel in weißer Folterhaft zur Willensbrechung.
Drogendealer und Grapscher gehen straffrei aus, Georg Thiel soll gebrochen werden, weil er keine Vermögensauskunft gibt.

Wäre das TV ehrlich und käme den alliierten Aufträgen nach, wäre bekannt, daß die BRD kein Staat sein kann, mal so nebenbei.

shirin sahin
shirin sahin
2 Jahre zuvor
Reply to  Annette

Leider interessiert das hier KEINEN in diesem Land!

Rosemarie Pauly
Rosemarie Pauly
2 Jahre zuvor

…Anmerkung der Redaktion staseve: Nicht die Bilder waren das schlimme, sondern die Reaktion danach, als das ZDF zur Werbung umschaltete!!!…

Ich stimme euch voll und ganz zu.
Erst kurz vor der Halbzeitpause hatte ich den Fernseher angestellt und gesehen, dass „etwas nicht stimmte“. Minutenlang war kein Kommentar zu hören, sodaß diejenigen, die jetzt erst zuschalteten, überhaupt keine Info erhielten, auch nicht auf anderen Sendern. Dann war für Sekunden zu erahnen, dass versucht wurde, einen der Spieler per Herzmassage zu reanimieren. Das Bild wechselte anschließend ins Studio, wo ein paar hilflose Kommentare zum Besten gegeben wurden und danach zur Werbung geschaltet wurde, deren dümmliche Inhalte ein Fußballfan gerade zu dem Zeitpunkt, in so einer Situation sicher nicht konsumieren wollte. Da hätte man das Fernsehbild doch besser aufs Stadion gerichtet lassen sollen.
Andauernd wird uns erzählt, dass Mord und Totschlag etc. zum Leben dazu gehören. Natürlich war die Situation schockierend, aber die Bemühungen um Eriksens Leben empfand ich nicht als ungehörig – die völlig sinnlose Werbung indes schon.

shirin sahin
shirin sahin
2 Jahre zuvor

Wenn einer auf dem Bau durch körperlich schwere Arbeit zusammenbricht, kräht keine Sau danach und das Arrogante überbezahlte Pack soll man noch bedauern!!!? Aber ab…..!

birgit
birgit
2 Jahre zuvor
Reply to  shirin sahin

So sehe ich das auch ! Deshalb beteilige ich mich nicht an dieser Diskussion.