„Nach der Ernte behandelt“ – Was bedeutet der Hinweis bei Kartoffeln?

Kartoffeln sind rund und gesund. Ein erntefrischer Genuss für Kalorienbewusste. Aber was bedeutet der Hinweis „Nach der Ernte behandelt“? Vielen Verbrauchern ist unklar, welche Wirkstoffe bei der Behandlung der Kartoffeln zum Einsatz kommen – und ob diese gesundheitlich bedenklich sind. Hier sind die Fakten.

Kartoffeln werden nach der Ernte zum Zwecke der Haltbarmachung behandelt. Dabei kommt Chlorpropham zum Einsatz. Dies ist ein Keimungshemmer, der im Rahmen der Rückstandshöchstmengenverordnung in Deutschland zugelassen ist. Es besteht aber Kennzeichnungspflicht.

Warum werden Kartoffeln nach der Ernte behandelt?

Konventionell angebaute Kartoffeln werden nach der Ernte haltbar gemacht, um für Verbraucher das ganze Jahr über als Lebensmittel auf dem Markt zur Verfügung zu stehen.
Die Kartoffeln beginnen während der meist monatelangen Lagerdauer zu keimen – je nach Sorte mehr oder weniger schnell. Ein Auskeimen der Kartoffeln kann aber verhindert werden, entweder durch Kaltlagerung oder es können Keim- und Schimmelhemmungsmittel zum Einsatz kommen. Dafür zugelassen sind Chlorpropham, Imazalil und Thiabendazol.

Einsatz von Keimhemmungsmittel mit dem Wirkstoff Chlorpropham (CIPC)

Chlorpropham ist das am häufigsten verwendete Keimhemmungsmittel. Es unterdrückt die Zellteilung in den Augen der Kartoffeln und verhindert dadurch das Auskeimen.

Chlorpropham steht in Verdacht, krebserregend zu sein. Das Bundesinstitut für Risikobewertung geht jedoch von keiner gesundheitlichen Beeinträchtigung aus, wenn die zulässigen Rückstandshöchstmengen eingehalten werden. Der zulässige Rückstandshöchstwert bei Kartoffeln ist 500 Mal höher als bei Getreide. Da der Wirkstoff bis in das Innere der Kartoffeln dringt, ist er auch in geschälten und in frittierten Kartoffelprodukten nachweisbar. Deshalb reicht es nicht aus, behandelte Kartoffeln zu waschen oder zu schälen, um die Substanz zu entfernen. Chlorprophamhaltige Präparate sind als Keimhemmer für Kartoffeln in Deutschland, Österreich und der Schweiz zugelassen.
Chlorpropham wird im Laufe der Lagerzeit abgebaut. Deshalb müssen die Erzeuger eine Wartezeit von einigen Wochen bis zur Vermarktung einhalten.
Auch die weiter verarbeitende Nahrungsmittelindustrie verwehrt sich gegen keimende Kartoffeln. Darum gehört die Begasung von Kartoffeln mit Chlorpropham für die Zulieferer von Pommes- und Chipsherstellern zum legalen Geschäft, solange die vorgeschriebenen Grenzwerte beachtet und eingehalten werden.

Kennzeichnung „nach der Ernte behandelt“

Bei oberflächenbehandelten Kartoffeln verlangt der Gesetzgeber die Angabe „nach der Ernte behandelt“. Die Kennzeichnung findet sich bei verpackten Kartoffeln auf dem Etikett, bei lose verkauften Kartoffeln muss sie auf einem Schild oder Aushang ausgewiesen werden. Eine Nennung des verwendeten Stoffes ist nicht vorgeschrieben.
Verbraucher, die es vermeiden möchten mit Chlorpropham behandelte Kartoffeln zu verzehren, sollten darauf achten, dass die Kartoffeln nicht mit dem Vermerk „nach der Ernte behandelt“gekennzeichnet sind.

Bei Verzehr mit Schale: Bio-Kartoffeln oder Frühkartoffeln

Wer auf behandelte Kartoffeln verzichten will oder gerne Kartoffeln mit Schale isst, kann Bioware kaufen.
Für Bio-Kartoffeln ist eine Keimhemmung mit Chlorpropham nicht erlaubt. Sie dürfen lediglich mit einem Extrakt aus Pfefferminz- oder Kümmelöl bearbeitet werden.

Bei Frühkartoffeln werden selten oder nur wenig Keimhemmungsmittel eingesetzt. Frühkartoffeln bietet der Handel  meist naturbelassen an, da sie für den baldigen Verzehr bestimmt sind und sie sich für eine längere Lagerung ohnehin nicht eignen.

Risiko: Kartoffel-Inhaltsstoff Solanin

Kartoffeln enthalten den natürlichen Giftstoff Solanin. Solanin findet sich vor allem in der Schale, in den Keimen und im Bereich der Augen. Durch Lichteinwirkung grün gefärbte oder unreife Kartoffeln enthalten ebenso Solanin.
Nach Informationen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) können Vergiftungssymptome bereits ab 1 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht vorkommen. Aufgrund ihres geringeren Körpergewichts sind hier besonders Kinder gefährdet.

Verbraucherempfehlungen

  • Kartoffeln sollten aufgrund ihres Solaningehaltes nicht mit Schale verzehrt werden.
  • Durch folgende Maßnahmen lässt sich der Solaningehalt von Kartoffeln reduzieren:
    – Kartoffeln dunkel, trocken und kühl lagern
    – Kartoffeln mit Papier, einem Tuch oder einem Jutesack abdecken, um sie vor Licht zu schützen
    – grüne Stellen und Keime großzügig entfernen.
  • Um einerseits das Solanin zu entfernen und gleichzeitig Vitamin- und Mineralstoffverluste zu vermeiden, sollte man Kartoffeln mit der Schale kochen und erst vor dem Verzehr pellen.
  • Kartoffeln sollten nicht zusammen mit Äpfeln aufbewahrt werden, die in sehr kleinen Mengen das Gas Ethylen abgeben, das Kartoffeln zum Keimen anregt.
  • Die Kartoffel eignet sich als hochwertiges Grundnahrungsmittel ausgezeichnet zur Versorgung der Verbraucher mit wichtigen Nährstoffen: Sie enthält viel Stärke und hochwertiges Eiweiß und ist reich an Vitamin C. Sie ist daher für eine gesunde Ernährung bestens geeignet.

Quelle: https://verbraucherfenster.hessen.de/gesundheit/lebensmittel/verbrauchertipps/nach-der-ernte-behandelt-was-bedeutet-der-hinweis-bei

Quelle: verbraucherfenster.hessen.de und kraeutermume.wordpress.com vom 03.08.2016

Anmerkung zu dem Giftstoff Chlorpropham:

(Auszug aus de.wikipedia.org/wiki/Chlorpropham)

Toxikologie:

Chlorpropham ist für den Menschen gesundheitsschädlich und möglicherweise krebserzeugend.[8]

  • Symptome: Irritationen der Haut, Augen und der Atmungsorgane.[9]
  • Beobachtete Nebenwirkungen: Depressionen, Anfälle, Bewegungsstörungen, Nervenschäden, Verdauungsstörungen mit Übelkeit, Erbrechen und Durchfall.[9]

Umweltwirkungen

Wasser

  • Amphibien und Würmer: Moderat giftig
  • Fische und Zooplankton: Schwach giftig

Chlorpropham wird in Wasser nur langsam abgebaut. Bei pH 4, 7 und 9 sowie bei 40 °C, war 90 % des Stoffes in einer Lösung nach 32 Tagen bei Dunkelheit noch vorhanden.[5][9]

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[5]  extoxnet.orst.edu, besucht 1. Oktober 2007

[8]  Anpassungsrichtlinie 2008/58/EG

[9] pesticideinfo.org, besucht 1. Oktober 2007

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Ulrike
Ulrike
7 Jahre zuvor

Meine Grosseltern hatten Landwirtschaft. Da wurde keine Kartoffeln mit Gift behandelt. Die kamen in den dunklen kühlen Keller. Wir hatten den ganzen Winter über gute Kartoffeln.

Also wozu braucht man das heute????

Birgit
Birgit
7 Jahre zuvor

Ulrike, bei uns war das auch so. Wir haben die Kartoffeln im Gewölbekeller gelagert. Dort war das beste Klima für Kartoffeln und Rüben. Mit Gift wurde da nichts haltbar gemacht.

Aber wer hat heute noch einen Gewölbekeller ? Die Lagermöglichkeiten in geheizten Wohnungen sind eben nicht optimal. Also wird mit Gewalt haltbar gemacht.

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