Telefonieren im Ausland – Gebührenfreies Roaming als Prestigeobjekt

Nach dem Kommunikationsdesaster von vor zwei Wochen habe die EU-Kommission mit der Neuregelung von gebührenfreiem Roaming schnelle Reparaturarbeit geleistet, kommentiert Brüssel-Korrespondentin Annette Riedel. Wichtig sei auch, dass die EU-Bürger den Mehrwert der europäischen Einigung am eigenen Geldbeutel spüren werden.

Von Annette Riedel

Eine Frau schreibt am 04.08.2013 mit einem Mobiltelefon eine SMS am Strand von Kolberg, Polen, an der Ostsee.  (dpa / picture-alliance / Daniel Naupold)
Ab Mitte kommenden Jahres sollen innerhalb der EU keine Roaming-Gebühren mehr anfallen. (dpa / picture-alliance / Daniel Naupold)

Es war mächtig Druck im Kessel – vor allem das ist klar. Nach dem Kommunikations-GAU bei den zunächst vorgeschlagenen Regeln für gebührenfreies Roaming vor zwei Wochen, ging es der EU-Kommission jetzt um schnelle Reparaturarbeiten. Wir haben verstanden – das ist die Botschaft. Sie kommt an. Das zumindest lässt sich sagen. Das ist wichtig und richtig. Gerade bei einem Prestige-Projekt, mit dem der derzeit wenig geneigte Bürger endlich wieder einmal konkret, am eigenen Geldbeutel, den Mehrwert der europäischen Einigung spüren sollte.

Und trotzdem – der Schaden ist angerichtet. Den Eindruck können die heute nachgereichten neuen Vorschläge kaum verwischen, dass da, unprofessionell schlecht abgestimmt, die Reaktionen komplett unterschätzend, gearbeitet wurde.

Regelungen jetzt besser als zuvor

Zur Sache selbst: Die heute vorgelegten Regeln für die faire Nutzung der neuen Freiheit sind grundsätzlich besser als die zunächst vorgeschlagenen. Es ist tatsächlich verbraucherfreundlich, dass es nun keine zeitlichen Einschränkungen für künftig gebührenfreies mobiles Telefonieren bei Aufenthalten in der EU außerhalb des Heimatlandes geben soll. Möglich, dass die ursprünglich erwogene Begrenzung auf 90 Tage – davon höchsten 30 am Stück – auch schon für 95 Prozent der mobilen EU-Bürger bedeutet hätte, dass sie künftig niemals mehr einen müden Euro für Roaming hätten zahlen müssen. Aber nicht nur hätten etwa Studierende im Auslandssemester zumindest mitrechnen müssen. Entscheidender war, dass der Eindruck entstand: Wieder mal nicht geliefert. Das zentrale Versprechen – Roaming-Gebühren gehören ab nächstem Sommer für ausnahmslos alle der Vergangenheit an – es schien gebrochen.

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EU-Kommission hatte schwierige Aufgabe

Der Fairness halber muss es gesagt sein: Der EU-Kommission war von EU-Ländern und EU-Parlament der Auftrag aufgegeben worden, ein Regelwerk zu zimmern, das bei der neuen mobilen Kommunikationsfreiheit Missbrauch weitestgehend ausschließt. Das grenzt an die Quadratur des Kreises. Wenn sich aber halb Europa bei den billigsten Anbietern mit SIM-Karten versorgen könnte, aus Ländern, in denen sie weder leben, noch sich nennenswert aufhalten, dann würde das vor allem kleinen Anbietern möglicherweise schnell an den Kragen gehen.

Schönheitsfehler der jetzt vorgeschlagenen Regeln zum „fairen Gebrauch“ der gebührenfreien mobilen Datenübertragung: Die Kontrolle, was fair und unfair ist, und wann der Missbrauch einsetzt, soll künftig den Telekommunikationsanbietern obliegen. Sie werden, wahrscheinlich mit einigem Aufwand, in jedem Einzelfall zu prüfen haben, ob jemand unverhältnismäßig viel im europäischen Ausland „roamt“ und „streamt“. Da ist häufiger Rechtsstreit nahezu programmiert.

Mit den heutigen Vorschlägen zieht sich die EU-Kommission trotzdem achtbar aus der Affäre. Aber den Kommunikations-GAU im Rahmen des ersten, missglückten Aufschlags dürften sie nicht so schnell vergessen lassen.

Quelle: Deutschlandfunk vom 23.09.2016

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