Boykott im Einzelhandel Verbraucher positionieren sich gegen Nestlé

Nestle

Der Nahrungsmittelkonzern Nestle wird von vielen Vertrieben boykottiert.

Foto: AFP

Berlin – Der Getränkemarkt Grözinger hat vor zehn Tagen eine folgenschwere Entscheidung getroffen. Man werde sämtliche Produkte, die zum Nestlé-Konzern gehören, aus den Regalen verbannen, teilte Inhaber Marco Grözinger am 17. Februar mit. Anlass sind die Geschäftspraktiken des schweizerischen Nahrungsmittelkonzerns. „Wer die Gründe erfahren will, braucht nur mal googeln: Nestlé, Wasser, Privatisierung, Skandal etc. Wir bitten unsere Kunden um Verständnis, aber solche Machenschaften und Entscheidungen können wir nicht weiter durch einen Vertrieb dieser Produkte verantworten“, schrieb Grözinger auf der Facebook-Seite seines Geschäfts.

Den Boykott des Getränkehändlers aus der württembergischen 2500-Seelen-Gemeinde Ostelsheim westlich von Stuttgart dürfte Nestlé mit einem Jahresumsatz von zuletzt fast 78 Milliarden Euro wohl wegstecken. Anders verhält es sich mit dem deutschen Einzelhandelsriesen #Edeka, der bis auf weiteres ebenfalls keine Nestlé-Erzeugnisse mehr verkaufen will. Insgesamt 160 Produkte will Edeka auslisten: von Nescafé, Vittel und San Pelegrino über Maggi, Thomy, Wagner-Pizza und Schöller bis zu Buitoni, After Eight, Kitkat und Bübchen. Dabei ist die Entscheidung der Supermarktkette weniger von ethischen Bedenken, als von kaufmännischem Kalkül getragen.

Screenshot (1207)

Bessere Lieferkonditionen und niedrigere Bezugspreise

Edeka erwartet wohl zu Recht, dass sich der Boykott bald in den Bilanzen des Lebensmittelmultis bemerkbar macht. Der Druck auf die Schweizer dient dem Zweck, bessere Lieferkonditionen und niedrigere Bezugspreise für die #Einkaufsallianz Agecore durchzusetzen, der neben Edeka auch Intermarché, Coop Schweiz, Conad, Eroski und Colruyt angehören. Gemeinsam setzen diese Handelsunternehmen rund 140 Milliarden Euro pro Jahr um. Allein Edeka steht dabei für einen Jahreserlös von fast 50 Milliarden Euro.

Mithin geht es nicht um einen Kampf David gegen Goliath. Vielmehr steht der Großkonzern Nestlé einer Allianz mächtiger Einzelhandelsunternehmen gegenüber, die schlicht weniger für Nestlé-Produkte zahlen wollen als bisher.

Gleichwohl gehören haben sich die meisten #Verbraucher eindeutig gegen Nestle´ positioniert. Das Marktforschungsunternehmen YouGov, das täglich 2000 Verbraucher zu 1000 Marken befragt, hat für den Schweizer Konzern stark abfallende Zustimmungswerte ermittelt: Vor dem Edeka-Boykott hatte der Nahrungsmittelhersteller bei – ohnehin sehr mäßigen – minus vier Punkten gelegen, binnen Wochenfrist stürzte der Wert auf minus 14 ab.

Nestlés Ursünde in den 70ern

Die schon seit vielen Jahren schlechten Zustimmungswerte gründen in einer Ursünde des Konzerns, als Nestlé in den 70er und 80er Jahren in Afrika Milchpulver mit dem Versprechen vermarktete, das Produkt sei für Säuglinge besonders zuträglich. Tatsächlich wurde das Pulver vielerorts mit verschmutztem Wasser angerührt, viele Kleinkinder starben. Seither wird das miese Image immer wieder durch Meldungen, der Konzern bemächtige sich lebenswichtiger Grundwasserreserven und profitiere von Kinderarbeit.

Edeka, obschon selbst mit beträchtlicher Marktmacht ausgestattet und beileibe kein Engel, hat solche Imageprobleme nicht. Bei YouGov hält sich der Einzelhandelsverbund auf dem recht guten Wert von plus 16 Punkten. Ob das so bleibt, hängt zu allererst von Edeka selbst ab. Sollte Nestlé wegen des Boykotts den Supermärkten bessere Lieferkonditionen einräumen, müssten eigentlich die Endverbraucherpreise für Nestlé-Produkte sinken. Man darf gespannt sein.

Quelle: Berliner Zeitung vom 28.02.2018

Dienstleistung

alles-auf-einen-klick.eu

Wir formulieren für Sie Briefe, Einsprüche, Widersprüche, Klagen nach Ihren Wünschen und stellen diese rechtsverbindlich zu.

Wir helfen Ihnen auch Bescheide von Gerichten und Behörden erfolgreich abzuwehren.

(Klick aufs Bild und es geht los)

Dieser Beitrag wurde unter Aktuell, Geschichte, Kultur, Nachrichten, Politik, Soziales, StaSeVe Aktuell, Völkerrecht, Wirtschaft, Wissenschaft abgelegt und mit , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.
0 0 votes
Article Rating
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
2 Comments
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
Ulrike
Ulrike
6 Jahre zuvor

Weiter so boykottiert solche Firmen. Veröffentlich mal in der BLIND-Zeitung eine Liste dieser Firmen. So lesen es wenigstens mehr Leute und wachen auf.