75 Prozent der weltweiten Fischbestände wurden vom Menschen ausgerottet: Jetzt droht der Zusammenbruch zahlreicher Meeres-Ökosysteme

28.01.2016
Jennifer Lea Reynolds

Viele Menschen machen den allgemeinen Klimawandel, unterirdische Atomwaffenversuche, Ozeanbeben und Biodiversität für den Zusammenbruch vieler Meeres-Ökosysteme verantwortlich. Es lassen sich gute Argumente dafür finden, dass diese Aspekte tatsächlich zum Rückgang des Meereslebens beitragen, aber es bleibt eine Tatsache, dass auch die anhaltenden Auswirkungen der Nuklearkatastrophe in Fukushima und die damit verbundene Strahlenbelastung eine wichtige Rolle spielen.




2006 – also knapp fünf Jahre vor der Katastrophe in Japan – erschien im WissenschaftsmagazinScience ein Artikel, in dem vor dem düsteren Schicksal des maritimen Lebens gewarnt wurde. Der Verfasser Boris Worm, Junior-Professor für Meeresschutzbiologie an der Dalhousie-Universität im kanadischen Halifax, schrieb damals: »… es wird davon ausgegangen, dass alle Arten von Fischen und anderen Meerestieren bis 2048 – also noch innerhalb meines Lebens – massiv gefährdet sein werden.«

In der kurzen Zusammenfassung dieses Aufsatzes mit dem Titel »Die Auswirkungen der Verluste an Artenvielfalt auf die Funktionsweise der Meeres-Ökosysteme« hieß es: »Wir kommen zu dem Schluss, dass der Verlust an Artenvielfalt in den Meeren zunehmend die Fähigkeit der Meere beeinträchtigt, Nahrungsmittel bereitzustellen, die Wasserqualität aufrechtzuerhalten und sich von Störungen zu erholen.«




Betrachten wir diese schockierende Prognose des drohenden Untergangs aller Fisch- und Meeresfrüchtearten bis zum Jahre 2048 und ergänzen sie durch einen Aspekt, der noch nicht bekannt war, als Artikel 2006 veröffentlicht wurde: die Nuklearkatastrophe von Fukushima. Man muss davon ausgehen, dass seit 2011 täglich über kontaminiertes Wasser erhebliche Mengen an radioaktivem Caesium-134 in den Pazifik freigesetzt werden. Zu den schon genannten Faktoren kommt seit fünf Jahren nun noch der Faktor Strahlenbelastung hinzu, wenn man nach Antworten auf die Frage nach der tragischen Ausrottung des Meereslebens sucht.

Bereits jetzt sind erschreckenderweise schon drei Viertel der weltweiten Fischbestände verschwunden, ein Verlust, der wahrscheinlich nicht mehr rückgängig zu machen ist. Es könnte daher gut sein, dass das endgültige Aus für alle Fischarten und andere Meereslebewesen schon vor 2048 eintreten wird, da Fukushima die negativen Veränderungen im Meeresleben ohne Zweifel bereits beschleunigt hat und noch weiter beschleunigen wird.

Aber nicht nur die radioaktive Strahlung beeinträchtigt das Meeresleben, sondern auch Erdölkatastrophen

Die radioaktive Belastung ist nur eines der zahlreichen Probleme, die die Wasservorräte der Erde schädigen. Auch Unfälle im Zusammenhang mit der Erdölförderung im Meer oder an Küstennähe haben das Meeresleben massiv geschädigt.




Als die BP-Bohrplattform Deepwater Horizon im April 2010 im Golf von Mexiko in Brand geriet und wenig später unterging, strömten an die 760 Millionen Liter Erdöl ins Meer. Nach Angaben von Wissenschaftlern ließ dieser Zwischenfall einen riesigen Ölteppich etwa von der Größe von Rhode Island auf dem Boden des Ozeans zurück.

Charles Fisher von der Pennsylvania State University erklärte im Zusammenhang mit dieser Erdölkatastrophe: »Wir wissen immer noch nicht – sollten es aber immer im Hinterkopf behalten –, ob es dort potenzielle nicht sofort sichtbare Auswirkungen gibt. Dabei könnte es sich mit anderen Worten etwa um Einflüsse auf das Fortpflanzungssystem der Korallen handeln – langsam wachsende Krebserkrankungen, Veränderungen in der körperlichen Leistungsfähigkeit der Tiere. Diese Faktoren lassen sich nur sehr schwer untersuchen, und es vergeht sehr viel Zeit, bis wir erkennen, was dort unten vorgeht.«

… Pestizide und Körperpflegeprodukte können bei Fischen Tumore auslösen

Dass auch Fische Tumore in ihren Körpern tragen können, zeigte sich im November 2014, als ein Schwarzbarschfischer im Fluss Susquehanna einen solchen Fisch fing. Es handelte sich um den ersten dokumentierten Fall dieser Art in der Region, und es stellte sich heraus, dass es sich bei der deutlich erkennbaren Vorwölbung im Maulbereich um einen bösartigen Tumor handelte.




Interessanterweise stießen die Fischer in der Region in den letzten Jahren auf eine wachsende Zahl von Fischen mit Läsionen und Geschwüren sowie sogar auf Fische mit gemischtgeschlechtlichen Merkmalen (Intersex- oder Zwitterfische). Man geht heute davon aus, dass in der Landwirtschaft eingesetzte Pestizide und von Menschen genutzte Körperpflegeprodukte, die in den Wasserkreislauf und damit irgendwann auch in die Meere gerieten, für diese verheerenden Veränderungen mitverantwortlich sind.

Diese Liste lässt sich noch lange fortsetzen.

… Mikrokugeln in den Wassersystemen

Seit einigen Jahren machen Mikrokügelchen Schlagzeilen, nachdem einige Länder ihren Verkauf und ihre Verwendung in verschiedenen Produkten untersagt hatten. Die kleinen Kügelchen, die im Allgemeinen einen Durchmesser von einem Zehntel Millimeter bis zu einem Millimeter aufweisen, gelangten ins Wasser und wurden dort von den Fischen mit Fischeiern verwechselt und gefressen. Im Lake Michigan etwa finden sich pro Quadratkilometer 17 000 dieser Mikroteilchen, ein deutlicher Hinweis auf die Dimensionen des Problems.

… Einwohner von Flint müssen giftiges Wasser trinken

Die Einwohner der Stadt Flint im amerikanischen Bundesstaat Michigan haben keine andere Wahl, als stark belastetes Trinkwasser zu benutzen, nachdem der vom Gouverneur eingesetzte Notverwalter die Stadt vom Wasserwerk in Detroit abkoppelte, um Geld zu sparen. Das Wasser aus dem Flint Weber ist stark mit Blei und anderen Giftstoffen belastet.




Dieser Umstand war allgemein bekannt. Infolge dieser Maßnahme kam es zu erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigung vieler Menschen. Von unseren Bächen und Flüssen bis hin zu den großen Ozeanen zeigt sich, dass die Wasservorräte der Erde offensichtlich in hohem Maße gefährdet sind.

Die Gründe dafür sind verschiedene vom Menschen verursachte und Naturkatastrophen, Gier, vernachlässigte Sicherheitsvorschriften usw. Möglicherweise ist die Entwicklung schon so weit fortgeschritten, dass sich der Zusammenbruch von Meeres-Ökosystemen tragischerweise wohl kaum noch verhindern lässt.

Quelle: Kopp-online vom 28.01.2016

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