FREIHANDEL – Kampf gegen TTIP: 40.000 Kläger fechten Freihandel in Karlsruhe an

Mehr als 40.000 Bürger wollen Ceta, das kanadisch-europäische Freihandelsabkommen, verhindern. Gemeinsam streben sie eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht an. Den Klägern geht es vor allem um die Vorbildwirkung, die das Abkommen für das geplante TTIP mit den USA hat.

EU-Präsident Jose Manuel Barroso und der kanadische Premier Stephen Harper bei der Zeremonie zur Unterzeichnung des Freihandelsabkommens CETA, im Oktober 2013. (Foto: dpa)

EU-Präsident Jose Manuel Barroso und der kanadische Premier Stephen Harper bei der Zeremonie zur Unterzeichnung des Freihandelsabkommens CETA, im Oktober 2013. (Foto: dpa)

Gegner des Freihandelsabkommens Ceta zwischen der EU und Kanada wollen die Vereinbarungen mit einer rekordverdächtigen Verfassungsbeschwerde zu Fall bringen. „Wir haben knapp über 40.000 Vollmachten für eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht gesammelt“, sagte die Initiatorin Marianne Grimmenstein-Balas der Nachrichtenagentur Reuters und bestätigte damit einen „Spiegel“-Bericht. Demnach hat es noch nie eine Verfassungsklage gegeben, der sich mehr als 40.000 Menschen angeschlossen haben. Das bereits ausgehandelte, aber noch nicht ratifizierte Abkommen gilt als Blaupause für das geplante Freihandelsabkommen TTIP zwischen den USA und der EU.



Grimmenstein-Balas begründet die geplante Klage unter anderem mit der Befürchtung, durch das Abkommen würden Standards etwa im Verbraucherschutz abgebaut. Bis zum 12. März will sie weitere Vollmachten einsammeln. Die eigentliche Klage soll der Bielefelder Rechtsprofessor Andreas Fisahn ausarbeiten. „Es hilft sehr, dass so viele Bürger die Klage unterstützen, dann werden die Richter sie mit großer Wahrscheinlichkeit zulassen“, sagte er dem Spiegel. Grimmenstein-Balas erklärte, die Klage werde wohl in diesem Jahr eingereicht.

Vor der anstehenden zwölften Verhandlungsrunde wirbt die deutsche Wirtschaft unterdessen für ein umfassendes transatlantisches Freihandelsabkommen TTIP. Der Chef des Industrieverbandes BDI, Ulrich Grillo, sagte dem Handelsblatt, ein „TTIP Light“, also ein abgespecktes Abkommen, sei keine Lösung. „Die deutsche Wirtschaft hat ein hohes Interesse daran, dass die jetzt beginnende Verhandlungsrunde ein Erfolg wird.“ Der Maschinenbauverband VDMA betonte, die Branche müsse ein Teil von TTIP bleiben. Gerade für diesen mittelständisch geprägten Wirtschaftszweig sei es der Freihandelsvertrag unbedingt notwendig, um Handelshemmnisse abzubauen. Der US-Handelsbeauftragte Michael Froman warnte vor einem Scheitern der Gespräche. Das würde Deutschlands Wohlstand gefährden, sagte er der „Bild am Sonntag“.



„Derzeit geht es Deutschland wirtschaftlich gut, aber kein Land sollte sich auf dem Status quo ausruhen“, sagte er. Der globale Handel werde weiter wachsen, deswegen müssten Europa und die USA alles versuchen, um eine Führungsrolle zu übernehmen. Die Verbraucher profitierten von der Abschaffung von Zöllen, weil dadurch Waren günstiger angeboten werden könnten.

Bei der nun anstehenden Verhandlungsrunde zu TTIP wollen die Europäer in zwei zentralen und besonders umstrittenen Bereichen Neues auf den Tisch legen. Zum einen geht es um den Investitionsschutz, also das Verfahren, wie Konflikte zwischen Unternehmen und Staaten beigelegt werden sollen. Bislang wurde hier über private, wenig transparente Schiedsgerichte gesprochen.

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Der neue EU-Vorschlag sieht nun vor, dass Berufsrichter solche Streits außerhalb der üblichen Gerichtsbarkeit lösen sollen. Doch Experten wie die CEO-Sprecherin Pia Eberhardt sehen in dem Vorschlag keine Verbesserung, sondern erwarten, dass damit eine Zwei-Klassen-Gerichtsbarkeit entsteht – mit unabsehbaren Risiken für die Staaten und Steuerzahlern. 

Der zweite Punkt ist die regulatorische Zusammenarbeit, bei der es um die Abstimmung der Aufsichtsbehörden auf beiden Seiten des Atlantiks geht. Kritiker befürchten hier ein Aushebeln demokratischer Rechte, eine Schmälerung von Parlamentskompetenzen bei nationalen Gesetzgebungen. Ziel sei es, bis Jahresende eine Vereinbarung zu erreichen, sagte US-Unterhändler Froman. „Wir setzen von unserer Seite alles daran, es bis zum Winter zu schaffen.“

Quelle: Deutsche Wirtschafts Nachrichten vom 21.02.2016


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Ulrike
Ulrike
8 Jahre zuvor

Die Deutsche Wirtschaft verrät das ganze Land. Pfui Teufel.
Hoffentlich kommt TTIP nie zustande. Wir sind so blöd und würden uns noch mehr in die Abhängigkeit der USA begeben und müssten deren Schrott auch noch kaufen und konsumieren. Wenn nicht dann horrende Strafen bezahlen. Wer kann denn so blöd sein?

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[…] Staseve Aktuell – Arbeitsgemeinschaft Staatlicher Selbstverwaltungen […]

K. Becker
K. Becker
8 Jahre zuvor

Alle unsere Bemühungen werden scheitern, denn wir sind eine Besatzungszone der Amerikaner. Weder Frau Merkel noch sonst ein Politiker haben das Sagen, ausschließlich die Reichen , Industriellen, Amerikaner 8 ohne das Volk zu hören) und vermögenden Israelis, Hardliner, ( auch nicht das israelische Volk) bestimmen, wo es lang geht. Warum wohl müssen unsere sogenannten Volksvertreter so oft zur Verbeugung in diese Länder???? Mir fällt nur ein, dass wir Weisungen entgegen nehmen müssen. Wer etwas anderes weiß, bitte sagen. Warum wohl hatte z.B. ein Herr Ackermann ein enges Verhältnis zur Regierung? Warum wohl hat Frau Springer ein so enges Verhältnis zur Kanzlerin? Regenbogenpresse: Nur die 200 Superreichen sieht man immer wieder. Maschmeyer bringt ein Buch übers reich werden heraus. Dabei hat er vergessen, wieviel Menschen ihr Geld dank seiner Ehrbarkeit verloren haben. Wo bleiben die Staatsanwälte in diesem Land??? Wann wird gegen Korruption etwas getan, ach so, gibt es ja bei uns nicht. Na, toll. Wo soll das enden? Mir tun unsere Kinder und Enkel leid. Monsanto, wer hält diese Sauberen Herren auf? Wir fördern sie. Gegen kleines Trinkgeld? Sicher nicht. Das tun unsere Volksvertreter nicht. TTIP, auch so eine Jahrhundertlüge. Geheime Passagen im Dokument, nicht einmal für unsere gewählten Volksvertreter zugänglich. Was ist daran freundlicher Umgang mit uns. Ich denke, wir sind befreundet mit den Amerikanern. War wohl doch nur Spaß. Wer soll denn hier in großem Stil, nicht wieder gutzumachen, über den Tisch gezogen werden???? Wir werden wie die letzten Sklaven enteignet, ausgeraubt von einigen Wenigen, die sich fühle dürfen wie Feudalherren…… Danke Frau Grimmenstein-Balas für Ihren Mut und Ihre Ausdauer. Ich schließe mich gern Ihren Bemühungen an.

Zoettl E.
Zoettl E.
8 Jahre zuvor

Ja, ich bin auch gegen TTIP, weil wir den Amis auch mal so richtig die Stirn bieten
müssen.
Daß hier nur die großen Player profitieren muß doch jedem klar sein und das sind halt
überwiegend ie Amerikaner.

Ulrike
Ulrike
8 Jahre zuvor

Das wird gar nichts nützen weil unsere Gerichte auch nur machen was die Amis wollen.
Wir haben überhaupt nichts zu melden. Ein Narr der anderes glaubt.