Arabische und osteuropäische Freibad-Rowdys schubsten Bademeister ins Becken

Tumulte in Sinsheimer Bädern

Stadtwerke-Chef führt überörtlichen Trend auf gesellschaftlichen Wandel und fehlenden Respekt zurück

01.08.2019, 06:00 Uhr

Das Sinsheimer Freibad. Foto: Privat

Von Tim Kegel

Sinsheim. Gruppen junger Männer, oft mit Migrationshintergrund, die für Ausnahmezustände in deutschen Freibädern sorgen, sind im Sommer 2019 ein mediales Thema. Bekannt wurden Fälle in Nordrhein-Westfalen, wo eine Einrichtung zeitweise geschlossen werden musste. „Ganz so ist es bei uns nicht“, sagt Stadtwerke-Leiter Andreas Uhler im Gespräch mit der RNZ. Er glaubt aber, dass sich „die Gesellschaft verändert hat und es an Respekt fehlt“.

„Wo viele Leute sind, gibt es Reibereien“, schickt Uhler voraus. Dies betreffe „sowohl, als auch“ einheimische Badegäste wie solche mit Wurzeln in anderen Kulturkreisen. Allerdings stellt Uhler im Vergleich zum Vorjahr eine Häufung fest. Neun Vorfälle seien in dieser Saison im Freibad gezählt, „drei Jahreskarten entzogen“ worden sowie etliche Tagestickets. Gruppen seien aneinander geraten, hätten mehrfach Anweisungen ignoriert. Es sei zu kleineren Tumulten gekommen. Das Personal habe die Polizei rufen müssen. „Merkwürdig“ findet Uhler es, „dass die Polizei mehrmals pro Saison im Freibad ist“. Er berichtet von „zwei Familienvätern, die aufeinander losgegangen sind“, ob sie sich kannten „und ob es eine Vorgeschichte gibt“ , sei ungeklärt. „Aber Clans oder Banden, wie überörtlich berichtet, sind es bei uns nicht“, sagt Uhler. Auch glaubt er nicht an „organisierte Ereignisse“, wie sie Medienberichten zufolge in Großstadt-Bädern passiert seien.

Die Vorkommnisse ereigneten sich speziell an sehr heißen Tagen, „wenn offenbar auch die Gemüter erhitzt sind“. Dann schaukelten sich Situationen „wesentlich schneller hoch als früher“, hat Uhler beobachtet. Mit „früher“ meint Uhler die Zeit bis vor etwa fünf bis sieben Jahren. Oft handle es sich zunächst um einen Streit unter zweien, an dem sich in kurzer Zeit „ganze Gruppen“ beteiligten. Endvierziger Uhler erinnert sich: „Andererseits – wir waren auch mit der halben Schulklasse im Freibad. Das kam bei uns nicht vor.“

„Respekt“, denkt der Stadtwerke-Chef, geht verloren. Über lange Zeit seien „Schwimm- oder Bademeister Respektspersonen gewesen“, deren Anweisungen man gefolgt sei. Inzwischen habe sich das Bild offenbar gewandelt: „Speziell auch Eltern“ verteidigten immer öfter ausfälliges, rabiates oder falsches Verhalten ihrer Kinder. Es gebe „große Diskussionen, bis hin zur Auseinandersetzung oder zum Streit“, schildert Uhler. Oft Stein des Anstoßes: falsches Einspringen vom Beckenrand, Herunterdrücken der Schwimmseile, rabiate Muskelspielchen. Es heiße dann bestenfalls: „Mein Kind macht das gern“, aber auch „mein Kind darf das“ oder „Sie haben mir nichts zu sagen“. Und man müsse „zehnmal ermahnen“, wo früher einmal ausgereicht hätte.

Frauen unter dem Freibadpersonal, räumt Uhler ein, „haben es inzwischen oft schwerer, sich durchzusetzen“ und müssten öfter „deutliche Worte finden“. Dies liege an „einer Gesellschaft, die sich binnen 20 Jahren verändert hat“. Ein Schlaglicht hierauf würden die Jahre 2015 und 2016 werfen, als Sinsheim den Beginn der Flüchtlingskrise zu bewältigen hatte: „Das war zum Teil extrem“, räumt Uhler ein, spricht von „massiven Schwierigkeiten“. Bewohner der Unterkünfte hatten damals zeitweise freien Eintritt im Bad, „aber kein Empfinden dafür, wie man sich dort verhalten darf“. Ein Sicherheitsdienst sei eingerichtet und aufgestockt worden. Frauen hätten Belästigungen beklagt, seien „angestiert“ worden. Hierauf gebe es auch heute „immer wieder Hinweise“. Das Personal sei diesbezüglich „sehr aufmerksam“. Allerdings, stellt Uhler klar, „ist Sinsheim keine Brennpunktstadt“. An den „allermeisten Tagen“ sei die Einrichtung „immer noch ein ländliches Freibad“.

Der Umgang mit Störern ist nicht ganz einfach, etwa die Kontrolle von Zutrittsverboten. Man merke sich Gesichter und verstehe es auch, „sich Respekt zu verschaffen“. Optionen seien die Personalienfeststellung durch die Polizei bis hin zu Anzeigen wegen Hausfriedensbruchs. Bei Jugendlichen reiche oft eine mehrtägige Sperre aus, „um ein bisschen runterzukommen“, sagt Uhler. „Das wirkt und spricht sich rum.“

Die Polizei sieht im Sinsheimer Freibad „keinen Einsatzschwerpunkt“, jedoch sei es dort in jüngster Zeit zu mehreren Körperverletzungen gekommen, Haupttäter waren 17- und 18-Jährige. Ein einschreitender Schwimmmeister wurde ins Becken geworfen. Bei den auffälligen Grüppchen habe es sich bislang „hauptsächlich um arabische und osteuropäische junge Männer gehandelt“, schilderte ein Polizeisprecher. Auch die Beamten stellten fest, „dass oft jeglicher Respekt vor Frauen“ fehle.

Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung vom 01.08.2019


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Ulrike
Ulrike
4 Jahre zuvor

Warum lasst ihr dieses Dreckspack überhaupt ins Bad ? Die kämen bei mir nicht rein.