Hillary Clinton und die Verschwörung des ‚Regime-Wechsel in Syrien‘

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Hillary Clinton und die Verschwörung des 'Regime-Wechsel in Syrien'

Wer vor einem Jahr gesagt hätte, dass das US-Außenministerium, Google und Al Jazeera zusammenarbeiten, um einen Regimewechsel in Syrien zu erreichen, wäre sehr wahrscheinlich als „Verrückter“ oder „Verschwörungstheoretiker“ abgestempelt worden. Von WikiLeaks veröffentlichte Emails aus dem Postfach von Hillary Clinton belegen aber genau das.

aus dem Englischen, von RT-Gastautor Neil Clark

Syrien war ein Volksaufstand gegen einen bösen, völkermordenden, von Russland gestützten Diktator und der Westen hatte nichts mit dem Blutvergießen zu tun, in dem das Land versank. Wenn Sie anders dachten, dann galten Sie als ‚Fürsprecher Assads‘.

Jedoch dank Wikileaks, dem Freedom of Information Act und Hillary Clintons Verwendung von einem privaten, nicht-sicheren Email-Server, können wir sehen, was wirklich hinter den Kulissen vorging. Insgesamt sind 30.322 Emails und Anhänge vom 30. Juni 2010 bis zum 12. August 2014, einschließlich 7.570 von Clinton selbst geschriebenen, wurden veröffentlicht.  Sie wurden in den Mainstream-Medien nicht weiter beachtet, was nicht überrascht, bedenkt man den explosiven Inhalt.

Die Emails zeigen, wie das US-Außenministerium, „unabhängige“ Medien und Silicon Valley zusammengearbeitet haben, um außenpolitische Ziele zu erreichen. Besonders vernichtend ist eine Nachricht von Jared Cohen, der Präsident von ‚Google Ideas‘ [Ideen], (jetzt ‚Jigsaw‘ [Puzzle] genannt), die am 25. Juli 2012 geschickt wurde.

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„Bitte halten Sie diese Information vertraulich, aber mein Team plant am Sonntag ein Programm vorzustellen, das Überläufer in Syrien öffentlich verfolgt, auf einer Karte abbildet und von welchen Teilen der Regierung sie kommen“, schrieb Cohen.

„Unsere Logik dahinter ist, dass obwohl viele Leute die Gräueltaten nachverfolgen, stellt niemand visuell die Überläufer dar und ordnet sie zu, was unserer Ansicht wichtig ist, um mehr zum Überlaufen zu ermutigen und der Opposition Zuversicht zu geben“, fuhr er fort.

Der Leiter von Google-Ideas fügte hinzu, dass seine Organisation eine Partnerschaft mit Al Jazeera eingeht, „die das Werkzeug, das wir aufgebaut haben, als ihr Eigentum annehmen.“ Cohen beendet seine Email durch eine wiederholte Warnung: „Bitte halten Sie diese Information sehr vertraulich… Wir glauben, dass dies erhebliche Auswirkungen haben kann.“

Diese Email wurde an drei Spitzenbeamte verschickt: den stellvertretenden Außenminister Bill Burns (ein ehemaliger Botschafter in Russland), Alec Ross, ein Berater von Clinton für Innovation, und Clintons stellvertretenden Stabschef, Jake Sullivan. Sullivan leitete die Email an Hillary Clinton weiter, mit dem Kommentar: „Nur zur Information: Dies ist eine ziemlich coole Idee.“ Clinton schickte die Informationen am 4. August 2012 an ihre Assistentin Monica Handley weiter mit dem Betreff: „Syrien. Anlagen: Überläufer Tracker.PDF.“

„Die technotronische Oligarchie des Silicon Valley wurde als eine bloße Erweiterung des CIA enttarnt, in Bezug auf ihre Rolle in Washingtons staatlicher Politik des Regierungswechsel in Syrien“, so das Urteil des alternativen Blogs 21st Century Wire.

Screenshot (316)

„Google versuchte, die Überläufe aus Assads Reihen zu erhöhen“

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Googles Jared Cohen

Wenn Sie es überraschend finden, dass ein Top-Mann bei Google so sehr an einem ‚Werkzeug‘ interessiert sein sollte, das der ‚Opposition‘ helfen könnte, die Macht in Syrien zu übernehmen, dann hilft ein Blick auf Jared Cohens Karriere Hintergrund, um die Sache zu beleuchten.

Als Rhodes-Stipendiat an der Universität Oxford war Cohen ein kluger Kopf, der ganz klar für große Dinge bestimmt war. Nach einem Praktikum im US-Außenministerium wurde er im Jahr 2006, mit gerade 24 Jahren, Mitglied im Stab für politische Planung von Condoleeza Rice. Im gleichen Jahr veröffentlichte er ein Buch über den Völkermord in Ruanda, ein Jahr später sein Werk ‘Children of Jihad – A Young American’s travels among the Youth of the Middle East’ [‚Kinder des Dschihad – Reisen eines jungen Amerikaners unter der Jugend des Nahen Ostens‘].

Es heißt, im Jahr 2009 hätte Cohen den Chef von Twitter, Jack Dorsey, persönlich gebeten, die Dienstleistung seines Unternehmens im Iran nicht für Wartungsarbeiten zu unterbrechen. Teheran bereitete sich zu dieser Zeit auf Wahlen vor und man glaubte offenbar, dass die Gegner von Präsident Ahmadinedschad ohne Zugang zu sozialen Medien behindert werden würden.

Cohen ist seit 2010 ein Adjunct Senior Fellow am Council on Foreign Relations. Im Jahr 2013 listete das Time Magazin den damals 32-Jährigen als eine der 100 einflussreichsten Personen der Welt. WikiLeaks-Gründer Julian Assange, der Cohen und Google-Vorstand Eric Schmidt traf, als er im Jahr 2011 unter Hausarrest stand, schrieb über die Rolle von Google bei der Unterstützung der Ziele der US-Außenpolitik:

„Egal, ob es nur eine Firma oder ‚mehr als nur eine Firma‘ ist, Googles geopolitische Aspirationen sind fest mit der außenpolitischen Tagesordnung der größten Supermacht der Welt verstrickt.“

Der Wikileaks-Gründer fand heraus, dass Jared Cohen im Libanon „im Stillen daran arbeitete, […] einen intellektuellen und geistlichen Rivalen zur Hisbollah, die Höhere Schiitische Liga, zu etablieren.“ In Afghanistan hatte Cohen versucht, „die vier großen afghanischen Handy-Unternehmen zu überzeugen, dass sie ihre Antennen auf US-Militärbasen verschieben.“

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Syrien

Im Juni 2010, als Syrien noch ein friedliches Land war, reiste Cohen mit Alec Ross in die Arabische Republik. „Ich mache keinen Scherz, wenn ich sage, dass ich gerade den besten Frappuccino meines Lebens in der Kalamoun Universität nördlich von Damaskus hatte,“ twitterte er. Ross twitterte in ernsterem Ton: „Diese Reise nach #Syrien testet Syriens Bereitschaft zum verantwortungsvollerem Umgang mit Internetfreiheit“.

In einer Email vom 24. September 2010 mit dem Betreff „Erster bekannter Fall einer erfolgreichen Kampagne in Sozialen Netzwerken in Syrien“, die später an Hillary Clinton weitergeleitet wurde, schrieb Ross:

„Als Jared und ich nach Syrien reisten, taten wir das, weil wir wußten, dass die syrische Gesellschaft immer jünger (die Bevölkerung wird sich in 17 Jahren verdoppeln) und digital wird, und dass dies zu Verwerfungen in der Gesellschaft führen wird, die wir potenziell für unsere Zwecke nutzen könnten.“

Diese „Zwecke“ waren natürlich ein „Regimewechsel“ und Syriens Bündnis mit dem Iran zu brechen. Wir wissen schon, dank WikiLeaks, dass Washingtons Pläne, Syrien zu destabilisieren, lange vor dem so genannten „arabischen Frühling“ datieren. Eine Telegramm von 2006 zwischen US-Botschafter William Roebuck diskutiert Syriens „Sicherheitslücken“ in der Verwaltung Assads und „Möglichkeiten, diese auszunutzen“.

Eine dieser „Möglichkeiten“ war der Versuch, die schiitischen und sunnitischen Gemeinschaften in Syrien zu teilen. In einem Abschnitt mit dem Titel ‚ÄNGSTE DER SUNNITEN VOR IRANISCHEM EINFLUSS AUSNUTZEN‘ schreibt der Botschafter:

„In Syrien gibt es Befürchtungen, dass die Iraner aktiv schiitisch missionieren und, meist arme, Sunniten konvertieren. Obwohl oft übertrieben wird, spiegeln solche Befürchtungen ein Element der sunnitischen Gemeinschaft in Syrien, die zunehmend verärgert ist und genau auf die Ausbreitung des iranischen Einfluss in ihrem Land schaut, von Moschee-Bau bis Wirtschaft.“

Eine weitere „Möglichkeit“ war als ‚GERÜCHTE UND SIGNALE VON EXTERNEN PLÄNEN FÖRDERN‘ aufgeführt. Dies würde „die Möglichkeit einer selbstzerstörerischen Überreaktion“ vonseiten der syrischen Regierung erhöhen. Und siehe da – als die Proteste gegen die Assad-Regierung Anfang 2011 begannen, waren die USA schnell dabei, die syrischen Behörden übermäßiger Reaktionen zu beschuldigen – was genau das war, was sie wollten.

Die früheren WikiLeaks-Enthüllungen über Syrien passen zu dem, was wir aus Clintons Emails erfahren. Während westliche Machthaber und ihre Medien-Stenografen, Schock und Empörung vortäuschen, über das, was in Syrien passiert ist, zeigt uns WikiLeaks, dass die Möglichkeit, dass das Land durch sektiererische Konflikte auseinander gerissen wird, tatsächlich von den Feinden Syriens begrüßt wurde.

„Der Niedergang des Hauses Assad könnte sogar einen religiös motivierter Krieg zwischen den Schiiten und der sunnitischen Mehrheit in der Region entzünden und den Iran mit hineinziehen, was nach Ansicht der israelischen Kommandeure keine schlechte Sache für Israel und seine westlichen Verbündeten wäre“, schrieb Sidney Blumental in einer Email von 2012 an Hillary Clinton.

Blumenthal weist darauf hin, dass nicht alle Regierungskreise Israels so dachten, machne hätten Besorgnis ausgedrückt, dass die Verbreitung von „zunehmend konservativen islamischen Regimes“ Israel „verletzlich“ machen könnte.

Man muss bedenken, dass wenn die USA und Großbritannien ihren Willen im August 2013 durchgesetzt und die Assad-Regierung bombardiert hätten, dann hätten wahrscheinlich der IS und al-Qaida-Verbündete die Kontrolle über das gesamte Land übernommen. Und die meisten kriegerischen Stimmen für die Bombardierung einer säkularen Regierung, die den IS und al-Qaida im Jahr 2013 bekämpften, waren amerikanische Neocons. Dies war die gleiche Gruppe von Falken, die so sehr auf die Invasion des Irak 10 Jahre zuvor gedrängt hatte und die sich auch für die NATO-Bombardierung von Libyen 2011 einsetzten.

WikiLeaks bestätigt, dass – wie schon in Libyen und Irak – fast alles der offiziellen Version des „westlichen Establishments“ über den Krieg in Syrien falsch war. Die USA setzten alles daran, das Land zu destabilisieren und ethnische und religiöse Spaltungen zu nutzen.

Eine riesige Menge an Waffen wurde – über regionale Verbündete – an gewalttätige Dschihadisten geliefert, euphemistisch als ‚Rebellen‘ bezeichnet, um das Ziel eines Regierungswechsels zu erreichen. Der Aufstieg des IS kann direkt auf die destruktive, bösartige Politik der USA und ihrer Verbündeten gegen Syrien zurückgeführt werden. Vergessen Sie nicht, dass wir bereits einen US-Geheimdienstbericht vom August 2012 gesehen haben. Darin wird festgestellt, „die Möglichkeit der Einrichtung eines deklarierten oder nicht deklarierten Salafisten-Fürstentums im Osten Syriens“ wäre „genau, was die die Opposition unterstützenden Kräfte wollen, um das syrische Regime zu isolieren“.

Im Jahr 2006, dasselbe Jahr, in dem Botschafter Roebuck sein Telegramm sendete, wie die USA die „Sicherheitslücken“ der säkularen Assad-Regierung auszunutzen könnte, vereitelte die syrischen Behörden einen Terroranschlag auf die US-Botschaft in Damaskus.

Man hätte meinen können, dass Syrien damit ein paar Pluspunkte beim US-Außenministerium und seinen Mitarbeitern verdient hätte. Aber wie die Clinton-Emails bestätigen, es zählte das absolut nichts.

RT Deutsch bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

Quelle: Russia Today (RT) vom 27.03.2016

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