Panama-Papiere: Massives Datenleck enttarnt Finanzgeschäfte der Reichen und Mächtigen dieser Welt

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04.04.2016
Markus Gärtner

Oligarchen, Waffenhändlern und betuchten Finanzakrobaten steht eine aufregende Woche bevor. Das Internationale Konsortium investigativer Journalisten (ICIJ) hat am Sonntagabend begonnen, Informationen aus einem riesigen Datenleck bei der Anwaltskanzlei Mossack Fonseca in Panama zu publizieren.

Das Material wurde ursprünglich der Süddeutschen Zeitung zugespielt. Ans Licht der Öffentlichkeit geraten Mails, Kontoauszüge und andere Dokumente über mehr als 210 000 Gesellschaften, die mit Hilfe von Banken und der Anwaltskanzlei gegründet wurden, um internationale Transaktionen und Geldgeschäfte von hohen Politikern, Sportstars und anderen Promis zu tarnen.



In der Tagesschau wurde der Knaller prominent platziert und – wen überrascht es – Wladimir Putin als Erster der angeblich zwölf Staatsoberhäupter und 128 weiteren Politiker präsentiert, die – oder deren Vertraute – sich diskreter Dienste für getarnte Bewegungen großer Geldsummen bedient haben sollen.

Auch der Focus nannte in einem ersten Bericht zur Aufdeckung des riesigen Netzwerks von Briefkastenfirmen »ein Netzwerk rund um einen Vertrauten des russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin«: Es soll bei der Enthüllung eine »wichtige Rolle gespielt haben. In der Talkshow Anne Will gab der Leiter des Recherchenetzwerks von NDR, SWR und SZ, Georg Mascolo, zu Protokoll, dass sich auch deutsche Namen in den umfangreichen Dokumenten finden, jedoch keine von Politikern«.



Der britische Guardian titelt seinen Bericht: »Die Zwei-Milliarden-Dollar-Offshore-Spur, die zu Wladimir Putin führt«. Der Guardian hat allein ein Reporterteam von acht Journalisten für die Durchforstung der Panama-Papiere abgestellt.

Deutsche Leitmedien können jetzt über Wochen hinweg auf immer neue Enthüllungen und konkrete Namen hoffen, mit deren Aufdeckung sie schwere Versäumnisse in der Berichterstattung zur Flüchtlingspolitik der Bundeskanzlerin und bei der sichtbaren Wiederkehr der Griechenlandkrise übertünchen können.

Den ersten Informationen zufolge haben rund 370 Journalisten in fast 80 Ländern insgesamt mehr als elf Millionen Dateien ausgewertet. Sie haben Briefkastenfirmen in Panama und den Britischen Jungferninseln kreiert und genutzt.

Mindestens 15 Geldhäuser und deren Töchter, darunter auch drei deutsche Banken, sollen den inzwischen ausgewerteten Unterlagen zufolge von den »Panama Papers« genannt werden. Doch einzelne Institute wurden gestern und über Nacht noch nicht identifiziert.



Die meisten Unterlagen, die derzeit von dem Recherchenetzwerk ICIJ durchforstet werden, stammen aus den fünf Jahren bis 2015. Es sollen aber auch Dokumente bis zu 40 Jahre zurückreichen.

Firmen wie Mossack Fonseca, die von Steueroasen aus agieren, stellen betuchter Klientel aus aller Welt anonyme Depots und Konten zur Verfügung und verstecken ihre Klientel hinter Scheinfirmen, die von Scheindirektoren repräsentiert werden.

In solchen trüben Finanzorbits wird Geld gewaschen, werden Spuren verwischt, und es werden Yachten, teure Gemälde oder Immobilien vor den neugierigen Augen des Fiskus quasi in Luft aufgelöst oder von Anfang an unter dem Radarschirm von Behörden hindurchgeleitet.



Bestechungsgelder von Sportfunktionären oder Einnahmen aus Drogengeschäften können so prima getarnt werden. Die Tagesschau brachte gestern eine Stellungnahme der Anwaltskanzlei Mossack Fonseca:

»Unser Unternehmen bietet, wie viele andere auch, weltweite Vertretertätigkeiten für professionelle Mandanten (zum Beispiel Rechtsanwälte, Banken oder Fonds) an, die ihrerseits als Vermittler agieren. Unsere Arbeit als eingetragener Vertreter besteht allein darin, dass wir bei der Anmeldung von Gesellschaften helfen.«

Das alles geschehe in Einklang mit Recht und Gesetz.

Schon im Juni 2013 hat das ICIJ eine Liste mit mehr als 100 000 Stiftungen und Firmen online gestellt, um die Nutzung von Steueroasen durch Firmen aufzudecken. Welcher Zusammenhang zu der Aktion von vor drei Jahren besteht, wurde in den vergangenen Stunden nicht sofort deutlich.

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Quelle: Kopp-online vom 04.04.2016

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