Noroviren verstecken sich in Austern

02.09.15

Von Luise Heine

austern

© austern_photocrew – Fotolia

Austern gelten als Delikatesse. Doch echte Gourmets, die sie am liebsten roh verspeisen, fangen sich dabei schnell Noroviren ein. Die fiesen Magen-Darm-Erreger landen auf einem merkwürdigen Umweg im Körper der Schalentiere.

Bauchschmerzen, explosives Erbrechen und starker Durchfall – wer unter diesen Beschwerden leidet und wenige Stunden zuvor ein paar Austern geschlürft hat, hat sich möglicherweise mit Noroviren infiziert. Der Ursprung der Viren sind aber nicht die Meerestiere selbst, sondern – der Mensch. Das fanden chinesische Forscher jetzt heraus. Die Austern können die hochansteckenden Viren nicht nur übertragen,sondern sogar als Reservoir für die Erreger dienen, berichten Yongjie Wang und sein Team von der Shanghai Ocean University.

Weltweit kommt es immer wieder zu Noroviren-Ausbrüchen in Zusammenhang mit dem Verzehr von Austern. In vielen Fällen wird dabei die genetische Zusammensetzung der Viren bestimmt und in einer internationalen Datenbank archiviert. Genau auf diese Archive griffen Wang und seine Kollegen jetzt zurück. Sie untersuchten die Erbinformationen der Erreger die dort im Zeitraum von 1983 bis 2014 abgelegt worden waren und verglichen, wie sehr sich diese bei den Viren der unterschiedlichen Jahrgänge ähnelte. Auch die geografische Verbreitung die einzelnen Viren-Unterformen erfassten die Forscher.

Herkunft: der Mensch

Wichtig war die Erkenntnis, dass die Viren in den Austern zu 80 Prozent von Menschen kamen, das verrieten bestimmte Stellen im genetischen Code der Viren. „Die Austern dienen den Viren nicht nur als Übertragungsweg, sondern überdauern lange in deren Gewebe“, schreiben die Wissenschaftler. So würden die Tiere zum Rückzugsort für die Viren, von wo aus sie immer wieder neu den Menschen befallen könnten.

„Austern leben vor allem in Küstennähe. Genau dort werden aber auch vielerorts die kothaltigen Abwässer der Menschen ins Meer geleitet“, erläutert Wang. Von einem Noro-Ausbruch 1993 ist sogar überliefert, dass sich an Noroviren erkrankte Fischer im Wasser erleichterten. Die menschlichen Exkremente sind zwar meist guter „Dünger“ für die Meerestiere, bergen aber die Gefahr der Kontamination mit Krankheitserregern wie eben auch den Noroviren.

Nicht roh verzehren

Wer trotzdem nicht auf den Genuss von Schalentieren verzichten mag, der solle Austern und andere Muscheln keinesfalls roh verzehren, raten die Wissenschaftler. Tatsächlich müssen Lebensmittel über 60 Grad erhitzt werden, um Noroviren unschädlich zu machen.

Quelle:Yongxin Yu et al. Molecular epidemiology of oyster-related human noroviruses: Global genetic diversity and temporal-geographical distribution from 1983 to 2014. Appl. Environ. Microbiol., 2015 DOI: 10.1128/AEM.01729-15

Quelle: netdoktor.de vom 02.09.2015

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Alexander Berg
8 Jahre zuvor

Meine Erfahrung mit dem Norovirus: Drei Tabletten Bullrichsalz in einem lauwarmen Glas Wasser aufgelösen und trinken. Nach 5 Minuten war es kein Thema mehr.