Holpriger Start vom G20-Gipfel: Chinesen blaffen Amerikaner an

US-Präsident Barack Obama bei der Ankunft in China
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US-Präsident Barack Obama bei der Ankunft in China

Verbale Gefechte am Flughafen, harte Worte beim Streit ums Südchinesische Meer – die Beziehungen zwischen China und den USA wirken frostig. „Das ist unser Land“, hießen die Gastgeber ihre Gäste willkommen. Kann der G20-Gipfel noch versöhnlich enden?

Die US-Medien nannten es einen „holprigen Start“. Und das ist noch eine freundliche Umschreibung für das Aufeinandertreffen der US-Delegation und der chinesischen Sicherheitskräfte beim Gipfel der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20). Neben den in scharfen Worten ausgetragenen politischen Differenzen sorgten Rangeleien und Wortgefechte zwischen chinesischen Sicherheitsbeamten und der US-Delegation bei der Ankunft am Flughafen für Verstimmung.

„Ein Mitglied der chinesischen Delegation schrie Mitarbeiter des Weißen Hauses von dem Moment an, an dem die Mediengruppe das Rollfeld betrat“, hieß es in Schilderungen von angereisten Journalisten. „Er wollte, dass die US-Presse verschwindet.“

Die Journalisten sollten sich hinter ein blaues Seil zurückziehen – weg von der Ankunftsszene. Auf Widerstand der Journalisten und Mitarbeiter des Weißen Hauses rief er: „Das ist unser Flughafen. Das ist unser Land.“

Als Sicherheitsberaterin Rice und ihr Vize Ben Rhodes das Seil hoben, um zur Ankunft des Präsidenten zu kommen, habe der Mann verärgert versucht, sie daran zu hindern. Der Ablauf des Empfangs sei eigentümlich gewesen. „Sie taten etwas, das nicht erwartet worden war“, sagte Rice

Die angespannte Spannung zwischen den USA und China zog sich dann über den ersten Gipfeltag. So reagierten Vertreter der Volksrepublik verärgert auf die Kritik von US-Präsident Barack Obama an chinesischer Vormachtpolitik in den Inselstreitigkeiten mit seinen Nachbarn. Das Außenministerium sprach von „unverantwortlichen Bemerkungen“.

Staats- und Parteichef Xi Jinping wies in seinen Gespräch mit Obama die Vorwürfe zurück und forderte die USA auf, vielmehr „eine konstruktive Rolle“ bei der Wahrung von Frieden und Stabilität im Südchinesischen Meer zu spielen. China werde „unerschütterlich“ seine territoriale Souveränität und maritimen Interessen schützen, warnte Xi. Schon im Vorfeld des Gipfels war klar, dass der Inselkonflikt eine tiefen Schatten über das Treffen legen würde. Dass es so düster kommen würde, war aber nicht vorherzusehen gewesen.

Inselstreit geht USA angeblich nichts an

Pekings Außenministerium warf den USA vor, „zweierlei Maß“ anzulegen. Die USA hätten kein Recht, sich zu dem territorialen Streit zu äußern, weil sie die Seerechtskonvention (UNCLOS) nicht einmal ratifiziert hätten, sagte ein Sprecher. Er reagiert auf ein Interview des US-Präsidenten mit CNN, in dem Obama mit Blick auf das selbstbewusste chinesische Vorgehen zur Zurückhaltung aufgerufen und vor „Konsequenzen“ gewarnt hatte. China ignoriert ein Urteil des internationale Schiedsgerichtshof in Den Haag, der die chinesischen Gebietsansprüche abgewiesen hatte.

Mit Nachdruck brachte Xi in seinem Gespräch auch den Widerstand gegen die Stationierung des US-Raketenabwehrsystems THAAD in Südkorea vor. China betrachtet die Defensivmaßnahme als Bedrohung, obwohl sie sich gegen Provokationen Nordkoreas richtet. Xi forderte Obama auf, die strategischen Sicherheitsinteressen Chinas zu respektieren. Nach dem Empfang von führenden chinesischen Menschenrechtlern durch Rice am Dienstag im Weißen Haus kritisierte Xi auch Einmischung in Chinas innere Angelegenheiten und verteidigte die chinesische Menschenrechtslage.

Immerhin in einem Punkte kamen sich China und die USA näher: In der Klimapolitik schienen beide Präsidenten einig, nachdem sie UN-Generalsekretär Ban Ki Moon am Samstag die formellen Dokumente zur Annahme des Paris Klimaabkommens übergeben hatten. Die Ratifizierung durch die beiden größten Wirtschaftsmächte wurde als entscheidender Schritt gewertet, damit die Vereinbarung noch dieses Jahr in Kraft treten können. Ziel ist es, die Erderwärmung unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu halten – auch wenn die nationalen Zusagen dafür bislang bei weitem noch nicht ausreichen.

cbu/dpa

Quelle: Spiegel-online vom 04.09.2016

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Ulrike
Ulrike
7 Jahre zuvor

Endlich zeigt mal jemand den Amis dass sie nicht beliebt sind weil sie überall mitmischen.
Was soll aus diesem Gipfel denn rauskommen?