Europa: „Si tacuisses…“: Großoffensive der Ukraine im Donbass scheitert an Redseligkeit eines Offiziers

 

"Si tacuisses...": Großoffensive der Ukraine im Donbass scheitert an Redseligkeit eines Offiziers

Ein ukrainischer Militärangehöriger in einem Kirchturm in Peski nahe dem Donezker Flughafen am 26. Oktober 2017. Um den Flughafen wurde am heftigsten gekämpft. Jetzt befindet er sich auf dem Territorium der Donezker Volksrepublik. Peski ist nur drei Kilometer von der Demarkationslinie entfernt.

Die ukrainische Regierung wollte letzte Woche eine unübersichtliche Situation in der so genannten #Volksrepublik Lugansk für einen Großangriff gegen die abtrünnigen Regionen nutzen. Ein Offizier erwies sich jedoch als Plaudertasche – die Eskalation blieb aus.

von Max Maksimow

Was am 21. November in der Gegend von #Swetlodarsk geschah:

Im #Donbass – einer Gegend, in der seit fast vier Jahren Kriegszustand herrscht – ereignete sich an diesem Tag etwas, das geeignet gewesen wäre, das Minsker Abkommen zu vernichten und die osteuropäische Region in den Zustand eines groß angelegten Kriegs zu führen. Die #ukrainische Armee ging an diesem Tag plötzlich in die #Offensive und besetzte zwei Wohnsiedlungen, die sich zuvor in der so genannten Grauen Zone befunden hatten. So heißt das entmilitarisierte Gebiet der Kontaktzone zwischen den Aufständischen der nicht anerkannten #Volksrepublik Donezk und der #Ukraine.

Die beiden Dörfer in der Grauen Zone, #Gladosovo und #Majskoje, gehörten offiziell nicht zum Gebiet der Volksrepublik Donezk. Doch die Einheimischen haben die Aufständischen unterstützt. Viele von ihnen besaßen Pässe der international nicht anerkannten Republik. Dennoch reagierten die bewaffneten Aufständischen nicht auf den Vormarsch der Gegner und hinderten diese auch nicht daran, neue Stellungen zu erobern und gefährlich nah an die von der Volksrepublik kontrollierten Gebiete heranzurücken. Im Regelfall werden solche Kriegshandlungen als „Provokation“ bezeichnet. Und solchen folgen nicht selten umfangreiche Kampfhandlungen.

Man muss anmerken, dass die Reaktion der Volksrepublik Donezk auf den Vormarsch des Feindes etwas seltsam war. Als die ukrainische Armee die Offensive startete, hat Donezk überhaupt nichts unternommen. Erst einige Tage später gab der Präsident der Volksrepublik, #Alexandr Sachartschenko, eine Erklärung ab, in der er eine gewisse „symmetrische Antwort“ auf die Handlungen der Ukraine versprach.

Wenn man bei der #OSZE meint, die Handlungen von Kiew würden das Minsker Abkommen nicht verletzen und seien lediglich eine Verbesserung für die ukrainische Seite, werden wir dem altbewährten Prinzip folgen: ‚Der Perfektion sind keine Grenzen gesetzt.‘ Dann werden wir unsere Positionen genauso verbessern. Es soll sich dann niemand wundern, wenn wir das sehr zielstrebig durchführen“, machte Sachartschenko deutlich.

OSZE-Mission: Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen

Welche Auffassung der OSZE-Mission im Donbass genau kommentierte aber der Leiter der Aufständischen? Deren Mission behauptete, die Beobachter hätten keine Verletzungen des Minsker Abkommens in der Offensive der ukrainischen Armee gesehen. Es gibt jedoch allen Grund, diese Einschätzung zu bezweifeln. Am 21. November verbreitete die ukrainische Presse nämlich selbst Informationen dahingehend, dass die ukrainische Armee eine Offensive gegen die Stellungen der Aufständischen begonnen hatte.

Gleichzeitig hieß es, dass die Ergebnisse der Offensive nicht so beeindruckend gewesen wären wie erwartet, da angeblich aufgrund der Redseligkeit eines ehrenamtlichen Journalisten die Aufständischen auf den Plan der Offensive aufmerksam wurden. Diese Tatsache hat auch das ukrainische Verteidigungsministerium bestätigt. #Verteidigungsminister Stepan Poltorak gab eine Dringlichkeitserklärung ab, in der er bat, keine Details über die Pläne der ukrainischen Streitkräfte zu veröffentlichen. Für den Verrat machte die ukrainische Seite den Freiwilligen #Juri Mjasygin verantwortlich.

Man könnte über diese Geschichte lachen und sie auch als Fehlinformation oder Vertuschungsversuch abtun, da in keiner Armee der Welt außenstehende Personen in geplante Kriegsaktionen eingeweiht werden. Was aber sind die logischen Konsequenzen einer solchen Überlegung?

Heißt das, die Ukraine hatte gar keine Offensive und keinen Bruch der Minsker Abkommen vorbereitet? Nein. Diesmal kann man sagen, dass das Unmögliche möglich ist. Der Freiwillige Juri Mjasygin ist nämlich keine ausgedachte Person. Es gibt ihn wirklich. Und die Schuld am Misserfolg der ukrainischen Streitkämpfe haben die ukrainischen Verantwortlichen tatsächlich ihm auferlegt. Doch er wollte als Adressat dieses Vorwurfs nicht schweigen und einfach den Kopf hinhalten, sondern nahm seinerseits Stellung zu diesem Vorfall. Mjasygin zufolge sei vielmehr einer der ukrainischen Stabsoffiziere am Verlust des Informationsvorsprungs hinsichtlich der Angriffspläne schuld, da er eine Absprache mit einem Fernsehsender gehabt und diesem exklusive Informationen versprochen hätte.

Auf #Facebook erklärte Juri Mjasygin dazu:

Es gab eine gewöhnliche Absprache zwischen dem Schießplatzkommandanten der 54. mechanisierten Brigade und Journalisten, wonach, sobald der Kampfeinsatz vorbei sein würde, nur die Journalisten dieses Fernsehsenders das exklusive Recht erhalten sollten, von der erfolgreichen Aktion zu berichten und exklusiv am Schauplatz dabei zu sein. Übrigens waren sie auch die ersten, die dort ankamen. Sie verstehen ja, was es bedeutet, wenn nur ein Sender über die Erfolge unserer Armee berichtet? Da geht es vor allem um Ratings und nochmal um Ratings. Es kostet sehr viel Geld, nur auf einem Sender eine solche Nachricht über diese Erfolgsgeschichte präsentieren zu können. Welchen Vorteil die Absprache mit den Journalisten dem Schießplatzkommandanten bringt, wenn er ihnen bereits im Vorfeld eine exklusive Reportage verspricht?!  Das soll jeder für sich selbst beantworten.

Provokation hätte Flächenbrand auslösen können

Damit hat ein ukrainischer Offizier die Pläne der ukrainischen Armee, das Minsker Abkommen zu verletzen und eine Offensive zu starten, die einen großangelegten Krieg hätte provozieren können, aus Geschwätzigkeit und Geldgier ausgeplaudert, nachdem er seinen Deal mit dem Fernsehsender geschlossen hatte. Und das bedeutet, dass die Offensive geplant war und damit auch begonnen wurde. Die ukrainischen Truppen besetzten zwei Dörfer, in denen es keine Soldaten gab. Dort befanden sich Zivilisten. Und in diesen Dörfern seien dem Augenzeugen Juri Mjasygin zufolge „Säuberungen“ durchgeführt worden. Das wäre eine Aktion, bei der feindliche Soldaten und Spione identifiziert, gefangen bzw. getötet werden. Nach RT vorliegenden Informationen haben die ukrainischen Soldaten einige Zivilisten festgenommen. Ihr Schicksal ist unbekannt.

Weiter befanden sich gut befestigte Stellungen der Volksrepublik Donezk in der Nähe, welche die Ukrainer nicht anzugreifen wagten, da sie sonst große Verluste riskiert hätten, insbesondere deshalb, weil der Überraschungsfaktor verloren gegangen war. Hätte es den gesprächigen Offizier jedoch nicht gegeben, wäre genau das passiert. Ein solches Vorgehen verstößt jedoch in eklatanter Weise gegen das Minsker Abkommen und hätte zum großflächigen Wiederaufflammen des Krieges führen können. Außerdem meinen einige Analytiker, dass das ukrainische Kommando den Zeitpunkt für diese unerhörte und gefährliche Offensive nicht zufällig gewählt habe. Denn genau am 21. November hatte die Volksrepublik Donezk große Militärtruppen nach Lugansk geschickt, da sich die politische Lage in der Region verschärft hatte.

Die Ukraine hatte erfahren, dass in Lugansk angeblich ein Umsturz stattfand. Der Republikchef #Igor Plotnizki geriet in einen Konflikt mit dem Leiter des Innenministeriums. In Lugansk traten Bewaffnete auf, Regierungsviertel wurden blockiert. Auch die ukrainische Presse meldete damals, dass Igor Plotnizki tot sein könnte, dass „die Volksrepublik Donezk die Volksrepublik Lugansk erobert“ habe und dass „Moskau eine Vereinigung der Republiken vorbereite“. Das waren zwar Fehlinformationen, aber hatten bis zu einem gewissen Grad auch einen wahren Kern. Es gab tatsächlich eine Revolte, die sich gegen die Führung des Gebiets richtete. Diese Gerüchte wurden in den Medien und den sozialen Netzwerken schon bald intensiv diskutiert.

Hätten sich diese Meldungen bestätigt, wäre die Person, die das Minsker Abkommen unterzeichnet hatte, unter seltsamen Umständen gestorben, und hätten die beiden Volksrepubliken, die im Abkommen erwähnt werden, aufgehört zu existieren, hätte sich die Ukraine auf den Standpunkt stellen können, dass dies de iure ja auch das echte Ende der Minsker Abkommen wäre. Und das würde die Ukraine berechtigen, den Friedensprozess nicht mehr einzuhalten und auch formell kein Teil mehr davon zu sein. Genau deswegen gab Kiew auch den Befehl, anzugreifen – ungeachtet, wie der Konflikt in Lugansk ausgehen mag -, um den Aufständischen so viel Gebiet wie möglich wegzunehmen.

Der Militäreinsatz begann am 21. November um 16 Uhr. Wir näherten uns ohne Gegenwehr, betraten ruhig zwei Siedlungen und hatten sie unter Kontrolle. Am 21. November um 23 Uhr war der Einsatz erfolgreich beendet. Am Morgen des 22. Novembers gab es eine Umschau bzw. eine Säuberung der Siedlungen“, schrieb Juri Mjasygin und veröffentlichte die Pläne der ukrainischen Armee.

Wie der unselige Freiwillige erzählt, wurde der Angriff genau in jenem Moment eiligst unterbrochen, als Lugansk erklärte, die politische Lage sei unter Kontrolle, Plotnizki lebe und es gäbe keine strukturellen Veränderungen in den Volksrepubliken Donezk und Lugansk.

Anhand dieser Begebenheit wird aber klar, wie zerbrechlich das #Minsker Abkommen und wie unsicher der Waffenstillstand ist, wenn sie von so jämmerlichen Schicksalswendungen abhängen. Ein geschwätziger Freiwilliger, ein korrupter Stabsoffizier, listige Journalisten auf der Suche nach etwas Exklusivem – und ein Ozean der Unverantwortlichkeit seitens der Führung in Kiew, die das Minsker Abkommen grundsätzlich nicht einhalten will.

Diesmal kam es zu keinem großangelegten Krieg. Doch was kommt morgen?

Quelle: Russia Today vom 30.11.2017

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