Groß-Winzer für Aldi und Lidl aktiv – Was in den Wein-Flaschen vom Discounter steckt

Lidl, Aldi, Weinanbau, Wein
dpa/Rolf HaidJede zweite Flasche Wein kaufen die Verbraucher inzwischen beim Discounter.

Dass Billig-Wein von Aldi aus einer Massenproduktion sprudelt, überrascht wenig. Trotzdem kaufen die Deutschen jede zweite Flasche beim Discounter. Denn die Qualität ist ungeahnt gut. Die fünf Geheimnisse hinter dem Erfolg der Weinköniginnen Aldi, Lidl & Co.

Fast jede zweite Flasche Wein kaufen die  inzwischen bei Aldi, Lidl und anderen Discountern. Ihr Anteil am deutschen Weinmarkt beträgt 48 Prozent, berichtete jüngst das Deutsche Weininstitut (DWI). Supermärkte mit eingerechnet sind es sogar 74 Prozent.

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Die Weinpreise der Discounter im Vergleich

Der Durchschnittspreis für einen Liter beträgt dabei gerade einmal 2,84 Euro. Viele Weine in den Regalen der Discounter gibt es sogar schon zum Billig-Preis von 1,99 Euro, etwa bei Aldi – dem inzwischen größten deutschen Weinhändler. Wie niedrig die Weinpreise beim Discounter derzeit sind, zeigt eine aktuelle Grafik des Fachmagazins Weinwirtschaft für die meistverkauften Rebensäfte:

Lidl, Aldi, Weinanbau, Wein

Weinwirtschaft – Weinpreise im Discount-Handel; Stand: 14.03.2014

Massenproduktion ja, Fusel nein

Dass die Weine von Aldi, Lidl oder Netto nicht aus ausgesuchten Top-Lagen stammen können, ist angesichts dieser Zwerg-Preise klar. Trotzdem ist die Qualität der Discount-Weine besser als ihr Ruf: Bei Blindverkostungen räumen die Marken der Discounter immer wieder Preise ab.

Wie kommt das?

1. Gleichbleibende Qualität

Die Discounter bemühen sich nach Kräften, trotz der großen Mengen eine gleichbleibende Qualität zu gewährleisten. Dazu werden die Weine in verschiedenen Partner-Kellereien vollautomatisch nach standardisierten Vorgaben in riesigen Stahltanks gegoren – in Rekordzeit. Schon nach einem Monat ist der Gärprozess abgeschlossen. Die Fabrikanten beziehen ihre Rohstoffe – also Grundweine, Trauben und Most  – Schätzungen zufolge je zur Hälfte von in- und ausländischen Erzeugern.

Nach dem Gären wird der fertige Fasswein in einem festgelegten Verhältnis gemischt und abgefüllt. Aldi kontrolliert die Qualität seiner Weine sogar in einem eigenen Labor.

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2. Qualität besser als gedacht

Aufgrund des standardisierten Gärprozesses hat der Wein immer ein einheitliches Level. Das Niveau der Discounter-Weine ist auch deshalb so hoch, weil die Supermärkte nicht mit x-beliebigen No-Name-Kellereien kooperieren, sondern mit den größten Konzernen der Branche. Diese führenden Unternehmen erwirtschaften Umsätze in dreistelliger Millionenhöhe, meldet das Fachmagazin „Weinwirtschaft“.

Die Top-10 der deutschen Großkellereien

Lidl, Aldi, Weinanbau, Wein

Weinwirtschaft, eigene Darstellung*geschätzt

Allein Marktführer Peter Mertes produziert nach Recherchen der „Weinwirtschaft“ bei einem Umsatz von 330 Millionen Euro jährlich 250 Millionen Flaschen und gehört damit zu den größten Weinfabrikanten in Europa. Seine Weine stehen in den Regalen von Aldi, Lidl und auch Rewe.

3. Wohlklingende Namen

Ein Nachteil der Misch-Produktionsweise besteht darin, dass die gewohnten Namen von Anbaugebieten (Großlagebeschreibungen) nicht länger auf den Etiketten auftauchen. Doch auch diese Klippe hat die Branche geschickt umschifft: An Stelle der Anbaugebiete treten einfach die Markennamen der Kellereien. So finden sich auf dem Etikett immer noch die Rebsorte und – statt der Lage – allgemeine, aber für den Otto-Normal-Verbraucher edel und vertraut klingende Bezeichnungen wie Dornfelder oder Müller-Thurgau. Auch das schafft einen Wiedererkennungwert für die Käufer.

Hektoliterweise Dornfelder – Romantische Holzböden und Korken-Massenbestellungen

Lidl, Aldi, Weinanbau, Wein
dpa/Rolf Vennenbernd – Großkellereien bestellen Korken in riesigen Mengen, um Kosten zu reduzieren.

4. Warenpräsentation und Sortiment

Die Auswahl im Discounter-Regal lässt kaum noch Kundenwünsche offen. Viele Supermärkte bieten mittlerweile ein Sortiment von über 300 Weinen an.

Selbst Drogerien wie Rossmann präsentieren ihre Produkte elegant in Holzgestellen oder in Weinabteilungen mit extra dafür verlegten Holzböden. Das romantische Moment soll die Absatzschraube ankurbeln.

„Wir stellen fest, dass immer mehr Filialen der Einzelhandelsketten versuchen, sich über ein gutes Weinsortiment zu profilieren“, sagt DWI-Geschäftsführerin Monika Reule.

FOCUS Online – Vom Riesling bis zum Grauburgunder: Sommelier verkostet die neuen Aldi-Weine für FOCUS Online

5. Niedrige Kosten

Personalkosten spielen bei den Kellereien kaum eine Rolle. Traubenpflücken per Hand, monatelanges Gären – kurz, alles was dauert und Kosten verursacht – gibt es nicht.

Auch der Einkauf von Flaschen, Etiketten und Korken in Unmengen ermöglicht es den Großkellereien ihre Weine so günstig an die Discounter zu verkaufen, dass beiden einen Gewinn bleibt.

Insgesamt kostet die Händler eine Flasche Wein im Einkauf somit zwischen 0,90 und zwei Euro. So bleibt selbst bei dem billigen 1,99-Euro-Wein ein ordentlicher Gewinn hängen.

Quelle: Focus-online vom 28.03.2014

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