Deutscher Mainstream: Orbáns illiberale Demokratie

 
MAX ERDINGER
Foto: Screenshot/Faceboo
Viktor Orbán ist beliebt bei den Ungarn (Foto: Screenshot/Facebook)
 

Die wohlfeilen Sonntagsreden deutscher Politiker beinhalten oft die Formel „liberale Demokratie“. Die muß man schützen, bewahren, gegen ihre Feinde verteidigen und überhaupt. Dementsprechend ist es natürlich eine Meldung, wenn der bitterböse Viktor Orbán,  seines Zeichens ungarischer Regierungschef, rundheraus erklärt: „Demokratie ja, Liberalismus nein.“ Und genau das hat er dieser Tage erst wieder getan, bei der seit 30 Jahren stattfindenden Sommerakademie im rumänischen Baile Tusnad, einem Ort, in dem viele ethnische Ungarn leben. Verhaltene Schnappatmung bei t.online.

Es gehe ihm darum, so Orbàn, die Phrase „illiberale Demokratie“  mit einem positiven Inhalt zu füllen. Es sei nicht wahr, daß Demokratie per definitionem eine liberale Grundhaltung voraussetze, sagte der ungarische Regierungschef. Nach Orbán betont der Liberalismus das Individuum zu sehr, verlange von diesem moralisch keine Rechenschaft und vernachlässige Verdienste einer Einzelperson um das Gemeinwohl.

Da hat er wohl recht. Ein sehr eindrückliches Beispiel dafür ist der liberalistische Wahn von der Verwandlung der kollektiven Fortpflanzung in eine Frage liberalfrauenrechtlicher Individualbefindlichkeit. Das ist zwar eine schöne Idee, im Resultat aber Quatsch. Wohin das führt, sieht man nämlich an der Demografie. Die indigenen Deutschen bilden heute ein kollektives Altersheim. Daraus könnte man folgern, daß das liberal-individualistische „Mein Bauch gehört mir und sonst niemandem – und weiß der Geier, warum Hodensäcke zu den Fortpflanzungsorganen zählen. Die Sackträger haben in Fortpflanzungsfragen einfach das Maul zu halten. Sie haben nichts zu melden.„, nichts weiter als ein Zerebralfurz sein könnte, der eine aus Frauenperspektive schön liberalistisch duftende Grundhaltung verströmt. Nur läßt sich halt nicht alles immer nur aus der Frauenperspektive betrachten.

Wohin das nämlich führt, beweist allerweil niemand eindrucksvoller, als Frau Angela Merkel. Bei der ist nämlich fraglich, ob das Volk wirklich etwas davon hatte, daß sie ihren Kopf statt ihres Bauchs dem Gemeinwohl opferte. Und Gemeinwohl müsste schon sein, wenn man sich´s recht überlegt. Aussterben oder nicht kann man ja wohl völlig unmöglich zu einer Frage exclusivweiblicher Befindlichkeiten erklären, so, als ob Männer bei der Fortpflanzung nichts mitzureden hätten. Man hat das ja auch nicht immer so gesehen. Das ist ein relativ neuer Zerebralfurz der Liberalisten. Früher hieß es in der Literatur z.B. noch: „Sie gebar ihm einen Sohn“. Dativ: „Sie wem?“ – „Ihm“.  Sehr geil, das. Bisweilen „schenkte sie ihm“ auch einen.

Das war, als Frauen noch großzügig gewesen sind statt liberal und ihren Bauch nicht für sich ganz alleine haben wollten. Damals wussten sie noch, daß dann, wenn der Mann schon seinen ganzen Körper zu Kanonenfutter machen lassen muß, sie wenigstens ein bißchen Bauch beisteuern könnten zum Wohle des Ganzen. Damals gab es auch noch Menschen, die mit Anstand denken konnten, anstatt mit Egozentrik. Vielleicht auch deswegen, weil es eine kulturelle Übereinkunft gegeben hatte dahingehend, als daß man Gottes Befehlen zu gehorchen habe. Und den haben äußerst weise Menschen, nachdem sie des geschlechtlichen Unterschieds gewahr worden sind, welcher sich durch verstärkte Durchblutung gewisser Schwellkörper bemerkbar gemacht hatte, eine Aufforderung formulieren lassen, die ihrem Naturell sehr entgegenkam. „Seid fruchtbar und mehret euch“, ließen sie den externalisierten Gesetzgeber verfügen – und allein schon die Tatsache, daß sie den Gesetzgeber externalisiert, – und somit ihrem modischen, launischen Zugriff entzogen hatten -, beweist, daß die Erfinder der göttlichen Aufforderungen nicht die dümmsten gewesen sein können. Erst mit der Reformation kam die Unsitte auf, zu denken, man müsse die größten Selbstverständlichkeiten erst einmal auf Augenhöhe ausdiskutieren und jeder könne sich seinen eigenen Bezug zur Göttlichkeit herstellen. Aber zu weit will ich hier auch nicht abschweifen.

Dabei wäre die Sache unabänderlich so klar wie Kloßbrühe: Biologisch funktioniert der Mensch auch nicht anders als jedes andere Säugetier.  Wenn es im Saustall keine Ferkel gibt, stirbt die Sau aus – und Gott allein weiß, wer dann in den verwaisten Schweinestall einzieht. Die Schwalben vielleicht. Wenn Schwalben in einen verwaisten Saustall einziehen, dann ist das die Folge von Liberalismus, um bei diesem Beispiel zu bleiben.

Christliche Demokratie

Viktor Orbán will lieber eine „christliche Demokratie“ statt einer liberalen, sagt er. Wenn Demokratie richtig verstanden eine Veranstaltung ist, in der sich die Demokraten über verschiedene Wege zu einem gemeinsamen Ziel streiten, dann wäre „Demokratie“ als für sich stehender Begriff ziemlich undemokratisch. Ein gemeinsames Ziel wäre schon nötig. Ein sehr schönes gemeinsames Ziel wäre, mit seinen Landsleuten in einem Land zusammenzuleben, in dem man sich eher mehr als weniger darauf verlassen kann, daß alle anderen wenigstens wissen, was als anständig und üblich gilt, weil man daran gewisse Erwartungen knüpfen kann, die eine gesetzliche Regelung bis ins letzte Detail obsolet machen. Wenn beispielsweise jeder dasselbe Verständnis davon hat, was Betrug ist, kann man sich juristische Haarspaltereien mit hundert Seiten AGBs beim Brötchenkauf sparen. Und man müßte nicht erst „Begrifflichkeiten definieren“. Außerdem könnte man in aller Freiheit einen Hundsfott einen Hundsfott nennen und sich darauf verlassen, daß dann, wenn er tatsächlich einer ist, alle anderen zustimmend nicken würden und einem beipflichten: Ja, dieser Hundsfott ist tatsächlich ein Hundsfott. Man überlege einmal: Früher galt ein einfacher Handschlag unter Viehhändlern als Vertrag. Mehr Freiheit war nie, als zu Zeiten der illiberalen Christlichkeit. Man brauchte keine haarspalterischen und kniefieseligen Rechtsverdreher, die spitzfindig herausarbeiteten, warum der Hundsfott juristisch gesehen eigentlich keiner ist. Gemeinsame Kultur ist eine gute Basis für Freiheit vor staatlicher und ideologischer Belästigung.

Viktor Orbán reklamierte im rumänischen Naile Tusnad für sich, er habe mit der von ihm in Ungarn aufgebauten „christlichen Demokratie“ den Dienst an der Gemeinschaft gefördert. Und bevor jetzt Linksliberale wieder in hysterisches Gebrüll verfallen von wegen, daß das totalitär sei und die Freiheit des Einzelnen verachte: In einem größeren Maßstab tickt ihr selber kein Stück anders. Euere Gemeinschaft ist halt die Weltgemeinschaft, mithin also keine, weil es die Weltgemeinschaft außer in euren kranken Köpfen nicht gibt. Dazu sind die Menschen eurer eingebildeten Weltgemeinschaft nämlich zu unterschiedlich. Wo kein gemeinsames Ziel, da auch keine Gemeinschaft.

t.online schreibt mit unterschwelligem Spott: „Er plane, in den nächsten 15 Jahren die „christliche Freiheit“ in Ungarn einzuführen, betonte Orban.„, um belehrend hinzuzufügen:  „Der theologische Begriff „christliche Freiheit“ wird unter anderem auch als Freiheit interpretiert, den offenbarten Willen Gottes zu erfüllen.„- Da muß man t.online seines unterschwelligen Sarkasmus´ wegen verständnisvoll beipflichten. „Der offenbarte Willen Gottes“ ist, um das mit einem zeitgeistigen Wort zu bezeichnen, ein „Narrativ“, das heute mehr Schwierigkeiten macht, als es eigentlich müsste. Wir leben schließlich nicht mehr in der Frühzeit des Christentums oder im Mittelalter. Inzwischen wissen wir wesentlich mehr.

Verlernt haben wir lediglich, zu wissen, daß wir nicht alles wissen können, egal, wie sehr wir uns anstrengen, es in Erfahrung zu bringen. „Der offenbarte Willen Gottes“ ist jedenfalls nur noch sehr schwierig zu halten. Es kann bei der „christlichen Freiheit“ eigentlich nur noch darum gehen, eine kulturelle Übereinkunft als unantastbar zu akzeptieren, sich dem Unerklärlichen sozusagen zu fügen – und auf diese Weise den gesellschaftlichen Frieden zu sichern. Man muß ein Konstrukt nicht schon deswegen ablehnen, weil man es für ein Konstrukt hält. Wenn man erkennen kann, daß es in Ermangelung gleichwertiger Alternativen sinnvoll ist, einen externalisierten Gesetzgeber per se dogmatisch als segensreich zu definieren, dann sollte man genau das tun, anstatt sich blindlings auf die Fähigkeiten der Ratio zu verlassen. Die wiederum schafft sich gern Zivilreligionen (Ideologien), welche der christlichen Religion haushoch unterlegen sind. Das wäre dann eine rationale Entscheidung auf der Metaebene aller Rationalität – und die wiederum nach allen ideologischen Amokläufen des vergangenen Jahrhunderts mit seinen Zivilreligionen auf jeden Fall eine Rückkehr zu bescheidener Vernunft. Realistisch ist: „Ich weiß, daß ich nichts weiß„. Zugleich ist diese Einsicht aber das letzte, was unsere liberalistischen Eliten für sich selbst gelten lassen würden. Das ist unser Verhängnis – und Viktor Orbán weiß das genau.

Lang leben die Ungarn! Und sie werden lang leben, von Generation zu Generation. Die Regierung Orbán stellt die Weichen richtig: Keine Steuern mehr von Ungarn unter 26 Jahren, damit sie ein individuelles Fundament für die Familiengründung legen können. Steuernachlässe bis hin zur Steuerfreiheit für kinderreiche Familien. So und nicht anders sichert man eine Zukunft für sich und die Seinen, anstatt sich in diffusem Weltgemeinschaftsgeschwätz ob seiner eingebildeten Globalmenschlichkeit und auf Kosten des eigenen Überlebens eitel selbst zu bespiegeln. Bravo, Viktor Orbán!

Quelle: journalistenwatch.com vom 29.07.2019 


Dienstleistung

alles-auf-einen-klick.eu

Wir formulieren für Sie Briefe, Einsprüche, Widersprüche, Klagen nach Ihren Wünschen und stellen diese rechtsverbindlich zu.

Wir helfen Ihnen auch Bescheide von Gerichten und Behörden erfolgreich abzuwehren.

(Klick aufs Bild und es geht los)

Dieser Beitrag wurde unter Aktuell, Geschichte, Kultur, Nachrichten, Politik, Soziales, StaSeVe Aktuell, Völkerrecht, Wirtschaft, Wissenschaft abgelegt und mit , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.
0 0 votes
Article Rating
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
3 Comments
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
trackback

[…] Zum Artikel […]

Ulrike
Ulrike
4 Jahre zuvor

Orban macht es richtig. Der lässt nicht sein Land mit Gesindel fluten wie andere europäische Länder. Der arbeitet für sein Volk und nicht dagegen wie die Deutsche Politik.

trackback

[…] verweise ich außerdem auf einen eigenen Artikel von mir aus dem Jahr 2019, der heute noch bei “Staseve Aktuell – Arbeitsgemeinschaft staatlicher Selbstverwaltungen” zu finden ist und sich Orbáns “illiberaler Demokratie” in Ungarn widmete, beziehungsweise […]