Bundesarbeitsminister Hubertus Heil: Fleischkonzern Tönnies soll nach Corona-Ausbruch für Schäden haften

 
Von red/AFP 

Nach dem Coronavirus-Ausbruch bei dem Fleischkonzern Tönnies übt Bundesarbeitsminister Hubertus Heil harsche Kritik. Der SPD-Politiker macht klar, dass der Betrieb für die entstandenen Schäden haften muss.

Der Fleischkonzern Tönnies steht nach dem Coronavirus-Ausbruch in der Kritik. Foto: dpa/David Inderlied
Der Fleischkonzern Tönnies steht nach dem Coronavirus-Ausbruch in der Kritik.Foto: dpa/David Inderlied

Rheda-Wiedenbrück – Der Fleischkonzern Tönnies wird nach Ansicht von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) für durch den Coronavirus-Ausbruch im nordrhein-westfälischen Kreis Gütersloh entstandene Schäden haften müssen. „Es muss eine zivilrechtliche Haftung des Unternehmens geben“, sagte Heil am Sonntagabend. Der Konzern habe mit Verstößen gegen die Corona-Regeln „eine ganze Region in Geiselhaft genommen“.

Konzernchef Clemens Tönnies hatte sich am Samstag öffentlich für den Ausbruch des Erregers unter Mitarbeitern des Schlachtereibetriebs im ostwestfälischen Rheda-Wiedenbrück entschuldigt. Sein Konzern stehe in „voller Verantwortung“, sagte er. Nach Angaben des Kreises Gütersloh, in dem Rheda-Wiedenbrück liegt, wurden die Reihentests auf dem Tönnies-Gelände am Samstag abgeschlossen. Demnach lagen zunächst 5899 Befunde vor. Davon waren 1331 positiv, also mehr als ein Fünftel. Die komplette Tönnies-Belegschaft steht derzeit unter Quarantäne.

Heil hat kein Vertrauen in Firma Tönnies

Heil sagte in der „Bild“-Internetsendung „Die richtigen Fragen“, sein Vertrauen in die Firma Tönnies sei „gleich Null“. Der Konzern habe nicht nur die eigenen Beschäftigten, sondern die „öffentliche Gesundheit“ gefährdet. Den „Unmut“ im Kreis Gütersloh über das Unternehmen könne er „gut verstehen“. Derzeit stehen allgemeine Ausgangsbeschränkungen für den Kreis im Raum. Ein flächendeckender Lockdown sei „im Moment nicht auszuschließen“, hatte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) zuvor am Sonntag gesagt.

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter appellierte an den Unternehmenschef, die durch den Virus-Ausbruch entstandenen Kosten aus der eigenen Schatulle zu bestreiten. Wenn Clemens Tönnies seine Entschuldigung ernst meine, „würde er die Kosten aus seinem Privatvermögen tilgen – nicht aus dem Firmen-Vermögen“, sagte Hofreiter in „Die richtigen Fragen“.

Der Virus-Ausbruch bei Tönnies hat die Debatte um einschneidende Veränderungen in der Fleischindustrie weiter befeuert. Kritiker machen schlechte Arbeitsbedingungen und die Unterbringung von – meist osteuropäischen Mitarbeitern – von Subunternehmen für die Serie von Coronavirus-Ausbrüchen in der Branche mitverantwortlich.

Das Bundeskabinett hatte bereits im Mai neue Auflagen für die Fleischindustrie auf den Weg gebracht. Vorgesehen ist unter anderem ein Verbot von Werkverträgen, das ab dem 1. Januar 2021 gelten soll. Danach sollen nur Angestellte des eigenen Betriebs Tiere schlachten und zerlegen dürfen.

Frage nach den Fleischpreisen

SPD-Chef Norbert Walter-Borjans forderte höhere Fleischpreise und eine Debatte über Verteilungsgerechtigkeit in Deutschland. „Fleisch ist ein Produkt, das mit hohem Einsatz an Energie und anderen Rohstoffen entsteht. Wert und Preis stehen oft in einem krassen Missverhältnis“, sagte Walter-Borjans dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Der Fall Tönnies zeige, „wie wenig Beachtung der Frage geschenkt wird, wie Nahrung – immerhin unsere wichtigste Lebensgrundlage – produziert wird“.

Alles sei „dem Gewinnstreben und der Effizienz untergeordnet“, kritisierte der SPD-Vorsitzende. Dabei habe Politik die Aufgabe, gute Arbeitsbedingungen und artgerechte Tierhaltung zu gewährleisten. Dies verteuere Produkte natürlich. „Deshalb gehört zur Lösung dazu, dass Klein- und Mittelverdienende mehr Geld in der Tasche haben – durch faire Löhne und ein gerechtes Steuersystem“, betonte Walter-Borjans.

Klöckner kündigt Veränderungen an

Grünen-Fraktionschef Hofreiter bezeichnete „das ganze System“ in der Fleischbranche als „krank“. Besserungen seien nur zu erreichen, wenn das gesamte System geändert werde. Das von der Bundesregierung geplante Ende der Werkverträge zum Jahresbeginn 2021 bezeichnete Hofreiter als verspätet. Angesichts der Serie von Coronavirus-Ausbrüchen in Schlachtbetrieben könne nicht so lange gewartet werden.

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner kündigte grundlegende Veränderungen in der Fleischbranche an, verwies dazu aber auf den vorliegenden Gesetzentwurf der Regierung. „Das System kann so nicht fortbestehen. Die Arbeitsbedingungen in der Fleischbranche müssen verbessert werden“, sagte die CDU-Politikerin der „Passauer Neuen Presse“.

Quelle: Stuttgarter Zeitung vom 22.06.2020 


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Annette
Annette
3 Jahre zuvor

…hört man da die Grünen schreien? „Veggi, Veggi, Veggi for ever!“

Kleiner Grauer
Kleiner Grauer
3 Jahre zuvor

Der Tönnies ist 2019 im März aufgefallen! Rechtsradikale Gedanken geäußert!
Der wird durch den Fleischwolf gedreht! Dem System sind doch Kriege mit fast Milliarden Toten egal. Dem System sind doch hunderte Millionen Arbeitslose egal. Dem System geht es um DEM sein Geld! Das System nimmt Corona zum Vorwand und dreht den Tönnies durch die Wurstmaschine und macht daraus „uns doch egal Blutwurst!“
Anden Arbeitsbedingungen hat sich das System bisher nicht gestört auch an den Unterkünften nicht. Die Gedanken verderben die Wurstbrühe! Die Gedanken sind nicht mehr frei, Sie kommen in die Sülzwurst!

ulrike
ulrike
3 Jahre zuvor

Die Veganer stehen schon in den Startlöchern. Da gibts Firmen die machen dann verganes Fleisch. Pfui Teufel wer frisst so was?

Und Fr. Landwirtschaftsministerin will Fleisch viel teurer machen. Die kann sich das leisten mit ihrem riesigen Gehalt. Aber die armen Leute ???

ulrike
ulrike
3 Jahre zuvor

Und wer haftet für die Schäden die unsere Bundesregierung angerichtet hat ?

birgit
birgit
3 Jahre zuvor

Zerfleischt EUCH ! IHR seid auf dem richtigen Weg !