Invasion: Kirschessigfliege bedroht Obsternte in Süddeutschland

Eine Kirschessigfliege sitzt in einem Weinberg in Bensheim an der Bergstraße (Archivbild)
Fredrik von Erichsen/dpa

Eine Kirschessigfliege sitzt in einem Weinberg in Bensheim an der Bergstraße (Archivbild)

Sie legen ihre Eier in Weintrauben, Himbeeren und Pflaumen ab. Die aus Asien stammende Kirschessigfliege wird zunehmend zum Problem für Obst- und Gemüsebauern. Besonders in Süddeutschland breitet sich das Insekt aus.

Fans von Beeren, Pflaumen und Trauben könnten dieses Jahr das Nachsehen haben: Ein erst seit einigen Jahren in Deutschland vorkommender Schädling bedroht die Ernte der Obst- und Weinbauern in Süddeutschland. Durch die Kirschessigfliege gebe es bereits einzelne Betriebe mit Totalausfällen, sagte Hans-Dieter Stallknecht, Fachreferent für Obst- und Gemüsebau beim Deutschen Bauernverband in Berlin.

Die aus Ostasien eingeschleppte Fliege sei in diesem Jahr zum ersten Mal in großem Umfang aktiv. Grund ist das Wetter: Sie finde durch den feucht-warmen Sommer ideale Bedingungen vor, teilte die bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) mit.

Löcher in der Schutzhülle zerstören die Frucht

Die Fliege wüte vor allem in Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, sagte Stallknecht. Das ganze Ausmaß der Schäden sei noch nicht absehbar. Ziel der Fliege sind neben Kirschen auch Brombeeren, Himbeeren, Heidelbeeren, Holunder, Pflaumen und rote Trauben.

Die nur etwa sechs Millimeter große Kirschessigfliege sägt die Schale von zahlreichen Fruchtsorten an, um darin ihre Eier abzulegen, erklärte LWG-Biologin Mareike Wurdack. Die Weibchen hätten am Hinterleib einen ausgeprägten Legebohrer, mit dem sie durch die Schale vieler Früchte kämen. Ist eine Frucht befallen, fällt sie ein und läuft aus. Außerdem riecht sie mostig und vergoren. Befallene Früchte können somit nicht mehr verkauft werden.

Rekordbefall auf Testfeld

Das Julius-Kühn-Institut als Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen beobachtet die Fliege seit 2012 – nie war der Befall jedoch so hoch wie in diesem Jahr. Nach Zahlen auf ihrer Website zählten die Forscher in einem Test-Obstfeld in den vergangenen Jahren nie mehr als 200 Tiere. Dieses Jahr waren es Anfang August 360.

Bekämpfen können Obstbauern die Fliege erst, wenn sie am Werk ist, erklärte Wurdack – mit chemischen Pflanzenschutzmitteln. „Wenn jemand gar keinen chemischen Pflanzenschutz betreibt, überlässt er den Tieren kampflos das Feld“, sagte Wurdack. Sie verwies aber darauf, dass auch Mittel gegen die Fliege zur Verfügung stünden, die Bio-Landwirte einsetzen können.

Sorgen bereitet den Experten vor allem die schnelle Vermehrung der kleinen Tiere. Sie lebten im Sommer rund einen Monat, alle drei Wochen schlüpft eine neue Generation, erläuterte Wurdack. Bei wenig Frost könnten die Fliegen auch überwintern. Durch den milden Winter hätten in diesem Jahr besonders viele Elterntiere überlebt, sodass die Zahl der Fliegen ab Juli rasant gestiegen sei.

Quelle: Spiegel-online vom 15.08.2016

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Ulrike
Ulrike
7 Jahre zuvor

Viele Obstbauern haben Totalausfälle auch dadurch:

Bei Nacht und Nebel kommen „Erntehelfer“ und die Bäume sind leer. Oder so hier
geschehen am hellichten Tag kommen „Fachkräfte“ und ernten einfach. Anscheinend ist das bei denen zu Hause so üblich dass der erntet der nicht gesät hat.

Es wäre nötig nachts Bewacher an die Felder zu stellen.

Alexander Berg
7 Jahre zuvor
Reply to  Ulrike

Und wer bezahlt die Bewacher? 😀

Birgit
Birgit
7 Jahre zuvor

Du, natürlich !