Nach Skandalen – Berliner Polizeipräsident Klaus Kandt muss gehen

 
Klaus Kandt (2017).
Klaus Kandt (2017).Foto: picture alliance / Britta Peders

#Geisel hatte zuvor den bisherigen Polizeipräsidenten Klaus #Kandt in einem persönlichen Gespräch in den sofortigen #Ruhestand versetzt.

Berlins Polizeipräsident Klaus Kandt soll mit sofortiger Wirkung abgelöst werden. Dies erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Montag. Klaus Kandt führte die Behörde seit Dezember 2012. Innensenator Andreas Geisel (51, #SPD) informierte Vertreter der rot-rot-grünen Fraktionen vorab über den Rausschmiss und lud kurzfristig zu einer Pressekonferenz um 12 Uhr ein. In der Einladung hieß es, er werde über Veränderungen bei der Polizei informieren.

Michael Krömer übernimmt kommissarisch ab 1. März

Noch-Vize Margarete Koppers (56) verlässt ebenfalls die Polizeibehörde, tritt am 1. März ihr Amt als neue Berliner Ge­ne­ral­staats­an­wäl­tin an. Konkrete Gründe für Kandts Entlassung nannte der Innensenator nicht, er will die Ablösung als Neuanfang verkaufen. Die Nachfolge soll zum 1. April besetzt werden. Vorerst soll zum 1. März kommissarisch Michael Krömer die Polizeiführung übernehmen. Krömer leitet bisher die Polizeidirektion 5 für Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln.

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Anzeige wegen des Verdachts der #Körperverletzung im Amt

Kandt und Koppers waren unter Druck geraten, weil erkrankte Beamte sie nach Einsätzen in gesundheitsgefährdenden Schießständen wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt durch Unterlassen angezeigt hatten.

Es ist nicht der einzige Skandal, für den Klaus Kandt in der Vergangenheit in der Kritik stand.

Der Fall Amri

Im Zusammenhang mit den Ermittlungen zum Terroristen #Anis Amri machten Kollegen vom Landeskriminalamt (LKA) folgenschwere Fehler. Der Sonderermittler des Berliner Senats schrieb in einem internen Bericht, sie hätten unter „katastrophalen“ Bedingungen arbeiten müssen. „Drei wesentliche Dienstbereiche“ seien „nur eingeschränkt funktionsfähig“. Das sei dem Polizeipräsidenten schon 2013 (!) mitgeteilt worden.

Akademie-Skandale

2017 geriet die #Polizeiakademie mehrfach in die Negativ-Schlagzeilen, u. a. gibt es den schlimmen Verdacht auf Unterwanderung durch einen arabischen Clan. Der Fall ist nicht aufgeklärt. Ein weiterer Anwärter drehte Pornos und ein Brüderpaar der Akademie handelte mit Drogen.

Party-Polizei

Im vergangenen Sommer machten sich Mitglieder einer Berliner Hundertschaft deutschlandweit einen Namen als Party-Polizei: Am Rande des G20-Gipfels in Hamburg benahmen sich die Polizisten noch vor Einsatzbeginn so daneben, dass sie von den Hamburgern nach Hause geschickt wurden. Aufnahmen dokumentierten eine wilde Party mit Trinkgelage und anschließender Verwüstung.

Prämie zum Ausstechen

Die Gehälter bessern sich nur langsam auf. 2017 gab‘s als Weihnachtsgeschenk und Anerkennung der Leistung für alle Kollegen ein Metallförmchen zum Ausstechen von Plätzchen – der Spott war den Verantwortlichen gewiss.

Der aus Baden-Württemberg stammende Kandt war zuvor Präsident der Bundespolizei in Berlin und Brandenburg. Zu Beginn seiner Karriere war er bei der Anti-Terroreinheit GSG 9 des damaligen Bundesgrenzschutzes, der heutigen Bundespolizei. In den 1980er Jahren leitete er ein Spezialeinsatzkommando bei der Berliner Polizei. Später war er Polizeipräsident in Frankfurt (Oder) und Potsdam.

Kandt „sehr überrascht“ über Ablösung

Klaus Kandt selbst hat sich nach Informationen der „Welt” „sehr überrascht” über seine Ablösung gezeigt aber er „akzeptiere diese politische Entscheidung”. Er sei am Montagmorgen zu Innensenator Andreas Geisel einbestellt und in den Ruhestand versetzt worden, der einen „innenpolitischen Neuanfang beschlossen” habe. „Meine Behörde ist gut aufgestellt, wir stehen finanziell gut da.” In der nächsten Kriminalstatistik werde die „Ernte meiner Arbeit eingefahren”, sagte Kandt.

Graf: „Brutaler Angriff auf die Unabhängigkeit der Polizei“

Florian Graf, Vorsitzender der CDU-Fraktion Berlin, spricht in einer Pressemitteilung von einem brutalen Angriff auf die Unabhängigkeit der Polizei. Mit Klaus Kandt verliere Berlin einen seiner profiliertesten Kenner der inneren Sicherheit. „Berlin hat Klaus Kandt viel zu verdanken, ihn zu ersetzen wird schwer. Wir erwarten eine Bestenauslese bei der Neubesetzung der Polizeiführung, keine Auswahl nach Ideologie und Parteibuch.“, fordert der CDU-Politiker.

Luthe: „Trennung von Klaus Kandt ist überfällig“

Marcel Luthe, innenpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin, erklärt zur Ablösung von Polizeipräsident Klaus Kandt: „Die von uns bereits vor Monaten geforderte Trennung von Klaus Kandt ist überfällig.“ Demnach brauche die Berliner Polizei eine Rückkehr zu einer werteorientierten Führungskultur. Kandts Nachfolger müsse laut Luthe ein erfahrener Direktionsleiter sein, so wie der Leiter der Direktion 5, Michael Krömer.

Abschiedsveranstaltung für Koppers ersatzlos abgesagt

Noch-Vize Margarete Koppers (56) verlässt ebenfalls die Polizeibehörde. Die Veranstaltung zu Ihrer Verabschiedung am Dienstag um 13 Uhr wurde jedoch ohne Nennung von Gründen ersatzlos abgesagt, wie ein Kollege auf Twitter mitteilte.

Deutsche Polizeigewerkschaft: „Sicherheitspolitischer Ritt auf der Rasierklinge.“

Die Deutsche Polizeigewerkschaft schreibt auf Twitter, Innensenator Geisel müsse schnell Licht ins Dunkel bringen. „Die polizeiberlin mit einem Streich komplett führungslos zu machen, ist ein sicherheitspolitischer Ritt auf der Rasierklinge.“

Pressesprecher der GdP zur Pressekonferenz des Innensenators – Geisel hat bereits neuen Kandidaten

Der Pressesprecher der Gewerkschaft der Polizei, Benjamin Jendro, unterstützt Innensenator Geisels Aussage bei der Pressekonferenz zur Ablösung des Berliner Polizeipräsidenten, Berlin brauche eine moderne Polizei, die nach innen und außen für sich werbe, auch selbstkritisch sei, eine die mit Personalräten und Gewerkschaften zusammenarbeitete und eine Führung habe, die mit Leidenschaft bei der Sache ist. Zudem habe Geisel bereits einen neuen Kandidaten.

Geisel: Ich habe einen Kandidaten, das ist alles vorbereitet keine Angst. Die neue Doppelspitze wird sowohl interne Kenntnisse aus der Berliner Polizei haben als auch Einflüsse von außen einbringen

Geisel: „Mit Kandt kein Neuanfang“

Geisel stellte klar: „Ich habe bei Klaus Kandt nicht das Gefühl, das mit ihm mein gewünschter Neuanfang möglich ist.“

#Hakan Taş (MdA Berlin, Linke): Neuanfang war überfällig

Der Berliner Linken-Politiker Haken Taş teilt auf Twitter mit, ein Neuanfang bei der Polizei sei längst überfällig. „Mit der Neubesetzung muss der Erneuerungsprozess jetzt vorangetrieben werden.“ Rot-rot-grün habe die Voraussetzungen für mehr Personal geschaffen – aber auch strukturelle Änderungen seien notwendig.

Abschiedsmail von Kandt und Koppers: „Mit Herzblut gearbeitet“

„Wir haben die Behörde gemeinsam, partnerschaftlich, Seite an Seite geführt. Und nun will es das Leben so, dass wir uns beide zum selben Zeitpunkt von Ihnen verabschieden. Das fällt uns sehr schwer, weil mit mit ganzer Kraft und mit Herzblut für diese Behörde gearbeitet haben.“, heißt in einer Abschiedsmail von Kandt und Koppers.

Lesen Sie hier die ganze Abschiedsmail im Wortlaut.

Wegner: „Innensenator stürzt Polizei in Führungskrise“

Kai Wegner, Bundestagsabgeordneter der CDU für Spandau und Charlottenburg-Nord, wirft dem Innensenator vor, die Polizei ohne Not in eine Führungskrise zu stürzen.

Geisel will „innenpolitischen Neuanfang“ und stürzt die @polizeiberlin ohne Not in eine Führungskrise. Die Polizei ist in Unruhe. wird befördert, gefeuert und der neue Polizeipräsident ohne Ausschreibung berufen. Dafür fehlt nicht nur mir jedes Verständnis.

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Ulrike
Ulrike
6 Jahre zuvor

Toll wie sich die Herrschaften gegenseitig niedermachen. Weiter so.

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